Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

   
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schon sehr nahe, waren auch gleich ihnen mit dicken viereckigen Knochen- 
schildern bepanzert. Vermuthlich waren sie auch zum Betreten des Festlandes 
geschickt, wo sie wenigstens ihre Eier abgelegt halten mögen. 
Weit abweichend von allen heute lebend vertretenen Reptilien-Ordnungen 
waren die Enaliosaurier oder flossenfüssigen Meeressaurier der Jura-Epoche, die 
schon in der Trias mit den nahe verwandten Nothosauren eröffneten. Sie zer- 
fallen in kurzhalsige oder Ichthyosauriden und langhalsige oder Plesiosauriden. 
Beide sind ausschliessliche Meeresbewohner, die aber wie die Wale des heutigen 
Meeres Luft athmeten und mit platten Flossenfüssen ausgestattet waren, indem 
Fusswurzel und Zehen durch ein vielzähliges Tafelwerk von kleinen rundlichen 
Knochen vertreten erscheinen. Ihre Haut war allem Anscheine nach nackt, 
wenigstens haben auch die am besten erhaltenen Funde keine Spur von 
Knochenplatten oder Schuppen geliefert. 
Die langhalsigen kurzköpfigen Plesiosauren, unmittelbar an die Nothosauren 
der Trias anschliessend, eröffnen im Lias, wo sie drei Meter (nach einzelnen 
Bruchstücken zu schliessen vielleicht selbst das doppelte) an Länge erreichten. 
Sie erloschen in der oberen Kreide. 
Neben den schlanken schwanenhalsigen Plesiosauren lebten in den Meeren 
des Lias die kurzhalsigen und langschnauzigen Ichthyosauren, die mehr die ge- 
drungene Gestalt der Delphine besassen und 6—10 Meter Länge oder noch 
etwas darüber erreichten. Sie beginnen spáürlich in der Trias, liefern stattliche 
Skelette 1m unteren Lias von England, sowie im mittleren Lias von Franken 
und Schwaben und werden dann spáürlicher. Im oberen Jura von Solenhofen kennt 
man noch einen ZcAAyosaurus, die letzten sollen in der Kreideformation erlóschen. 
Während alle Enaliosaurier der europäischen Formationen durch ein 
kráftiges Gebiss, dessen kegelfórmige in Alveolen eingekeilte Zähne mit denen 
der Crocodile wetteifern, ausgezeichnet sind, liefert Sauranodon natans MARSH 
aus dem oberen Jura der Rocky mountains das bis jetzt einzige Beispiel eines 
zahnlosen Ichthyosauriden. Der wahre /ch#hyosaurus ist in Amerika noch nicht 
nachgewiesen. 
Als weiteres Beispiel von der Mannigfaltigkeit der Reptilien-Formen im 
Meer der Jura-Epoche führen wir noch .PZesaeurus aus dem oberen Jura 
(Kimmeridge-Zone) von England auf. Es ist ein kurzhalsiger Saurier von der 
Halsbildung des ZeAAyesaurus, aber in allen übrigen anatomischen Charakteren 
mit Z/eszesaurus eng verwandt, also ein Plesiosaure, der die Gestalt der Ichthyo- 
sauren imitirt. Er soll 4o Fuss (13 Meter) Lànge erreicht haben. 
Schliesslich erwähnen wir noch das erste spárliche Auftreten der Meeres- 
schildkrôten im oberen Jura. Kein ndherer Vorfahre von ihnen ist bekannt, 
aber einige Anomodonten älterer Ablagerungen ergeben eine gewisse Aehnlich- 
keit in Schädelgestalt und Gebiss, welche wenigstens vermuthen lässt, Schild- 
kröten und Anomodonten möchten verwandte Ausläufer aus gleicher Wurzel sein. 
Seesäugethiere aus den Gewässern der Jura-Formation kennt man noch 
nicht mit Sicherheit, wiewohl man im oberen Jura von England eine Andeutung 
eines solchen gefunden zu haben vermeint. 
Die Flora und Fauna des Festlandes und des süssen Wassers während der 
Jura-Epoche kennt man nur aus wenigen Zonen der Schichtenfolge, die zudem 
auch nur in geringerer örtlicher Ausdehnung aufzutreten pflegen. Dazu kommen 
hie und da auch in Meeres-Absätzen eingeschwemmte Individuen von Festland- 
bewohnern. 
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