652 Die Pilze.
gehen feine Tramaplatten, durch die die Gleba in eine Unzahl engster Kammern
getheilt wird. In diese ragen die Basidientragenden Zweige hinein. Die Basidien
schnüren an ihrem Scheitel 4 bis mehrere Basidiosporen ab, ohne dass diese auf
besonderen Sterigmen stehen (Fig. 89, VII).
4) Zwischen Stiel und Gleba befindet sich eine später erweichende Gewebs-
schicht (Fig. 89 IIIg), die sich nach unten in etwas festeres Gewebe fortsetzt,
das etwa Napfform zeigt (Fig. 89 III x). In seinem untersten Theile geht Letzteres
continuirlich in die äussere Peridie über.
Gegen die Reifezeit des Fruchtkörpers treten nun in den verschiedenen Ge-
webslagen besondere histologische (und chemische) Veränderungen ein, deren
Resultat einestheils darin besteht, dass der Stiel sich bedeutend streckt und ver-
dickt, infolgedessen die Peridie am Scheitel sprengt und die Gleba, die sich
unterdess von der inneren Peridie c und durch Vergallertung der Schicht & auch
vom Stiel selbst abgelóst hat, weit hinausschiebt. Die Gleba erscheint also nun-
mehr frei, nackt (Fig. 88, I7), und man sagt daher, der Fruchtkórper, der früher
angiocarp war, ist gymnocarp geworden. Stiel und Gleba des Phallus bieten
jetzt entfernte äussere Aehnlichkeit mit Stiel und Hut einer Morchel (daher auch
die Bezeichnungen Stinkmorchel, Gichtmorchel).
Die Streckung des Stieles erfolgt dadurch, dass die Parenchymplatten, aus
denen er besteht, und die bis dahin niedergedrückt und gefaltet waren (etwa wie
in Fig. 89 V), sich glätten und aufrichten (ähnlich den Falten einer bunten
Papierlaterne, vergl. Fig. 89 VI), ein Vorgang, der sich z. Th. dadurch erklärt,
dass die Kammern durch Gasentwickelung aufgebläht werden, wobei der sie an-
fänglich erfüllende Gallertfilz zerrissen wird. Im völlig gestreckten Stiel zeigen
die Kammern des durchschnittenen Stieles die beträchtliche Grösse von mehreren
Millimetern im Durchmesser (Fig. 89 II). Bei der Streckung des Stieles wird
auch der axile Gallertfilz zerrissen. Reste bleiben oft noch im Scheitel hängen
(Fig. 89,ID. Die Höhlung wird mit Luft erfüllt.
Bevor die Stielstreckung eintritt, spaltet sich die Gleba von der inneren
Peridie ab, und auch der Zusammenhang mit dem Gewebe g und dem Napf z
wird gelockert. Da das Gewebe g bei der Stielstreckung zerreisst, so wird die
Verbindung zwischen Huthaut und Stiel natürlich aufgehoben.
Während dieser Vorgänge beginnen die Elemente der braungrünen. Gleba
(Trama und Basidien) zu verschleimen und zu zerfliessen, um schliesslich mit
den Sporenmassen vermischt als aasartig stinkende, Aasfliegen anlockende Massen
von dem wabigen Hute abzutropfen (Fig. 89, Ie).
Gróssen bemerkt. Im oberen Theile der Stielhóhlung ist der Rest des zerrissenen axilen Gallert-
gewebes zu sehen. Der Hut ist vom Stiel getrennt, infolge natürlicher Zerreissung des zwischen
Beiden befindlichen Gewebes (nach KROMBHOLZ und der Natur, 2 natürl. Grosse). III Axiler
Längsschnitt durch einen halbreifen, noch geschlossenen Fruchtkórper; « üussere derbe, & mitt-
lere gallertige, c innere Schicht der Hülle (Peridie); e Gleba; d Haut des sogenannten Hutes;
s¢ Stiel; g Gewebe zwischen Stiel und Gleba resp. Hut, das sich nach unten in die breitere
Gewebemasse z, den sogenannten Napf, fortsetzt; / das centrale Gallertgewebe des Stieles
(nach SACHS, etwa à der natürlichen Grósse). IV Schematischer Querschnitt durch einen eben-
solchen Fruchtkórper. ^ Bezeichnung wie bei IIL. V 7íach; Stück eines Längsschnittes des
Stieles von PRailus caninus, vor der Streckung; die Kammerwünde noch gefaltet und nieder-
gedrückt. VI 7fach. Ebensolches Stück, vom bereits gestreckten Stiele entnommen; die Kammer-
wünde z. Th. aufgerichtet, infolge von Gasentwickelung, VII 260fach; Basidien von PRallus
caninus voit ihren sterigmenlosen Sporen. Fig. V—VII nach DE Barr.