Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

    
   
636 Die Pilze. 
oft abgeplattet. Ihr Durchmesser beträgt gewöhnlich 2—7 Centim., mitunter noch mehr. Die 
Peridie erscheint dick, fast lederartig, von gelblicher bis bräunlicher Färbung und mit gelbbräun- 
lichen Mycelsträngen überzogen. Im Jugendzustande ist der Fruchtkörper im Innern weiss, 
später, bei Beginn der Sporenbildung, nimmt die Gleba gelbe, endlich mehr braune Farbe an, 
während der anfangs schwache Geruch sich allmählich verstärkt und unangenehm, etwa knoblauch- 
ähnlich wird. Der Pilz ist nicht essbar, wie man im Volke noch vielfach zu glauben scheint, 
obwohl der Geschmack nicht angenehm ist. 
Gattung 2. Hymenogaster VITTADINI. 
Die Peridie ist nur in dünner Schicht entwickelt (Fig. 86, IIp), aber bei 
manchen Arten an der Fruchtbasis verdickt und polsterartig in die bei der Reife 
erweichende Gleba vorspringend. Letztere zeigt fein gewundene Gánge, die 
bei gewissen Species mehr oder minder deutlich radiár zur Basis gestellt erscheinen 
(Fig. 86, II).  Gewisse Arten weisen sehr locker gewebte, breite Tramaplatten 
auf (Fig. 86, IIIZ. — Ausgezeichnet ist die Gattung dadurch, dass die Basidien 
ihre spindel., citronen- oder eifórmigen, derbwandigen, gelben odei gebráunten 
Sporen nur in der Zweizahl abschnüren (Fig. 86, III 7). 
Hymenogaster. Klotzschii 'TULASNE.  Fruchtkórper kaum haselnussgross, rundlich, mit zarter 
weisslicher, gelblicher oder bräunlicher Peridie. Gleba erst weisslich, dann ocher- oder rost- 
farbig, mit ellipsoidischen etwa r3— 16 Mikr. langen und ca. 94 Mikr. dicken ellipsoidischen 
Sporen. Auf der Erde von Blumentópfen in Gewüchsháüusern, auf Heiden und in Laubwéldern 
nicht selten. 
Familie 2. Sclerodermeen. Hartboviste.") 
Wie die Vertreter der vorigen Familie, so zeigen auch manche Reprásen- 
tanten der vorliegenden in ihren Fruchtkórpern trüffelartigen Habitus (Fig. 86, IV V), 
wihrend andere mehr Lycoperdaceen áhneln. Durchgreifende Unterschiede gegen- 
über den Hymenogastreen liegen darin, dass die übrigens von einfacher, stark 
entwickelter, fleischiger oder korkiger Peridie umhüllte Gleba nicht gewundene 
Gànge, sondern geschlossene, rundliche Kammern bildet, ferner die 
Trama bei der Reife nicht zerfliesst, sondern fest wird und als Gerüst persistirt, 
hóchstens schliesslich in Fragmente zerfállt, endlich jede Kammer von einem 
Knäuel basidientragender Hyphen vollstüándig ausgefüllt wird, also 
keinen centralen Hohlraum zeigt. Ein Capillitium wird ebenso wenig wie bei 
den Hymenogastreen entwickelt?)  Seitens der Basidien werden 4 Sterigmen ge- 
trieben. Bei Polysaccum tritt übrigens eine Differenzirung in der Trama ein, so- 
dass um jede Kammer eine besondere dünne Hülle (Peridiole) entsteht, welche 
zur Reifezeit abgerundete Form annimmt (Fig. 88, VIIc). Nach Untersuchungen 
SorokiN’s3) soll jeder die Kammer ausfüllende Hyphenknáuel von einem Hyphen- 
aste ausgehen, der von der Wandung aus in die Kammer hineinwáchst, ein Ergeb- 
niss, was noch der Bestätigung bedarf. 
Genus 1. Scleroderma Pers. Hartbovist. 
Die Fruchtkôrper sind mit dicker, korkartiger oder lederartiger Peridie 
(Fig. 86, VIp) umhüllt. Ihre Gleba weist ziemlich kleine Kammern auf, die durch 
eine bei der Reife vertrocknende und in Fetzen zerreissende dünne Trama ge- 
1) TULASNE, Fungi hypogaei. 
2) Doch soll nach SoRoKIN ein solches bei Scleroderma verrucosum vorkommen, was DE 
BARY nicht finden konnte. 
3) Developpement du Scleroderma verrucosum. Ann. sc. nat. Sér. 6. tom. IIL 
 
	        
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