Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

254 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
Dieser mikroskopische Bau des verkieselten Stammes von Calamitea striata 
weicht weit ab von dem der lebenden Equiseten (oben pag. 248 auf Z. 49) und mahnt 
schon sehr an den Holzbau gymnospermischer Phanerogamen. UNGER bezog ihn 
auf Calamiten des Rothliegenden. GOPPERT trennte ihn von den Calamiten und 
stellte ihn als Vertreter einer besonderen Pflanzenabtheilung zu den Gymno- 
spermen. Die schliessliche Entscheidung aber hängt von den Aufschliissen 
vollständiger erhaltener Fundstücke ab. 
Ausserdem beschrieb UNGER 1856 den mikroskopischen Stammbau einer An- 
zahl noch weiter abweichender Calamophyten-Formen aus den Cypridinenschiefer 
(obere Abtheilung der devonischen Formation) des Thüringer Waldes. UNGER 
unterschied diese in zwei besondere Ordnungen Haplocalameae und Stereocalameae, 
erstere mit vier, letztere mit einer Gattung. Die Haplocalameen reihen sich von 
ihnen noch am meisten den Equiseten an. Sie zeigen einen weiten Markkörper. 
Calamopitys Saturni UNc., Ordnung Szereocalameae, aus dem Cypridinenschiefer 
von Saalfeld in Thüringen weicht stürker ab und zeigt eine centrale und eine 
peripherische Holzbildung. Die Achse des Stammes besteht aus einem dünnen 
geschlossenen Holzcylinder von radiärem Bau. Er ist aus zahlreichen Gewebe- 
platten zusammengesetzt und enthält wahre Holz-Zellen. Ein Markkôrper ist 
darin nicht zu erkennen oder war nur sehr unansehnlich. Die Holzachse umgiebt 
ein máchtiger Mantel, von Parenchym-Gewebe. Dies ist also die Innenrinde, 
dem äussern Marktheil der Haplocalameen entsprechend. In diesem Mantel 
verlaufen zerstreute Holzbündel, die aller Vermuthung nach in bestimmten Ab- 
stinden von der Holzachse abgingen und nach den Anhangsorganen des Stammes, 
also Blättern oder auch Aesten, verliefen. Ihre Stellung deutet auf einen ge- 
gliederten Stamm mit Wirteln. Im Umfang dieses mächtigen Parenchym-Gewebes 
erscheint eine unansehnliche peripherische Holzbildung — vielleicht eine ver- 
holzte Rindenschicht. Sie besteht aus einer Abwechslung von schmalen radial 
gestellten Holzbündeln und Parenchym-Strahlen. UNGER bezeichnet sie als corpus 
lignosum periphericum und nimmt ausserhalb von ihr noch eine dicke paren- 
chymatische Rindenschicht an, die aber bei der Versteinerung verloren ging. 
Von Blättern, Aesten u. s. w. ist nichts erhalten. 
Die Haplocalameen aus den devonischen Schichten des "Thüringer Waldes 
zeigen dieselbe peripherische Holzbildung und einen weiten Markkôrper, in 
welchem kreisförmig gestellte Holzbündel aufsteigen. Ein centraler Holzcylinder 
fehlt ihnen. Auch ist von Luftcanälen nichts zu bemerken. Wir können nicht 
näher darauf eingehen. 
Es genügt dies aber schon zum Nachweis, dass unter den Calamophyten der 
devonischen, carbonischen und permischen Epoche sehr verschiedene Ordnungen, 
Familien und Gattungen vertreten sein mögen und die bisherige Gattung Cala- 
mites wohl nur als provisorisch gelten darf. 
Wir gehen jetzt zu den beblätterten Zweigen der Calamophyten der älteren 
Formationen über. Dies sind die Asterophylliteen, Asterophylliteae, Aeltere 
Botaniker betrachteten sie als eine eigene Klasse oder Ordnung der Gefässkryp- 
togamen. Neuere sind mehr geneigt, in ihnen die beblätterten Zweige derselben 
Gewächse zu erkennen, deren Stämme wir als Calamiten zu bezeichnen pflegen 
und bezeichnen sie daher als Calamocladen (Calamitenzweige, Calamocladi). 
Wenn auch zuzugeben wird, dass letztere Ansicht Vieles für sich hat, ist doch die 
Zusammengehörigkeit bestimmter Asterophylliteen und bestimmter Calamiten noch 
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