Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

  
  
248 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
Schnitte unter einem dritten Namen beschreibt, ohne ihre Zusammengehörigkeit 
näher erweisen zu können. 
Wir beginnen mit der ersten Classe der Calamophyten, den Equisetaceen 
oder Schachtelhalmen, Zguisetaceae, welche in der heutigen Flora nur die 
einzige Gattung Zgquisetum begreift. 
Es sind unansehnliche Stengelpflanzen mit meist krautartigen, seltener halb- 
weges verholzenden aufrechten, mehrere Fuss (höchstens 10—12 Meter) Höhe er- 
reichenden Stengeln, die genauer genommen oberirdische Aeste von weit umher- 
kriechenden Rhizomen oder unterirdischen Stämmen sind. Die Stengel und 
ebenso auch die Rhizome sind an den Abgliederungen von gezähnten Blatt- 
scheiden umgeben, von denen jede einen Wirtel seitlich verwachsener einfacher 
und einnerviger Blätter darstellt. Die Aeste brechen einzeln oder in Wirteln 
dicht unterhalb dieser Blätter hervor, dies ist eine in der ganzen Pflanzenwelt 
einzig dastehende Erscheinung. (In ihrer ersten Bildung stehen sie aber auch 
noch in den Blattachseln, werden dann überwallt und brechen nachmals darunter 
hervor.) 
Der cylindrische und in gewissen Abständen quergegliederte Stengel oder 
Ast trägt am Umfange flache Längsleisten oder Rippen, die durch schmale 
Furchen getrennt werden. Sie alterniren bei den übereinander folgenden Ge- 
schossen oder Internodien, jedes Stück mit seinem Blattantheil. Diese längs- 
und quergehende Abtheilung der Stengeloberfläche ist der äusserliche Ausdruck 
des Aufbaues des Achsenorgans. Die Hauptmasse der Achse besteht aus einem 
parenchymatischen Grundgewebe, welches durch ein grossmaschiges Gefässbündel- 
Gerüste, eine vernetzte Röhre, in einen peripherischen Theil, die Rinde und 
einen centralen Theil, das Mark abgetheilt wird. Durch die Lücken der Netz- 
röhre des Gefässsystems steht das peripherische und das centrale Parenchym- 
gewebe in Verbindung und dies ist die erste Andeutung der Markstrahlen 
höherer Gewächse. Die Gefässbündelstränge verlaufen in den Internodien 
gerade und aufrecht, treten aber am Oberende eines jeden seitlich zusammen 
und bilden hier einen Ring. Dieser Gefässbündelring erzeugt die äussere Abgliederung 
des Achsenorgans und bedingt die Bildung der Blattscheide, die das nächst- 
folgende Geschoss schachtelartig einfasst. In jedes einzelne Blatt der Blatt- 
scheide tritt ein Gefässstrang, der dicht unter der Ringbildung von einem der 
Stränge des Achsengerüstes sich abzweigt. So viele Stránge das Achsengerüst 
enthült, so viel Záhne d. h. Partialblütter zühlt die Blattscheide und so viel 
Längsleisten der Stengel. Die Gefässstränge erscheinen in der Zahl von sieben 
oder zehn oder mehr und bestehen aus Netz- und Leitertracheiden, einigen 
Spiralgefássen und einer Anzahl langgestreckter Zellen. Ihr Querschnitt ist 
rund oder eirund. Man unterscheidet einen der Innenseite zugewendeten 
Holztheil und einen dem Stengelumfange zugewendeten Basttheil. 
Der peripherische wie der centrale Parenchymkórper der Achse enthalten 
mehr oder minder weitliufige Luftcanüle oder Lacunen, die in jedem neu zu- 
wachsenden Geschoss durch Auseinanderweichen des zarten Grundgewebes ent- 
stehen. Am umfangreichsten ist der centrale Luftcanal des Markes. Er nimmt 
bei krautartigen Equiseten den gróssten Theil des Stengeldurchmessers ein und 
verdrängt hier den Markcylinder bis auf eine geringe Spur. Enger sind die 
im Kreise gestellten Luftcanále des Rindenkórpers. Sie stehen vor den Gefiiss- 
strángen und alterniren regelmässig mit denselben. Die Luftcanüle erstrecken 
sich nur auf die Lünge der einzelnen Internodien. An den Abgliederungen der 
  
  
  
  
  
  
  
   
   
     
  
   
   
    
  
  
  
   
    
   
  
  
   
   
   
   
     
    
   
    
   
   
     
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