Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
596 Die Pilze. 
in einfacherer oder complicirterer Form auftreten, entsteht vielmehr stets in. Form 
von rein vegetativen Aussprossungen, sei es der Mycelhyphen, sei es anderer Organe, 
Was sodann die Conidienfructification (einschliesslich der Gemmen- 
bildungen anbetrifft, so zeigt sie beinahe noch grössere Gestaltenmannigfaltigkeit, 
als die Basidienfructification, was z. Thl. TuLasNE's, besonders aber BREFELD's 
neueste Untersuchungen klar gelegt haben. Die Basidiomyceten kónnen bezüglich 
dieser Mannigfaltigkeit sogar mit den Schlauchpilzen rivalisiren. 
Die Fig: 74, V3 75. 1X:; 760, IV VIT—IX: 79, II; 81 werden, obwohl sie nur 
eine Auswahl der betreffenden Verhàltnisse geben, dies bereits genügend andeuten; 
im Uebrigen verweise ich auf die bei den einzelnen Ordnungen, Familien und 
Gattungen gegebene Charakteristik der Conidientráger und Gemmenbildungen. 
Ordnung L  Protobasidiomyceten BREFELD. 1) 
Das wesentlichste Moment im Charakter dieser Gruppe ist in dem Umstande 
zu suchen, dass die Basidien der Basidienfructification nicht, wie bei den folgen- 
den Ordnungen der Hymenomyceten und Gastromyceten einfache Zellen 
darstellen, sondern vielmehr einen zelligen Apparat reprisentiren. Seitens 
jeder Zelle desselben wird ein lingeres oder kiirzeres Sterigma gebildet, das an 
seiner Spitze eine Basidiospore abschnürt. Man findet den Basidienapparat ent- 
weder in der Weise ausgebildet, dass die Zelle sich in der Längsrichtung 
stark streckt und darauf eine Gliederung durch Querwánde in 4 bis mehrere 
Zellen erfáhrt (Fig. 74, III B), oder die Basidien sind von rundlicher, eifórmiger 
Gestalt und theilen sich durch schräge und auf einander senkrecht 
stehende Wände in zwei bis vier Zellen (Fig. 75, IILZ, IV). 
Ausser der làngst bekannten Basidienfructification hat BREFELD, Wie z. Thl. 
früher schon TULASNE, neuerdings noch Nebenfructificationen nachgewiesen, 
welche als charakteristische Conidienbildungen auftreten. 
Bezüglich der Basidienform zeigen gewisse Protobasidiomyceten gewisse An- 
klánge an.die sogen. tremelloiden Uredineen (Chrysomyxa, Coleosporium). 
Mit Ausnahme weniger Repräsentanten sind simmtliche Protobasidiomyceten 
durch starke Vergallertung der Hyphen der fructificativen Zustände, speciell 
der Basidienlager, ausgezeichnet, wodurch diese Fructificationsorgane gallertige 
oder knorpelige Consistenz annehmen. 
Familie 1. Pilacreen Brererp?). 
Die Hauptfructification trägt hier einen von den beiden folgenden Familien 
insofern abweichenden Character, als sie ein Hyphenbündel darstellt, dessen oberer 
Theil köpfchenartig erweitert erscheint (Fig. 74, I II). Während die Hyphen des 
Köpfchens in der peripherischen Region eigenthümliche Ausbildung zeigen, so- 
wohl bezüglich ihrer Gestalt (lockenförmige Einrollung, Fig. 74, IID, als auch hin- 
sichtlich ihrer starken Verdickung, treiben sie an den weiter nach dem Innern des 
Kópfchens gelegenen Stellen seitliche Kurzzweige, welche zu Basidien werden. 
Sie theilen sich durch je drei Querwände, und jede der so entstandenen 4 Zellen 
schnürt seitlich eine Basidiospore ab. Ausgesprochene Sterigmenbildung, wie sie 
für die beiden folgenden Famiiüen so characteristisch ist, fehlt mithin. BREFELD 
der den Bau und die Entwickelung der Basidientructification genauer als TULASNE?) 
  
  
!) Untersuchungen aus dem Gesammtgebiet der Mycologie. Heft VII. 
9) 1. c. pag.27 fL Taf Iu. IL 
3) Ann. des scienc, Ser. V. tom. IV. pag. 292— 296. 
  
      
   
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
       
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
	        
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