Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

   
   
  
  
  
  
  
   
   
    
  
    
  
  
  
    
  
    
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
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Die Pilze. 
  
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der Infection mit Schimmelpilzen auf Grund einer im Knochenmark vor sich 
gehenden gesteigerten Neubildung eine Vermehrung, andere lymphatische 
Apparate betheilgen sich nicht. 
6. Wenn ein Kaninchen, welchem geringe Mengen von Sporen des Asper- 
gillus flavescens in den Blutkreislauf gebracht waren, und welches in Folge dessen 
eine Leukocytose bekam, eine nochmalige Infection erleidet, so werden die 
Sporen von den vermehrten Leukocyten rascher und ausgiebiger um- 
geben und im Wachsthum viel erheblicher beschränkt, als beim Con 
trollthier.« 
Zu den Kampfmitteln, welche die thierischen Gewebe gegenüber den Para- 
siten anwenden, ist auch die Abscheidung von Kalksalzen um die Pilzherde 
zu rechnen, welche namentlich bei Actinomycose mehrfach beobachtet 
worden ist. 
JOHAN OLsEN’s Untersuchungen!) ergaben, dass, >wenn Conidien der Aspergillus- 
Arten in lebende thierische Organismen hineingebracht werden, Involutions- 
formen entstehen kônnen. Von der Membran der angeschwollenen Spore 
stehen dann Stacheln allseitig hervor, welche entweder gleich dick oder keulen- 
fôrmig sind. Diese können ihrerseits von ähnlichen Stacheln besetzt sein (Asper- 
g’llus subfuscus). Diese Stacheln bringen dasselbe pathologisch-anatomische Krank- 
heitsbild hervor und zeigen dieselben mikrochemischen Reactionen wie Bacillus 
tuberculosis.« Es ist sehr wohl möglich, dass auch die sogen. Actinomyces- 
Drusen Vegetationszustinde von Schimmelpilzen darstellen, die in Folge des 
Kampfes der Wirthszellen gegen den Eindringling unterdriickt und dabei eigen- 
thiimlich deformirt worden sind. 
3. Symbiotismus oder Symbiose. 
Hierunter versteht man die organische Verbindung von Pilzen mit anderen 
Gewächsen zum Zwecke gegenseitigen Austausches von Nährstoffen. 
Eine solche Verbindung führt im Allgemeinen zur Entstehung von äusserlich 
einheitlichen, in ihrer Form charakteristischen Gebilden. 
Der gegenseitige Austausch von Nährstoffen erfolgt in dem Sinne, dass der 
Pilz an das andere Gewächs Wasser und anorganische Substanzen abgiebt und 
dafür von dem Letzteren organische Stoffe zugeführt erhält. 
Man kann nach dem jetzigen Stande der Kenntniss zwei Hauptfälle von 
Symbiose unterscheiden: 
In dem einen Falle verbindet sich der Pilz mit Algen, in dem anderen mit 
Wurzeln höherer Gewächse. 
Im ersteren Falle entsteht eine als Pilzalge oder Flechte, im letzteren eine 
als Pilzwurzel oder Mycorrhiza bezeichnete Bildung. 
Die Theorie der Flechtensymbiose wurde von SCHWENDENER,?) die Hypothese 
der Wurzelsymbiose von FRANK aufgestellt. 
Was zunächst die Flechten anbetrifft, so gehört der eine Component fast 
durchweg den Schlauchpilzen (Ascomyceten), seltener den Basidiomyceten an; 
während der andere, die Alge den verschiedensten Typen der blaugrünen (Phyco- 
chromaceen) und chlorophyllgrünen (Chlorophyceen) Algen zugehóren kann. Die 
Verbindung beider geschieht in der Weise, dass die Pilzfiden mit ihren Zweigen die 
!) Jus, Jahresbericht 1886, pag. 475. 
?) Die Algentypen der Flechtengonidien. ^ Basel 1869. —- BORNET, Recherches sur les 
Gonidies des Lichens. Ann. sc. nat. Sér. V, Vol. 17 (1873). 
  
  
  
	        
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