Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

  
  
  
  
  
   
538 Die Pilze, 
reicher Menge, bald nur sparsam. Sie stehen hier und da mit den Fadencom- 
plexen im Zellinnern in Zusammenhang und wachsen andererseits in die benach- 
barten Torfmoos- oder sonstigen Pflanzenreste resp. den Humus hinein. 
Diese verpilzten Epidermiszellen werden von FRANK als » 
für die Nahrungsaufnahme aus dem Boden« angesprochen. 
lichen Pilze kennt man noch nicht. 
Bezüglich der humusbewohnenden Orchideen war bereits früher bekannt 
dass sich in den Wurzeln und Rhizomen vieler Arten regelmässig ein Pilz findet, 
der in den Zellen des Rindenparemchyms in Form von geknäuelten Fäden auftritt. 
Die bezüglichen Verhältnisse wurden von WARBURGÍ) nüher untersucht. Frank 
nimmt nun an, dass auch hier der Pilz einen Dienst bei der Ernáhrung der be- 
treffenden Pflanzen aus Humus leistet und spricht sich folgendermaassen aus: 
1. Der Protoplasmakórper der Wurzelzelle und der in ihm enthaltene Pilz 
leben miteinander, ohne dass der erstere durch 
oder in seinen Lebenserscheinungen gestórt würde. 
der alleinige Apparat 
Die Natur der frag. 
den letzteren parasitür afficiri 
2. Die Wurzel und ihr Pilz befinden sich in gemeinsamer Fortbildung. 
3. Der Pilz ist streng an die Nahrung aufnehmenden Organe der Orchidee 
gebunden. 
4. Die Orientirung der pilzführenden Zellen in der Wurzel ist stets eine 
solche, dass sie nothwendig die Vermittelung zwischen den aufzunehm 
und der Leitungsbahn der Wurzeliübernehmen müssen. 
5. Die chlorophyllfreien Orchideen, bei denen die Zufuhr kohlenstofthaltiger 
Nahrung nur móglich ist aus dem Humus des Substrates, zeigen die Mycorrhiza 
im vollstindigsten Grade der Entwickelung und als ausnahmslose Erscheinung 
wie Neottia Nidus avis, Corallorrhiza innata, Epipogon Gmelini lehren. 
Neuerdings hat SCHLICHT ?) auch bei zahlreichen anderen krautartigen Pflanzen 
aus den Familien der Ranunculaceen, Leguminosen, Rosaceen, Oenothereen, 
Umbelliferen, Geraniaceen, Oxalideen, Hypericaceen, Violaceen, 
Borragineen, Labiaten, Plantagineen, Campanulaceen, Rubi 
Dipsaceen, Valerianaceen, 
funden, von denen er 
selben stehen. 
In der Einsicht, die Annahme, dass die Wurzeln durch die Pilze auch Humus- 
substanzen zugeführt erhalten, bedürfe erst noch der wissenschaftlichen Stiitze, ist 
Frank dann (in der oben zuletzt genannten Abhandlung) dieser Frage experimentell 
näher getreten und hierbei zu dem Resultate gekommen, dass die geprüften 
Pflanzen (Buchen) sich mit Humusboden nur schlecht ernähren lassen, wenn die 
Wurzelpilze tehlen. 
Die Thatsache, dass die genannten Pflanzen (z. B. Cupuliferen) auch ohne 
die Pilze leben können, würde nicht gegen die Symbiose sprechen, da es fest 
steht, dass sich auch die beiden Componenten der Flechten — der Pilz und die 
Alge — jeder für sich cultiviren lassen, wie BARANETZKIs und MÖLLER’S Cultur- 
versuche gelehrt haben. 
Was freilich der Pilz als Gegengabe von der Wurzel empfängt, ist, wie auch 
FRANK einräumt, noch unklar: »Zwar wäre es denkbar, dass bei den mit Chlo- 
enden Stoffen 
Primulaceen, 
aceen, Compositen, 
Smilaceen und Gramineen Pilze in den Wurzeln ge- 
annimmt, dass sie in symbiotischem Verhältniss zu den- 
  
!) Beitrag zur Kenntniss der Orchideenwurzelpilze. Botanische Zeitung. 1886. 
?) Ueber neue Fälle von Symbiose der Pflanzenwurzeln mit Pilzen. Berichte der deutsch. 
botan. Gesellsch. Bd. VI, pag. 269. 
   
   
  
   
  
  
   
   
   
  
    
   
  
  
   
    
   
   
   
   
  
  
   
  
  
	        
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