Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

160 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
vielfach und meist dichotomisch zerschlitzten Laubwerk. Das sogenannte See- 
gras, Zostera, eine marine Monocotyledone erfüllt Schichten im oberen Jura 
(Purbeck-Gruppe). 
Die Meeres-Fauna des Jura-Systems zeigt im Vergleiche zu der der Trias — 
namentlich aber der meist litoralen Triasablagerungen von Deutschland, England, 
Nordamerika -— einen überraschenden Reichthum der Arten, Gattungen und 
Familien und enthält — in besonderen Schichten, die nach den Bedingungen 
der besonderen Oertlichkeit sich in specifischer Weise gestalteten — die Vertreter 
verschiedener Meeresregionen und ungleich tiefer Zonen. So verkünden die 
Hochseefaunen viele an Ammoniten und anderen schwimmenden Cephalopoden 
reichen Kalksteine und Mergel, unter Anderem auch in den Alpen. Die Acephalen- 
Facies ist in zahlreichen Schichten des Jura entwickelt und enthält oft individuen- 
reiche Austern- und Gryphäen-Bänke. Die Spongien-Facies erscheint namentlich 
im oberen Jura, wo sie z. B. an der Lochen bei Balingen in Württemberg, mächtige 
Kalkbänke mit mancherlei Schwamm-Gestalten dicht erfüllt. Korallenriffe mit 
zahlreichen Sternkorallen, Spongien, Crinoideen und Echiniden, Mollusken ver- 
schiedener Art, sind namentlich im oberen Jura häufig. Nattheim in Württemberg 
ist hier eine an verkieselten Resten der Korallenfacies sehr reiche Localität. 
Andere Meeresschichten wie die bituminösen Liasschiefer von England, Württem- 
berg und Franken zeigen einen unerschöpflichen Reichthum an Fischen und an 
Skeletten mächtiger Meeres-Saurier. Ueberhaupt tritt Fülle der Formen, Menge 
der Individuen und trefflicher Erhaltungszustand in zahlreichen Schichten und 
Localitäten der Jura-Formation zugleich auf und überhäuft den Sammler mit 
einem Ueberfluss an paläontologischen Schätzen, wie es sich an wenig anderen 
Fundstätten wiederholt. 
Wenig bekannt ist die Foraminiferen-Fauna und fällt nicht sonderlich in 
die Augen. Einen grossen Reichthum an Formen entwickeln in besonderen 
Riffbildungen die Spongien oder Seeschwámme, deren náhere Untersuchung aber 
erst den letzten Jahren angehört. Die Spongien-Kalke oder Scyphien-Kalke 
sind im oberen Jura — in der Mittelregion des weissen Jura — von Franken und 
Schwaben am mächtigsten und stellen wahre Spongien-Riffe dar, die ein paar 
hundert Fuss Máchtigkeit erlangen. Sie lassen sich von da durch die Schweiz 
und in abnehmender Mächtigkeit nach Frankreich verfolgen. Häufig sind nament- 
lich Scyphia reticulata Govpr., Cnemidium rimulosum Goupr., Tragos patella 
GOLDF. u. a. 
Eine ausgezeichnete Korallenbank, vorzugsweise aus Stócken von Astrüen 
bestehend, zeigt sich im oberen Jura (Unterregion der Oxford-Zone) von England 
und Norddeutschland, hier 1,3 Met. mächtig. Sie enthält namentlich Zhamnastraea 
concinna GOLDF., Isastraca ñelianthoides Goupr., Montlivaltia-Arten u. s. w. Die 
Korallen-Riffbildung des Jura in Schwaben, besonders zu Nattheim reichlich ent- 
wickelt, liegt in etwas hôherem Niveau als in England (in der obersten Region 
der Oxford-Zone) und besteht ebenfalls vorwiegend aus Asträen. Sie führt nament- 
lich Zsastraea helianthoides GOLDF., mehrere Zhamnastraea-Arten, Macandrina 
Soemmeringi GoLDF. Lhecosmilia trichotoma GOLDF. Stylina limbata GoLD. u. a. 
In beiden Horizonten sind überhaupt die Hexacorallien weitaus vorwiegend und 
stellen den Haupt-Bau der Riffe dar, begleitet von einigen Schwümmen, wie 
Myrmecium. 
Die Echinodermen sind im Jura besonders durch Crinoideen und Echiniden 
vertreten. Die Crinoideen (Abtheilung der Crinoïdea articulata) spielen in 
   
        
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
      
  
  
   
    
  
  
   
    
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
	        
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