Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
    
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Isomorphismus. 
Leipzig 1875 in umfassender Weise besprochen wurde. Es sollen hier nur die 
wichtigsten Folgerungen aus der als Isomorphismus oder Isomorphie bezeichneten 
Erscheinungsweise mineralischer und nicht mineralischer Krystallspecies hervorge- 
hoben werden. Den grossen Einfluss des Isomorphismus auf die Krystallographie 
und Chemie drückte in dem erwähnten Werke pag. 57 RAMMELSBERG treffend 
aus, wenn er sagte: MrrscHERLICH's Entdeckung vernichtete Hauv's Satz: Die 
Krystallform ist bedingt durch die chemische Natur der Elementaratome. Sie 
setzte an seine Stelle den Satz: die Krystallform ist bedingt durch die Zahl und 
die Stellung der Elementaratome. 
Wenn z. B. oben als zwei isomorphe Species der Hämatit und der Korund, 
das Eisenoxyd, Fe,O, und das Aluminiumoxyd, Al,0; hervorgehoben wurden, 
so tritt sofort die übereinstimmende Formel hervor, welche eine Verbindung von 
2 Atomen Metall.mit 3 Atomen Sauerstoff anzeigt. 
Die Krystalle der beiden isomorphen Species muss man sich, wie die 
Krystale überhaupt aus gleichgestalteten und gleich grossen Krystallmoleculen 
(vergl. pag. 161 und 229 in Bd. I) zusammengesetzt denken und es enthält ein 
jedes Krystallmolecul der beiden Species eine gleiche Anzahl von Moleculen 
Al,O, einerseits und Fe4O, andererseits und durch die in beiderlei Krystallmo- 
leculen gleiche Anordnung der Metall- und Sauerstoffatome untereinander resultirt 
die gleiche Gestalt und Grósse der Krystallmolecule des Hämatit und Korund. 
In der chemischen Natur des Eisens und Aluminiums, welche beiden Metalle 
durch ihre gleiche Verbindungsweise mit Sauerstoff dieselbe Formel R50, er- 
geben, ist nicht die gleiche Anordnung der Atome begründet, nur dürfte in dem 
verschiedenen Atomgewicht und in der davon abhángigen verschiedenen An- 
ziehungskraft der Atome die kleine Differenz in den Winkeln ihre Erklärung 
finden. 
Vergleichen wir mit den beiden isomorphen Species, Korund und Hämatit, 
den Verbindungen zweier Metalle mit Sauerstoff in gleichem Zahlenverhältniss der 
Atome andere Verbindungen derselben Sesquioxyde, so wird auch in diesen Iso- 
morphismus gefunden werden können, wenn die Atome der mit diesen Sesqui- 
oxyden verbundenen anderweitigen Molecule gleiche Zahlenverhältnisse zeigen, 
sowie überhaupt in Verbindungen verschiedener Art Molecule von 'Thonerde und 
Eisenoxyd einander ersetzen können als Folge des Isomorphismus derselben. 
Thonerde und Eisenoxyd in gleicher Verbindung mit Wasser bilden die beiden 
isomorphen Species Diaspor, H40'A1,0, und Pyrrhosiderit, H,O'Fe,0,, 
welche orthorhombisch krystallisiren, auch kleine Differenzen in den Winkeln 
der Krystallgestalten und den Achsenverhältnissen zeigend. Die Molecule beider 
werden durch gleichviel Elementaratome gebildet, und sie enthalten auf 2 Atome 
Metall 2 Atome Wasserstoff und 4 Atome Sauerstoff, die elektropositiven Atome 
stehen zu den elektronegativen Sauerstoffatomen in dem Verhältniss 4:4. 
Thonerde und Eisenoxyd in gleicher Verbindung mit Magnesia bilden die 
beiden isomorphen tesseralen Species Spinell, MgO'Al,O, und Magnefer- 
rit, MgO-Fe,O,. Die Molecule beider werden durch gleichviel Elementaratome 
gebildet und sie enthalten auf r Atom Magnesium und 2 Atome Aluminium oder 
Eisen 4 Atome Sauerstoff, die Zahl der elektropositiven, der Metall-Atome zu der 
der elektronegativen Sauerstoffatome zeigt das Verhéltniss 3:4. 
Zwei complicirtere Verbindungen der Thonerde einerseits und des Eisen- 
oxyds andererseits mit Kalkerde und Kieselsáure bilden die beiden isomorphen 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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