Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

    
    
   
   
   
   
   
  
   
   
  
  
  
   
   
   
   
  
  
   
   
   
   
    
   
  
   
  
   
   
   
   
  
  
  
  
   
   
   
  
  
   
   
  
  
   
  
   
   
   
   
  
   
    
  
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Abschnitt VI. Systematik und Entwickelungsgeschichte. 605 
Gattung 1. Æypochnus (EHRENBERG) BREFELD. 
Die Basidienfructification bildet filzige oder fleischige, meistens gefárbte Lager 
auf Rinde, Holz etc. Die auf den keulenfórmigen, mit feinen Sterigmen ausge- 
statteten. Basidien entstandenen Sporen keimen zu grobfädigen Mycelien ohne 
Schnallenbildung aus, welche keine Conidienfructification erzeugen. 
H. puniceus (ALB. und SCHWEIN.). Auf verschiedenen Laub- und Nadelhôlzern filzige, roth- 
braune Ueberzüge bildend. 
Gattung 2. Zomentella (PERSOON) BREFELD. ") 
Steht sowohl in der Beschaffenheit des schnallenlosen Mycels als der Basidien- 
lager und der Basidien der Gattung Hypochnus nahe, unterscheidet sich aber 
von ihr durch das von BREFELD constatirte Vorkommen eigenthümlicher Conidien- 
fructificationen, welche der Basidienfructification vorausgehen. Die Conidien 
entstehen an Fäden, welche ähnlich verzweigt sind, wie die basidientragenden, 
und in gewissen Stadien des Pilzes mit letzteren an denselben Mycelfäden zu 
finden sind. Die Abschnürung der zahlreichen Conidien, die auf feinen, kurzen 
Sterigmen entstehen, erfolgt an der ganzen Oberfläche der Träger. Später ver- 
schwinden letztere und machen dann der ausschliesslichen Basidienfructification 
Platz. Sie sind wahrscheinlich früher als »Hyphomycetenformen« beschrieben 
worden, vielleicht unter der Gattung Boz7yfis. Die Basidien tragen auf 4 Sterigmen 
grosse gefürbte Basidiosporen. Die Tomentellen leben auf Holz oder Erde. 
T. fava BREFELD. Auf dürrem Buchenholz ausgedehnte gelbbraune, spáter mehr braune 
Ueberzüge bildend. Die auffallend dicken Mycelfäden gehen nach oben in noch dickere, an 
den Enden reich und kurz verzweigte Aeste ab, welche zu Conidientrügern werden (vielleicht 
schon als Botrytis argillacea COOKE, beschrieben) und kugelige, stachelige, braune, 8 Mikr. dicke 
Conidien abschniiren. An denselben Mycelfäden treten verzweigte Aeste mit Basidien auf, die 
12 Mikr. dicke Basidiosporen von der Beschaffenheit der Conidien abschnüren. 
Gattung 3. Æxobasidium WORONIN. 
Ihre Vertreter leben parasitisch in hóheren Pflanzen. Die von dem sich 
mehr oder minder dicht verflechtenden Mycel entspringenden, 4—6sporigen 
Basidien durchbrechen die Epidermis und bilden ein dichtes Lager. Ausser der 
Basidienfructification wird noch eine Conidienfructification in spross- 
artigen Verbänden erzeugt, welche bei kümmerlicher Ernährung unmittelbar von 
der Spore ausgehen, sonst an Mycelästen gebildet werden. 
E. Vaccinii Woronin. (Fig. 77.) Bewirkt, wie WoroNIN?) darlegte, eine in 
ganz Europa weit verbreitete, von der Ebene bis ins Hochgebirge gehende 
sommerliche Krankheit der Preisselbeere (Vacciniwm Vitis /daea), der Heidelbeere 
(V. Myrtillus und anderer Ericaceen (Andromeda polifolia, Ledum palustre, 
Arctostaphylos, Rhododendron). Obschon die Erkrankung alle oberirdischen Or- 
gane treffen kann, so tritt sie doch meist in localisirter Form auf, indessen ge- 
wöhnlich mit solcher Intensität, dass sie selbst vom Laien nicht leicht zu über- 
sehen ist. Es werden nämlich nicht bloss Verunstaltungen an den erkrankten 
Organen in Form von Beulen, Aufschwellungen, Krümmungen, Faltungen hervor- 
gerufen (Fig. 77, I II), sondern es treten auch noch Verfárbungen sonst grüner 
Theile ins Weissliche, Rosenrothe oder Blutrothe hinzu, die schon von Weitem 
eine erkrankte Pflanze erkennen lassen. 
!) BREEELD, Untersuchungen aus dem Gesammtgebiet der Mycologie, Heft VIII, pag. 9 ff. 
2) Exobasidium Vaccinii Freiburg 1867. Vergl. auch BREFELD, Unters. aus dem Ge- 
sammtgeb. d. Mycologie. Heft VIII, pag. 12 ff. 
  
   
	        
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