Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

   
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Abschnitt IV. Physiologie. 455 
Als Kaliumsalz wird die Oxalsáure nach DE Banv!) bei Zvziza (Selerotinia) 
sclerotiorum abgeschieden, sowohl seitens der Mycelien, als der Sclerotien. 
Soweit die Untersuchungen reichen, scheint Oxalsáure-Abscheidung nicht 
stattzufinden bei den Rostpilzen (Uredineen), den Brandpilzen (Ustlagineen), 
Mehlthaupilzen (Erysipheen) und den Peronosporeen. 
7. Ausscheidung von anderen Säuren. 
In erster Linie dürfte Kohlensäure in Betracht kommen, da dieselbe bei 
der Athmung von allen Pilzen ausgehaucht wird. Pilze und Flechten, welche 
kalkhaltige Substrate bewohnen, bedienen sich der Kohlensäure sicherlich zur 
Lösung des Calciumcarbonats. Daraus erklärt es sich, dass manche kalkbe- 
wohnende Flechten, wie die Verrucarien, sich förmlich in das feste Kalkgestein 
hineinfressen, daraus erklärt sich auch die von WEpDL?) und KöLLIKER®) constatirte 
Thatsache, dass Pilze sich in die festen und compacten Scelette resp. Schalen 
von Polythalamien, Steinkorallen, Acephalen (Bivalven, z. B. Auster), Brachiopoden, 
Gasteropoden, Anneliden (Serpula) und Cirrhipedien mit ihren Fäden einbohren, 
um in jenen festen Substraten weiter zu wachsen, sich zu verzweigen und zu 
fructificiren, oft sogar in sehr reicher Form. 
Hier ist auch die Beobachtung von Roux?) zu erwähnen, welcher in Knochen- 
schliffen (Rippenstiick der Riytina Stelleri, sowie in den Wirbeln fossiler T hiere) 
Pilzmycelien auffand, sowie das lingst bekannte Eindringen von Schimmelpilz- 
füden in Vogeleier durch die Kalkschale hindurch, nicht bloss durch deren Poren. 
Mit W. MILLER habe ich mich an Diinnschliffen von einem menschlichen Zahn 
überzeugt, dass ein Pilz in Sprossform in die Emaille, also den härtesten Theil 
des Zahngewebes, eingedrungen war und hier weiter gesprosst hatte. 
Ob in solchen Fällen ausser der Kohlensäure noch andere zur Ausscheidung 
gekommene freie Säuren betheiligt sind, wird sich zunächst wohl kaum ent- 
scheiden lassen. 
8. Ausscheidung von Ammoniak. 
Infolge einer beiläufigen Bemerkung von Sacus*), dass frische, in lebhaftem 
Wachstum begriffene Pilze bestündig und allgemein freies Ammoniak auszuhauchen 
scheinen, da, wenn man einen mit Salzsáure befeuchteten Stab über frische oder 
zerbrochene Pilze halte, die bekannten Nebel sich bilden, unterzog BorzcowS) 
diese Frage an den Hutpilzen, Mutterkórnern etc. einer experimentellen Prüfung, 
deren Ergebnisse positiv ausfielen und B. zu der Annahme veranlassten, dass die 
Ausscheidung freien Ammoniaks eine ganz allgemein verbreitete Erscheinung 
bei Pilzen sei, die zugleich eine nothwendige Function des Pilzkórpers darstelle. 
Man vermisst aber bei Bonzcow's Experimenten die hier so wichtigen Cautelen 
zur Abhaltung von Spaltpilzen, welche namentlich in den grossen Schwámmen 
!) Ueber einige Sclerotinien und Sclerotienkrankheiten. Bot. Zeit. 1886, Nr. 22—27. 
2) Ueber die Bedeutung der in den Schalen von manchen Acephalen und Gasteropoden 
vorkommenden Kanäle, Sitzungsber. d. Wiener Akademie Bd. 23 (1859), pag. 451. 
3) Ueber das ausgebreitete Vorkommen von pflanzlichen Parasiten in den Hartgebilden 
niederer Thiere. Zeitschr. f. wissensch. Zool. Bd. 10 (1860), pag. 215—232. 
4 Ueber eine in Knochen lebende Gruppe von Fadenpilzen. Zeitschr. f. wissenschaft]. 
Zoologie. Bd. 45, 1886. 
5) Handbuch der Experimentalphysiologie, pag. 273. 
8) Zur Frage über die Ausscheidung des freien Ammoniaks bei den Pilzen. Melang. biol. 
Bull. de l'acad. imper. de St. Petersburg, 1868, t. 14, pag. 1—23. 
Schenk, Handbuch der Botanik, Bd.IV. 30 
     
      
   
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
   
   
  
  
   
  
  
  
   
   
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
 
	        
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