630 Die Pilze.
dieser Prozess wiederholt sich, sobald man wiederum die neuen Anlagen entfernt.
Ferner kann aus jeder Zelle des Stieles, des Hutes, der Lamellen, des Sclerotium-
Innern sich ein neuer Fruchttrüger entwickeln.
Während diese sich ausbilden, vergrössert sich auch der Stiel, und wenn
die Reife des Hutes eintritt, streckt sich ersterer bedeutend und der: Hut
schirmt sich auf.
Bezüglich der complicirten Vorgänge der Ausbildung
des Hutes, die BREFELD namentlich auch an C. lagopus
: nüher erörtert hat, muss auf dessen Arbeit verwiesen
werden, da ohne ausführliche bildliche Darstellung diese
Verhältnisse doch nicht verständlich gemacht werden
dürften.
Gattung 3. Lactarius Fr. Milchschwamm.
Ausgezeichnet durch gefässartige Zellfusionen
(vergl. pag. 385), welche einen weisslichen, gelb-
lichen oder róthlichen Milchsaft produciren, der
bei Verletzung der Hüte in Tropfen herausquillt
Stückchen eines Längsschnittes einer und bei manchen Arten eigenthümliche, scharfe
TT ko d ue brennende Stoffe enthält. Lamellen häutig,
c grosse blasenförmige ParaphAsen wachsartig, dem Stiele angeheftet oder herab-
(Cystiden), 2 Basidien mit ihren ]aufeng, Conidienbildung unbekannt.
Sterigmen und Sporen. Nach BrE- i ; :
4 BK AUS MC POTE Handbuch L. deliciosus FR. Blutreizker. Hut gross, rosenroth
(B. 693.) Fig. 84.
oder ziegelroth, im Alter verblassend, mit gezonter Hut-
haut, einen gelben bis rothen Milchsaft bildend. Als Speisepilz sehr geschätzt, in Nadel-
wildern im Sommer und Herbst häufig.
Gattung 4. Russula PERs.
Namentlich durch die steifen, zerbrechlichen, milchsaftlosen, mit scharfer
Schneide und blasig-zelliger Trama versehenen Lamellen characterisirt. Conidien-
bildung unbekannt. Hut ohne Schleier.
A. rubra Fr. Mit intensiv rothem, spiter verblassendem Hute. In Nadelwäldern. Giftig.
Der Farbstoff Russularoth ist von BACHMANN (pag. 423) niher untersucht.
Gattung 5. Agaricus L.
Mit dünnen blattartigen, scharfschneidigen, leicht spaltbaren Lamellen, die
bei Verletzung keinen Milchsaft abgeben und in der Trama keine blasigen Zell
formen wie bei Russula aufweisen. Unter den 35 von Fries aufgestellten, in die
oben genannten 4 Gruppen gebrachten Genera sind eine ganze Anzahl, welche
Conidienbildungen in Form von Oidien (Fig. 81, III IV; 82, IVo, V) erzeugen.
Der geringe Umfang des systematischen Theiles dieses Buches verbietet auf die
Characteristik dieser zahlreichen Gattungen einzugehen, die man ohnedies in den
speciellen systematischen Werken aufsuchen wird.
1. Agaricus (Armillaria) melleus. Honigschwamm, Hallimasch.
Man trifft ihn háufig an todten Baumstümpfen und Baumwurzeln, an altem
Holze von Wasserleitungsróhren, am Zimmerholz von Bergwerken, Brücken u. s. w.
Nach R. HanriG's Untersuchungen tritt er aber auch als höchst verderblicher Parasit
an sámmtlichen Nadelhólzern, wie es scheint auch an einigen Laubbáumen auf.
Sein Vorkommen am Weinstock ist wohl noch nicht ganz sichergestellt. Selbst