Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

    
  
    
   
  
   
   
  
  
  
  
  
    
  
   
   
   
   
     
  
  
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Abschnitt IV. Physiologie. 461 
Die alkoholische Gährung eines Oidium des Schleimflusses der Bäume ist 
nach E. Cum. Hansen?) begleitet von einer kriftigen Aetherbildung, welche sich 
durch ihren Geruch sehr bemerkbar machte. 
Die Gesammt-Quantität der Nebenprodukte fällt, wie a priori zu erwarten, 
bei verschiedenen Alkohol-Gáhrungserregern verschieden aus. So fand BREFELD, ?) 
dass diejenigen Mucorineen, welche nur schwache Gührung in Zuckerlósungen 
erregen, die Nebenprodukte reichlicher bilden, als solche, welche den Zucker 
energischer vergáhren. 
Dazu kommt, dass unter gleichen Gáhrbedingungen auch die Menge der 
einzelnen Nebenprodukte bei den verschiedenen Alkoholbildnern eine ver- 
schiedene ist, wie AMTHORS®) sorgfältige Versuche mit Reinmaterial von ver- 
schiedenen Bierhefe-Species und Rassen bezüglich des Glycerins beweisen. Er 
erhielt in roo Cbcm. unter fast gleichen Bedingungen vergohrener Bierwürze für 
Glycerin, aschefrei 
1. Saccharomyces cerevisiae Franziskaner . . . . . OlOTI 
2 23 » Rotterdam S m 500062 
3. » » Konigshofen . . . . . 0,1246 
4. A » Carlsberg 1. . . . . 01230 
5 3 » Carlsberg IL . .:. … - 0,1058 
6. i Pastoriamus-Fora .. «+. «€ 558500777 
7. Oberhefe, Berliner ER. 5 101108 
8. Saccharomyces ellipsoidents . + + + + + + + t 0,1494 
Es ist seit PASTEUR bekannt, dass die alkoholische Gährung des Zuckers bei 
Luftabschluss energisch stattfindet. P. nahm sogar an, dass Sauerstoffzutritt 
hemmend wirke, während NAGELI*) den Beweis führte, dass Luftzutritt das 
Gährungsvermôgen der Saccharomyceten in günstigem Sinne beeinflusst. So 
vergohr nach ihm eine Unterhefe von 1 Grm. Trockengewicht in einer 10$. Zucker- 
lósung, der weinsaures Ammoniak zugesetzt War, und die beständige Durchlüftung 
erfuhr, innerhalb 24 Stunden bei 30° C. etwa 7o Grm. Zucker, während das Ge- 
wicht der Hefe selbst sich um das etwa Zweiundeinhalbfache vermehrte. 
Die intramolekulare Athmung, bei der, wie wir sahen, auch Alkohol und 
Kohlensäure entstehen, unterscheidet sich zwar von der alkoholischen Gährung 
gerade dadurch, dass sie nur bei Luftabschluss möglich ist. Damit ist aber noch 
keineswegs gesagt, dass die alkoholische Gährung sich nicht aus der intramole- 
cularen Athmung durch allmähliche Steigerung dieses Processes entwickelt haben 
könnte. Vielmehr ist mit PFEFFER,®) der die Entstehung der Alkoholgährung in 
diesem Sinne erklärt hat, zu betonen, dass thatsächlich eine ganze Reihe grad- 
weiser Abstufungen von intensivster Alkoholgährung bis zu blosser 
intramolecularer Athmung existirt; ja man kónnte angesichts solcher Piize, 
die einige Mengen von Alkóhol erst nach langer Kultur liefern, in Zweifel kommen, 
ob man hier wirklich ein Produkt von Gáhrung oder von intramolecularer Athmung 
vor sich habe. 
Zum Beweise, dass bei den verschiedenen Alkohol-Gáhrungspilzen, gleiche 
1) Die im Schleimfluss lebender Báume beobachteten Microorganismen. Bacteriol. Central- 
blatt V., pag. 638. 
?) Ueber Gáhrung. Landwirtschaft. Jahrb. 1876, pag. 308. 
3) Studien über reine Hefen. Zeitschr. f. physiol, Chemie, Bd. 12, pag. 64. 
4) Theorie der Gährung. München, 1882, pag. 17. 
5) Pflanzenphysiologie Bd. I, pag. 305. 
  
  
  
 
	        
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