656 “Die Pilze.
Saprolegnieen, die ja nachweislich ihre sexuelle Function verloren haben, massen-
haft erzeugt werden.
Einige Uredineen (Melampsora, Phragmidium) entwickeln übrigens ihre Sper-
mogonien in Lagerform.
4. Aecidien genannte Conidienfrüchte. (Fig. 21, I u. Ile; Fig. 96.)
Mit blossem Auge oder der Lupe betrachtet erscheinen sie in geschlossenem
Zustande als sáulchen- oder birnfórmige Gebilde, in geóffnetem meist becher-
fórmig (Fig. 21, I). Sie entstehen in der Weise, dass an gewissen Mycelstellen
eine reiche Bildung von kurzen Seitenzweigen stattfindet, die sich zu einem rund-
lichen Knáuel verflechten, das auf dem Querschnitt ziemlich dichtes, parenchy-
matisches Gefüge zeigt (Fig. 21, II a!). In diesem Korper und zwar in der ba-
salen Region entsteht nun das Hy menium (Fig. 21, II4) in Form einer flachen
Schicht kleiner, keulenfórmiger Tràger (Fig 21, I7), deren jeder eine Kette von
Conidien abschnürt (Fig. 21 IL 2?, IIIIV). Von Letzteren werden bisweilen
»Zwischenstücke« (Fig. 21, III IV) nach dem pag. 3o2 bereits besprochenen Mo-
dus abgeschnitten, nach deren Auflósung sich die durch gegenseitigen Druck
meistens polyedrischen Sporen von einander trennen. Dieselben führen meist
reichlich orangegelbes Fett im Inhalt und sind mit farbloser bis bräunlicher
Wandung versehen, deren Exospor bei gewissen Gattungen radiäre Streifung
(Fig. 61, XI) erkennen lässt (Stäbchenstructur). Umschlossen werden Hymenium
und Sporenmasse von einer Hülle (Peridie Fig. 21, III P) mit sehr einfachem
Bau. Besteht sie doch aus nur einer Schicht von meridional verlaufenden Zell-
reihen, die sich von den Conidienreihen nicht wesentlich unterscheiden und sich
auch ganz in der Art der Letzteren verlängern, indem von je einer baselen Zelle
immer neue abgegliedert werden. Nur stehen die Zellreihen seitlich mit einander
in líickenlosem Verbande, sodass ein allseitig geschlossenes Hohlgebilde zu Stande
kommt, überdies erscheinen die Zellen grösser, stärker verdickt und inhaltsärmer
als die Conidien, resp. schliesslich luftleer. In Folge der Streckung durchbricht
der ganze Behälter die Epidermis und die Peridie öffnet sich entweder becher-
fórmig, dadurch, dass die Zellen im Scheiteltheile auseinander weichen (Fig. 21, I),
oder so, dass sie durch Lüàngsrisse in Streifen zerspalten wird. Die Sporen
stáuben nun aus den so gebildeten Oeffnungen aus.
An Stelle der vorbetrachteten typischen, mit Peridie versehenen Aecidien
treten bei manchen Uredineen lagerartige Conidienformen, deren Sporen in Be-
zug auf Entstehungsweise und Bau den gewóhnlichen Aecidiumsporen so sehr
gleichen, dass man auch in diesen Fállen von Aecidien redet (z. B. Phragmi-
dium).
Bei der Keimung treiben nur die Aecidiumsporen von Ændophyllum ein Spo-
ridien-bildendes Promycel, sonst wird immer ein Keimschlauch getrieben, der,
auf sein Substrat gelangt, sich zum Mycel entwickelt.
Conidienfrüchte, welche eine anders gebaute Hülle besitzen als die Aecidien, auch andere
Uredo-ühnliche Sporen bilden, kommen seltener (z. B. bei Melampsora betulina) vor. Ihre Ent-
wickelungsgeschichte bleibt noch zu untersuchen.
Nicht alle Rostpilze erzeugen die gleiche Anzahl von Fructificationen. Es
giebt solche, welche alle hervorzubringen vermögen, solche, welche nur drei
produciren: Spermogonien, Uredo und Teleutosporen, oder Spermogo-
nien, Aecidien und Teleutosporen oder endlich Aecidien, Uredo und
Teleutosporen; solche welche nur zwei ausbilden: Aecidien und Teleu-
tosporen, Uredo und Teleutosporen, Aecidien und Spermogonien;