Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

  
  
  
  
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750 Die Pilze. 
kommt der Pilz auf todten, pflanzlichen Substraten (z. B. Mist) wahrscheinlich 
ziemlich häufig vor und ist vielleicht auch in der Milch vorhanden. Untersuchungen 
haben ReEss und namentlich auch GRAWITZ, KEHRER, PLAUT und KLEMPERER geliefert. 
Literatur: REEss, M., Ueber den Soorpilz. Sitzungsber. d. phys. med, Gesellsch. Erlangen 
Juli 1877 u. Januar 1878. — GrAWITZ, P., Ueber die Parasiten des Soors, des Favus und Her- 
pes tonsurans, VIRCH. Arch. Bd. 103. 1886. — Derselbe, Beitrüge zur systematischen Botanik 
der pflanzlichen Parasiten, daselbst Bd. 70. 1875. — KEHRER, Ueber den Soorpilz. Heidelberg 
1883. — STUMPF, Untersuchungen über die Natur des Soorpilzes. Münchener med. Wochenschr. 
1885. — KLEMPERER, Ueber die Natur des Soorpilzes. Centralbl. für klin. Med. 1885. — Ueber 
den Soorpilz. Dissert. Berlin 1886. — BaGINsky, Ueber Soorculturen. Deutsch. med. Wochen 
schrift 1885. — PLAUT, Beitrag zur system. Stellung des Soorpilzes. Leipzig 1885. -— Derselbe, 
Neue Beitr. z. system. Stellung des Soorpilzes. Leipzig 1887. — FiscHL, Statistischer Beitrag 
zur Frage der Prophylaxis der Mundkrankheiten der Sáuglinge. Prager med. Wochenschr. 1886. 
— VALENTIN, Archiv f. Ohrenheilkunde. Bd. 26, 1888. 
5. Dematium pullulans DE Bary (Fig. 30). 
Auf lebenden Blättern, süssen Früchten, in der warmen Jahreszeit überall 
häufig, speciell in den schwarzen, als »Russthau« bezeichneten Pilzüberzügen 
der Blätter zu finden, aber auch todte Pflanzentheile bewohnend. Auf Bierwürze- 
Gelatine kultivirt, bildet der Pilz von der einzelnen Spore aus ein stattliches Mycel, 
an dessen Fäden seitlich an beliebigen Stellen oder auch terminal gestreckt- 
ellipsoidische Conidien abgeschnürt werden (Fig. 30, Id). Bringt man diese unter 
ungünstige Nährbedingungen, z. B. in reines Wasser oder verdünnte Zuckerlösungen, 
so treiben sie nach vorheriger Aufschwellung entweder unmittelbar hefeartige 
Sprosse (Fig. 3o, V 2) oder ganz kurze Myceifäden (Fig. 30, III IV x), an denen 
alsbald ebenfalls seitliche und terminale Sprosszellen entstehen, die sich leicht 
ablösen und nun ihrerseits wieder hefeartig sprossen können. Haben die 
grossen, in guten Nährsubstraten entwickelten oder die in schlechten entstandenen 
kümmerlichen Mycelien ein gewisses Alter erreicht und erfreuen sie sich un- 
mittelbaren Luftzutritts, so gliedern sich ihre bis dahin gestreckt cylindrischen, 
farblosen und ölarmen Zellen in meist sehr kurze und stark bauchig aufschwellende 
Glieder, deren Membranen Verdickung erfahren und olivengrüne bis dunkelbraune 
Färbung annehmen, während im Inhalt reichliche Fettmengen zunächst in kleinen, 
dann in grossen Tröpfchen auftreten (Fig. 30. VII VIII). Mitunter erfahren diese 
Zellen ausser der Quertheilung auch noch Längstheilung (Fig. 3o, VIII) und ver- 
gallerten ihre Membran, sodass die Fäden in eine förmliche Hülle eingebettet 
erscheinen (Fig. 30, VIII). Solche Bildungen stellen Gemmen dar, die offenbar 
Dauerzustände repräsentiren. So wie ganze Mycelien können auch einzelne Spross- 
zellen zu grossen sich bräunenden und fettreichen, einzelligen oder getheilten 
Gemmen werden, was z. B. bei Cultur in dünnster Wasserschicht der Fall ist. 
(Vergl. die continuirliche Entwickelungsreihe in Fig. 3o, VI 4—g). Je nachdem die 
Gemmen kümmerlich oder gut ernührt werden, treiben sie entweder direkt, 
Sprossungen (Fig. 3o, II), oder sie wachsen zu Mycelien aus (Fig. 3o, D, die dann 
wieder seitliche Sprossconidien erzeugen. 
Alkoholgährung zu erregen sind die Sprossformen nicht im Stande. Wahr- 
scheinlich sind unter dem, was man gewôhnlich D. puwllulans nennt, mehrere 
Species versteckt. Nach LINDNER bewirkt eine derselben, dass Bierwürze faden- 
ziehend wird.?) 
1) Literatur: DE BARY, Morphol. und Physiol. der Pilze 1864. — Lów, E., Dematium 
pullulans. PRINGSH. Jahrb. VI. — LINDNER, P. Das Langwerden der Bierwiirze durch Dematium 
pullulans. Wochenschr. f. Brauerei 1888. No. 15. 
    
   
  
  
   
  
  
  
    
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
            
    
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