Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

      
     
    
     
    
   
   
    
   
    
   
   
  
  
  
  
  
  
    
  
    
     
    
    
    
    
  
  
  
     
478 Die Pilze. 
Modificirte man den Versuch in dem Sinne, dass die Pappscheibe anstatt 
der senkrechten Lage eine dem Fruchtträger zugeneigte oder auch eine mit der 
  
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Glasplatte parallele Lage einnahm, so trat, nachdem der Träger die Pappe be- 7 
rührt, ebenfalls eine Ablenkung ein. S 
Auch das anfänglich senkrechte Herauswachsen der Phycomyces-Träger aus I 
dem Substrat hat man nach W. als eine Erscheinung des negativen Hydrotro. t 
pismus aufzufassen. Die Senkrechtstellung erklärt sich aus der gleichmässig von A 
den Seiten herwirkenden Feuchtigkeit. Denn angenommen, der Tráger wüchse e 
unter irgend einem Winkel aus dem Substrat hervor, so würde er sich sofort in d 
einer Lage befinden, wo die eine Seite der feuchten Fläche näher wäre; die C 
Folge hiervon würde sein, dass eine Krümmung einträte, solange bis alle Seiten Y 
gleichmàssig von Feuchtigkeit umgeben sind, diese Lage ist aber eben die verticale. I 
Negativen Hydrotropismus zeigen nach Moviscul) auch die Fruchttráger | d 
von Coprinus. 
  
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3. Geotropische Richtungsbewegungen. l 
Manche noch wachsenden Pilzorgane haben die Fähigkeit, unter dem Ein- b 
fluss der Schwerkraft eine ganz bestimmte Stellung zum Erdradius einzunehmen d 
(Geotropismus), was meist mit Hülfe von Krümmungsbewegungen erreicht wird. d 
Sucht sich das Organ durch Aufwärtswachsen in die Richtung der Erdachse zu k 
stellen, so spricht man von negativem Geotropismus, sucht es sich durch 2 
Wachsen nach abwirts (dem Erdmittelpunkte zu) in eine solche Lage zu bringen, | d 
so nennt man es positiv geotropisch. 5 
Positiv geotropisch sind nach J. SAcHs?) die Zähne der Hüte von Stachel- y 
schwämmen (Æydnwm), die Röhren der Hüte der Rôhrenschwämme (Boletus), à 
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sowie die Lamellen der Blätterschwämme (Agaricus), da sie sich nach Schief- 
stellung des Hutes abwürts krümmen. 
Negativen Geotropismus zeigen die Sporangienträger der Mucorineen b 
nr (Mucor, Phycomyces),9) die Stiele der grossen Hutpilze, des Mutterkornpilzes, ri 
h | der Xy/aria-Arten,4) der Sclerotinien-Becher, der Morcheln und ihrer Ver- d 
il | | | | | wandten, wie Spalhularia, Leotia, Helvella etc., der triiffelartigen Onygena corvina etc. a 
apa ny LA n 
Ha | | | 4. Durch Contactreiz verursachte Richtungsbewegungen. k 
M 4 | Vor einigen Jahren machte EnnERA ?) mit der Thatsache bekannt, dass die ls 
{aie Fruchtträger von Pzycomyces (eines der grôssten Kopfschimmel) in der wachsen- S 
b lu den Zone durch seitliche Berührung mit einem festen Kórper gereizt werden n 
LR E und infolge dieses Reizes Krümmungsbewegungen ausführen in dem Sinne, dass d 
i" i I ill die berührte Stelle concav, die entgegengesetzte convex wird.  ERRERA nannte 
| | li a Puri diese Erscheinung (für die wir übrigens in den Rankenkrümmungen der hóheren d 
i EMT | Gewächse®) ein Gegenstück haben), Haptotropismus (&xtopaı berühren). f 
| H !) Untersuchungen über den Hydrotropismus: Sitzungsber. d. Wiener Akad. Bd. 88, (1883) W 
hi pag. 936. s 
| ?) Handbuch der Experimentalphysiologie der Pflanzen. Leipzig 1865, pag. 93, und Jahr- li 
bücher f. wissensch. Bot. 1863, Bd. 3, pag. 93. 
3) Vergl. HOFMEISTER, die Pflanzenzelle. 1867, pag. 286. — J. SACHS, Arbeiten des botan. 
Instituts Würzburg, 1879. Bd. II, pag. 222 — WORTMANN, Bot. Zeit. 1881, pag. 370. C 
4) J. ScumrTz, Linnaea 1843. Bd. 17, pag. 474. 
5) Die grosse Wachsthumsperiode der Fruchttriger von Phycomyces. Botan. Zeit. 1884, pag. 563. 
6) Vergl. PFEFFER, zur Kenntniss der Contactreize. 
| Tübingen, Bd. I. X. 
  
Untersuch. aus dem botan. Instit. zu 
   
 
	        
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