648 Die Pilze,
zu verlängern vermag. Er dient offenbar dazu, die Glebakammern aus dem
Innern der geóffneten Früchte herauszubefórdern.
Die in der Jugend selbstverstándlich geschlossenen und hier rundlich, keulen-
formig oder cylindrisch gestalteten Früchte óffnen sich bei der Reife entweder
in der Weise, dass sie vom Scheitel her aufreissen, oder indem ein oberer deckel-
artiger Theil zerfillt oder abspringt.
Das Fruchtinnere, soweit es die Glebakammern umschliesst, besteht in der
Jugend aus einem gallertigen Hyphengewebe, das aber im Alter eintrocknet und
verschwindet, sodass die Glebakammern schliesslich frei daliegen. Aus letzteren
werden die Sporen, wie es scheint, durch Verwitterung der Peridiole frei. Im
Gegensatz zu anderen Gastromyceten keimen sie leicht (in alkalischen Nährflüssig-
keiten, wie Mistdecoct), kräftige, strangartige Mycelien entwickelnd. Bei schlechter
Ernährung bilden die Mycelhyphen Gemmen. Andere Fructificationstormen sind
unbekannt. Die Nidulariaceen bewohnen faulende Pflanzentheile, besonders
Aestchen, alte Baumstümpfe und Hölzer, an welchen sie im Herbst fructificiren.
Gattung r. Crucibulum Tul.
Die Frücbte sind anfangs eifórmig, spüter cylindrisch, schliesslich oben etwas
erweitert. Die Peridie ist am Scheitel von einem kreisfórmigen Deckel geschlossen,
der schliesslich obliterirt. Die linsenfórmigen Sporangien zeigen den erwühnten
Gewebestrang.
Crucibulum vulgare Tur. (Fig. 88, I—V). stellt die bei uns gemeinste Nidu-
lariee dar. Entwickelungsgeschichtlich ist sie namentlich von Sacus studirt
worden, später hat BREFELD Ergänzungen resp. Berichtigungen geliefert.
Macht man einen axilen Längsschnitt durch eine fast reife Frucht und bringt
diese in Wasser, so erkennt man, dass dieselbe, wie bei jedem anderen Gastro-
myceten, aus einer Peridie (Fig. 88, Ila6c) und aus der Gleba (Fig. 88, IIg) besteht.
Letztere ist wiederum differenzirt in ein gallertiges Gewebe und in mehrere
bohnen- oder nierenförmige Glebakammern (Fig. 88, 11%), welche in jenes einge-
bettet liegen und in der Einbuchtung einen weissen Ballen (Fig. 88, V s7) zeigen.
Unter Anwendung einer stürkeren Vergrösserung zeigt sich eine solche Gleba-
kammer aus 3 Schichten zusammengesetzt: einer inneren, der Hymenialschicht
(Fig. 88, Vd), welche aus Basidien (4 sporigen) und Paraphysen besteht und einen
lufthaltigen Raum (Fig. 88, V 7) umschliesst; ferner ein die Hymenialschicht um-
schliessendes Hüllgewebe von ziemlicher Dicke (Fig. 88, Vc) aus dicht ver-
flochtenen und nach aussen hin (bei ?) gebráunten Hyphen gebildet, und endlich
einer üussersten, dünnen lockerfüdigen Hyphenlage (Fig. 88, Va). Beide Schichten
bilden die Peridiole und gehen in der Einbuchtung des nierenfórmigen Ganzen
in einander über. Das Hyphengewebe, in welchem die Glebakammern liegen,
ist zur Zeit der Reife stark gallertig und luftleer. An jener Einbuchtung sieht
man einen runden Ballen, der aus nicht vergallerteten diinnen, in den Zwischen-
räumen Luft führenden, verdickten Hyphen besteht, die zusammengefaltet liegen
und sich strangartig nach der Peridie hinziehen (Fig.88, Vs7). Die letztere besteht
im unteren Theile aus 2 bis 3 Schichten (Fig. 88, II22c), welche aber am Scheitel
in eine einzige Schicht übergehen. Sie sendet ferner zahlreiche Hyphen nach
aussen, in ihrer Gesammtheit einen dichten, braunfilzigen Ueberzug bildend.
Die Entstehung der Fruchtkórper erfolgt in der Weise, dass auf dem Mycel
zunächst ein kleines Flöckchen weisser, verzweigter Fäden entsteht, die sich von
der Mitte aus allmählich zu einem dichten, rundlichen Knäuel verflechten. Durch