736 Dre Filze.
Was den Bau der fertigen Schlauchfrüchte anbetrifft, so unterscheidet man
wenigstens bei den becherartigen, das Hymenium, (Fig. 154, 47) auch Discus
genannt, das subhymeniale Gewebe (Fig. 154, 45) und die Fruchtwand.
Das Hymenium besteht stets aus Schláuchen (Fig. 154, Ba—/) und Para-
physen. Erstere enthalten meist 8 Sporen, doch kommen auch 16-, 32-, 64-, 128-
und noch mehrsporige Asci vor. In allen Füllen sind die Sporen durch besondere
Verkettungsmittel vereinigt (vergl. pag. 361) und werden durch simultane Ejacula-
tion aus dem Ascus frei. Letzterer öffnet sich am Scheitel entweder mittelst
eines Deckels oder aber durch Zerreissung. Bei vielen Discomyceten besteht die
Schlauchmembran, wenigstens an dem freien Ende aus einer Cellulosemodifica-
tion, welche sich mit Jod blau fürbt (vergl. pag. 370). Ueber den Heliotropismus
der Schläuche vergl. pag. 475.
Die Paraphysen stellen mehrzellige, einfache oder verzweigte Fäden mit
meist keulig angeschwollenem Ende dar. In ihrem Inhalt führen sie meistens
Pigmente, namentlich gelbe und rothe Lipochrome (vergl. pag. 416) aber auch
andere Farbstoffe und verleihen damit dem Hymenium sein mehr oder minder
intensiv gelbes, rothes, blaues, grünes, braunes Colorit. Für Peziza benesuada giebt
TULASNE an, dass sich zwischen den Schläuchen anstelle der Paraphysen conidien-
abschnürende Fäden vorfinden. (Auch bei gewissen anderen kleinen Becherpilzen
( Humaria, Helotium) habe ich in den letzten Jahren mehrfach in dem Hymenium
conidienabschnürende Fäden beobachtet, welche etwa so lang sind wie die
Schläuche, aber anderen schmarotzenden Pilzen zugehóren) Bei Cemangmun-
Arten nehmen nach TurAsNE conidientragende Füden die Peripherie des Hyme-
niums ein.
Die dicht unter dem Hymenium liegende Gewebeschicht, die aus kleinzelligen
Elementen besteht, pflegt man als subhymeniales Gewebe zà bezeichnen.
Bei den einfachsten Discomyceten, speciell Ascodesmis, wird es vermisst. An das-
selbe schliesst sich die Fruchtwand, die bei den becherartigen Früchten auch das
Hymenium seitlich umgiebt, was bei den einfachsten Becherpilzen (Ascodemis,
Pesiza confluens) nicht der Fall ist. Von der Fruchtwand gehen bei vielen Ver-
tretern haarartige Bildungen von ein- oder mehrzelliger Form aus.
Fast sámmtliche entwickelungsgeschichtliche Untersuchungen haben zu dem
übereinstimmenden Resultate geführt, dass die Asci einer- und die Para-
physen andererseits ganz verschiedenen, schon von Anfang an
getrennten Hyphensystemen angehóren (eine "Thatsache, die aber an
Schnitten durch reife Früchte nicht mehr sicher constatirt werden kann): die
Schlàuche entstehen nümlich als Endzellen verzweigter Fáden, die von einem
oder mehreren Ascogonen ihren Ursprung nehmen (ühnlich wie bei Peri-
sporiaceen und Sphaeriaceen), während die Paraphysen Endäste von Hyphen
darstellen, welche unmittelbar unter dem Ascogon oder dem Letzteren benach-
barten Myceltheilen ihren Ursprung nehmen. (Siehe die weiter unten folgende
Entwickelungsgeschichte der Schlauchfrucht von Peziza (Zyronema) confluens). Der
Regel nach geht die Entwickelung der Paraphysenschicht- der der
Schläuche voraus, welch Letztere erst zwischen die Paraphysen eingeschoben
werden.
Die Ascogone stellen entweder, wie bei Pezzza conffuens, eine grosse bauchige
Zelle (Fig. 157, III, IV, VI c) oder wie bei Ascobolus-Arten eine kurze Reihe stark
aufgeschwollener Glieder dar, die sehr reich an Plasma werden und gewisser-
maassen Plasmaspeicher darstellen. Sie sind daher im Stande, ganze Systeme von