Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

150 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
verschiedene Minerale gezeigt hatten, dass der von Havv aufgestellte Satz »zu 
jeder besonderen Grundform gehórt auch eme besondere chemische Zusammen- 
setzung« nicht in dieser allgemeinen Fassung beizubehalten sei. 
Wenn hier von übereinstimmender Krystallisation die Rede ist, so ist, wie 
in dem Artikel »Arten der Minerale« (Bd. I, pag. 58) angegeben wurde, der Aus- 
druck Krystallisation in dem Sinne aufzufassen, dass damit alle Krystallgestalten 
desselben Minerales zusammengefasst werden, welche auf dieselbe Grundgestalt 
zurückzuführen sind, so dass auch isomorphe Species solche genannt werden 
kónnen, welche bei verschiedener chemischer Constitution gleiche Grundgestalten 
zeigen oder gleiches Achsenverhàáltniss haben. 
Da nun die Grundgestalt einer Species bestimmte Kantenwinkel hat, aus 
welchen das Achsenverháltniss berechnet wird, so ist zunüchst in Betreff der Aus- 
drücke isomorph und Isomorphismus zu bemerken, dass diese streng genommen 
nur bei tesseralen Species wirklich richtig sind, dass dagegen bei Krystallen 
anderer Systeme, bei Species, welche nicht tesseral krystallisiren, die Winkel. 
gróssen in der Grundgestalt und das daraus berechnete Achsenverhiltniss nicht 
vollkommen übereinstimmen, wenn sie auch als isomorphe bezeichnet werden. 
Bei solchen Species kónnte man in der That nur von einer Aehnlichkeit der 
Krystallisaton sprechen und es wurde deshalb auch für sie der Ausdruck ho- 
móomorph oder Homóomorphismus (von dem griechischen »Zemozos« ühnlich 
gebildet) in Anwendung gebracht. 
Obgleich diese Benennung für sie die richtige ist, so hat man doch aus 
gutem Grunde die zuerst gewáhlte Benennung beibehalten, wohl wissend, dass 
bei nicht tesseralen Species die Zahlenverháltnisse nicht genau dieselben sind. 
So gelten z. B. die beiden hexagonal, rhomboedrisch-hemiedrisch krystallisiren- 
den Species Himatit, das Eisenoxyd, Fe,O, und Korund, die Thonerde, das 
Aluminiumoxyd, Al,O, als isomorphe, wáhrend nach N. v. KockscHARow bei 
Hämatit das als Grundgestalt gewählte Rhomboeder die Endkantenwinkel — 86? 
hat und die Hauptachse — 1,3656 ist, weun die Nebenachsen — 1 gesetzt werden, 
bei Korund das als Grundgestalt gewühlte Rhomboeder die Endkantenwinkel 
— 86^? 4' hat und die Hauptachse — 1,3629 ist. So nahe die Zahlen einander 
stehen, so sind sie doch nicht gleich und in diesem Sinne würe der Ausdruck 
homóomorph richtiger, immerhin aber zieht man die Benennung isomorph vor, 
um nicht der allgemeinen Erscheinungsweise die übereinstimmende Bezeichnung 
zu nehmen, weil die tesseralen Species wirklich isomorphe sind und doch nicht 
als homóomorph aufgefasst werden kónnen. 
Bei anderen isomorphen, nicht tesseralen Species zeigen die Zahlenver- 
háltnisse noch gróssere Differenzen, wie z. B. bei den Carbonaten (s. d. Artikel), 
wo die mit Calcit isomorphen Species im Endkantenwinkel des als Grundgestalt 
gewählten Rhomboeders bis zu 21? Differenz und darüber aufweisen. Die 
Hauptsache bleibt immer die mehr oder minder nahestestehende Ueberein- 
stimmung in der krystallinischen Gestaltung bei verschiedener chemischer Con- 
stitution und der Zusammenhang dieser Gestaltung mit letzterer. Bei der grossen 
Anzahl isomorpher Species oder isomorpher Gruppen von Species erscheint es 
auch nicht nöthig, hier dieselben einzeln aufzuführen, deren Zahl durch nicht 
mineralische Krystalle bedeutend erweitert wurde, sowie die historische und sach- 
liche Entwicklung des Isomorphismus zu verfolgen, wie sie z. B. von C. RAMMELS- 
BERG in dem allgemeinen "Theile seines Handbuches der Mineralchemie, 
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