Full text: Handbuch der Botanik (Vierter Band)

   
  
  
  
  
  
680 Die Pilze. 
ceten. Bei den einfachsten Ascomyceten entstehen die Schläuche direct am 
Mycel, so bei den Saccharomyceten (Hefepilzen) und Zxoascus-artigen. Ein wenig 
höher organisirte Vertreter, wie Gymnoascus, schieben zwischen Mycel und Asci 
ein eigenthümlich geformtes einzelliges oder mehrzelliges Gebilde ‚ein, was einer- 
seits vom Mycel entspringt und andererseits, direct oder an Verzweigungen, die 
Schläuche ausbildet. Man hat es als Schlaucherzeuger (Ascogon) bezeichnet. 
Noch einen Schritt weiter geht die Ausbildung bei den Perisporiaceen, wo 
ein neues Moment hinzukommt, nämlich die Bildung einer Hülle um den ganzen 
Asken-erzeugenden Apparat. Sie entsteht in der Weise, dass dicht unter dem 
Ascogon oder an benachbarten Myceltheilen Hyphen entspringen, welche den 
ganzen Apparat umspinnen und sich dicht zu einer Art von Gehäuse, dem Peri- 
thecium zusammenschliessen. Auf diese Weise wird die Stufe einer »Ascusfrucht« 
erreicht. Wihrend es an diesen Früchten bei Perisporiaceen noch nicht zur 
Ausbildung einer Mündung in der Wandung kommt, ist bei den Sphaeriaceen 
eine solche vorhanden. Wir finden hier auch die Wandung der Früchtchen aut 
ihrer Innenseite ausgekleidet mit haarartigen Bildungen (Periphysen) und zwischen 
die Schläuche schieben sich bei vielen Vertretern ebenfalls haarartige Faden- 
bildungen (Paraphysen) ein, die wie die Periphysen von dem umhüllenden Gewebe 
ausgehen, also nicht, wie die Asci, von dem Ascogon. Wegen ihrer geschlossenen 
Form pflegt man die Schlauchfrüchte der Perisporiaceen und Sphaeriaceen 
als angiocarpe zu bezeichnen und nennt die allseitig geschlossenen der ersteren 
Familie cleistocarp, die mit feiner Mündung versehenen der letzteren Familie 
peronocarp. 
Innerhalb der Familie der Scheibenpilze (Discomy ceten) treffen wir 
sowohl angiocarpe als solche Früchte an, die gleich von Anfang offen oder nackt 
(gymnocarp) sind. Aber auch die angiocarpen erhalten eine sehr weite Mündung, 
sodass sie becherfórmig oder schüsselartig erscheinen. Von den Wandungen der 
verschiedenen Schlauchfruchtformen kônnen Haar-artige Gebilde in Form von 
Borsten, Zotten, Haaren, Schüppchen ausgehen. An der Basis der Früchte ent- 
springende, dem Substrat zugewandte Haare werden als Rhizoïden bezeichnet. 
Ueber die Zellbildung in den Schläuchen und das Verhalten der Kerne 
hierbei ist bereits auf pag. 379 und 381 berichtet, betretfs der Einrichtungen zur 
Ejaculation der Sporen aus den “chläuchen vergleiche man pag. 357—364, be- 
züglich der Einrichtungen zur Befreiung der Schlauchsporen aus den Behàáltern 
nicht ejaculirender Schlauchpilze pag. 364. 
Seitens der Ascomyceten werden aber auch Conidienfructificationen er- 
zeugt und zwar in einer Mannigfaltigkeit, die alle übrigen Gruppen der Mycomy- 
ceten weit hinter sich làsst. Ganz besonders reichgestaltig erscheinen die ein- 
fachen, fádigen (schimmelartigen) Conidientrüger, wie schon eine Betrachtung der 
Figuren 18. 20. 22. 23. 26, IL III, 27—29, 52, 61 lehren wird. Aber auch Conidien- 
bündel, Conidienlager und Conidienfrüchte kommen in den mannigfaltigsten Formen 
vor, deren Charaktere bei den einzelnen Ordnungen, Familien und Gattungen 
angegeben sind. 
Ordnung I. Gymnoasccen Nacktschlüucher oder Perithecienlose Ascomyceten. 
Gegenüber der folgenden Ordnung, den Perisporiaceen, liegt der Haupt- 
charakter der Gymnoasceen darin, dass von einer gewebeartigen Hülle 
(-Perithecium) der Schlauchfructification keine Rede ist. Nur die hóchstentwickelten, 
zu den Perisporiaceen hin vermittelnden Gattungen Gymnoascus und Ctenomyces 
besitzen wenigstens Andeutungen eines hiillenartigen Organs, indem ihre Schlauch- 
     
    
   
   
   
   
    
   
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
	        
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