Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

   
  
  
  
  
  
  
526 Die Pilze, 
den zarten Hyphen, so dass die ganze Masse (namentlich auf Kartoffeln) wie 
Zuckerguss aussieht. Später bildet sich an der Oberfläche des Mycels eine röth- 
liche oder röthlich-bräunliche Farbe aus. Im mikroskopischen Präparat von den 
Favusborken oder von der Cultur zeigt sich ein Gewirr von gegliederten Fäden, 
die mit ovalen, etwas kolbig aufgetriebenen oder auch mehr kugligen Zellen enden. 
Besondere Sporenträger und deutliche Sporenbildung konnten bis jetzt nicht be- 
obachtet werden. Auf Impfung mit kleinen Mengen der mehrfach übertragenen 
Reincultur reagirten Mäuse ausnahmslos mit der geschilderten eigentümlichen 
Krankheit; auf einen Hahn wurde die Uebertragung ohne Erfolg versucht. 
b) Waben- oder Erbgrind der Hausthiere (Pferde, Hunde, Katzen, 
Kaninchen). Es bilden sich hierbei, namentlich am Kopfe, schildförmige oder 
schüsselartig-vertiefte Schollen oder Borken von meist schwefelgelber Farbe, 
ganz ähnlich denen, wie sie beim Kopfgrind des Menschen auftreten. Man glaubte 
bisher, dass der Pilz, welcher die Ursache dieser Schollenbildungen ist, wegen 
seiner grossen morphologischen Aehnlichkeit mit dem Oidium (Achorion) Schön- 
leinit (REMAK) identisch sei, doch sind noch genauere Untersuchungen hierüber 
abzuwarten. Man will öfter beobachtet haben, dass die Krankheit von Katzen 
auf Kinder überging, wenn dieselben mit solchen Favuskranken Thieren gespielt 
hatten. 
c) Glatzflechte oder Rasirflechte (Herpes tonsurans oder H. tondens.) 
Sie kommt am häufigsten beim Rinde, minder häufig bei Hunden, selten bei 
Pferden, Ziegen, Katzen, am allerseltensten bei Schweinen nnd Schafen vor 
und ist gekennzeichnet durch scharf begrenzte rundliche Flecken auf der äusseren 
Haut, welche im Durchmesser von wenigen Millimetern bis zu mehreren Centim. 
vairen und oft in ziemlich regelmássigen Zwischenriumen auseinander stehen, 
zuweilen aber auch zusammenfliessen; letzteres ist besonders bei Pferden und 
Hunden weniger selten, als bei andern Hausthieren. Im Anfange der Haut 
erkrankung kann man zahlreiche Blüschen an den betreffenden Stellen wahrnehmen, 
die eine übelriechende Flüssigkeit absondern; diese trocknet zu Borken ein, welche 
eine verschiedene, graue oder braune Farbe zeigen und asbest- oder lederartige 
Schuppen von manchmal 2 bis 8 mm. Dicke bilden. Die von Schuppen ent- 
blóssten Hautstellen sind entweder frei von Schwellung und V erschwärungsprocessen, 
oder aber es findet sich unter denselben eine eiternde Hautstelle; ja es werden 
die Borken sogar nicht selten durch Eiter abgestossen. Der Ausschlag zeigt sich 
in der Regel zuerst am Kopfe oder am Halse, von wo aus er sich über den 
Körper weiter verbreiten kann. Auf dicht behaarter Haut bilden sich immer mehr 
oder weniger dicke Borken, während an Hautstellen, welche kein eigentliches 
Deckhaar, sondern nur Flaumhaar besitzen, sich gar keine oder nur dünne Borken 
bilden (PüTz).!) 
Der Ausschlag wird, so nahm man bisher an, von Oidium (Trichophyton) ton- 
surans MALMSTEN hervorgerufen. Vielleicht ist auch diese Species eine Sammel- 
species, welche mehrere Arten in sich begreift. Bezüglich des äusseren Baues 
und der Art und Weise, wie sie die Haarbälge und Haarwurzeln befallen und 
zerstören, stimmen die Pilze mit denen der Glatzflechte des Menschen überein. 
4. Mensch. 
1. Affectionen der äusseren Kórperhaut (Dermatomycosen), hervor- 
gerufen durch Schimmelpilze von Oidium-artigen Charakter. 
7) Seuchen- und Heerdekrankheiten unserer Hausthiere. Stuttgart 1882, pag. 573. 
    
   
   
  
   
    
  
  
  
  
  
  
    
   
   
    
  
    
    
   
    
     
    
   
    
  
    
   
  
  
  
  
  
  
	        
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