752 Die Pilze.
Haarbalg entsteht ein gelbes Schildchen, das reich an den Elementen des
Pilzes ist. Letzterer dringt indessen nicht, wie Ozdium Schänleinii, in die Haar-
bälge ein, scheint aber von den Mündungen derselben seinen Ausgang zu
nehmen.
Die Reingewinnung erfolgt im Wesentlichen wie bei voriger Species. Auf
der Oberfläche von Fleischpeptongelatine entwickelt die vorliegende Art ein
schneeweisses filzartig-derbes Mycel, welches in der Folge unterseits schwefelgelb
bis gelbbraun wird und zu ausgesprochener Faltenbildung neigt. An den r,5 bis
2 Mikr. im Durchmesser haltenden Mycelfáden werden die Conidien ebenfalls
nach der bekannten Oidienweise abgeschnürt. Ausserdem hat Q. noch spindel-
fórmige septirte Gebilde beobachtet, die er als Macroconidien anspricht.
Von physiologischen Eigenschaften sind hervorzuheben: Bildung eines
Gelatine peptonisirenden Ferments, sowie eines alkalischen (vielleicht aminartigen)
Stoffes in genannten Substraten, Empfindlichkeit gegen Sáuerung des Substrats,
Luftbedürfniss, Produktion von Oxalsáure, eines gelben bis braunen Farbstoffs im
Mycel sowie im Substrat, Glycogengehalt in den Conidien, worauf wenigstens die
Rothbraunfärbung mit Jodkalium hindeutet, Bevorzugung höherer Temperatur
(Optimum etwa 35° C.)
Infectionsversuche Q.’s mit Reinmaterial an Mensch, Hund und Maus lieferten
positive Ergebnisse, die am Menschen das Bild der Originärerkrankung.
8. Oidium tonsurans. Pilz der Glatzflechte (Herpes tonsurans) = Trichophyton
tonsurans MALMSTEN.
Ruft an behaarten Theilen, besonders auch der Kopfhaut, die sogenannte
Glatz- oder Rasirflechte (Herpes tonsurans, Area celsi) hervor, rundliche 1 bis
mehrere Centim. im Durchmesser haltende, in Folge des Ausfallens der Haare
kahl (wie eine kleine Tonsur) erscheinende, mitunter abschuppende und an der
Peripherie geröthete Flecken. Tritt die Affektion an der Barthaut auf, so pflegen
sich um die Haarbilge entziindliche, in Borkebildung übergehende Pusteln zu
bilden. Durch die Barbierstuben wird die Krankheit leicht verbreitet.
Der Pilz, dessen Reinzucht wie bei den vorgenannten Arten bewerkstelligt
wird, ist besonders von GRAWITZ (l. c.) näher untersucht worden. Auf Nähr-
gelatine und Agar wüchst er schneller als O4. ScAón/eimz, verflüssigt auch die
Gelatine energischer. Das anfangs weisse, spüter auf der Unterseite orange bis
braungelb werdende Mycel, welches concentrische Faltenbildung annimmt, ver-
dickt sich in der Mitte und beginnt von hier aus zu fructificiren. Am schnellsten
und üppigsten entwickelt sich der Pilz auf erstarrtem Blutserum bei 30° C. Hier
bildet er an den Fáden lange Ketten rundlicher, semmelartig aufgereihter
Conidien von etwa 6,5 Mikr. Durchmesser, wáhrend die Conidien von O. ScAón-
leinii unter denselben Verháltnissen mehr ellipsoidisch erscheinen. — Von GRa-
wırz angestellte Impfungen mit Reinmaterial auf der Haut beider Oberarme
zweier Personen ergaben typischen Herpes fonsurams. .Ob die ähnliche Krank-
heit der Hausthiere durch denselben Pilz veranlasst wird, steht noch nicht fest.
Wenn sich die betrachteten 3 Pilze!) auch jetzt schon sicher aus einander halten lassen,
so wire es doch wiinschenswerth, noch prügnantere Unterschiede aufzufinden. -— Bezüglich ihrer
systematischen Stellung wäre die Vermutung zu prüfen, dass sie etwa Conidienbildende Ent-
wickelungszustinde von Basidiomyceten seien.
1) Man vergl. über dieselben auch den kürzlich erschienen II. Band von BAUMGARTEN, Lehr-
buch der pathologischen Mycologie pag. 905— 913.
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