Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

   
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Der Metamorphismus der Gesteine. 433 
Andererseits können natürlich nur solche Gesteine als metamorphische be- 
zeichnet werden, bei denen sich wirklich Umwandlungen erweisen lassen, sei 
es, dass sie durch Uebergänge mit unveränderten Gesteinen zusammenhängen, 
oder dass ihre innere und äussere Veränderung thatsächlich zu erkennen ist, oder 
endlich, dass sie mit Gesteinen übereinstimmen, deren Umwandlung als hinläng- 
lich begründet gelten kann. 
Die Verschiedenartigkeit der Entstehung findet bei den Gesteinen ihren 
schürfsten Ausdruck in der Beschaffenheit, die man als krystallinisch-massig einer- 
seits, als klastisch-schiefrig andererseits bezeichnen kann. Die Metamorphose 
kann daher auch wohl als die typischste bezeichnet werden, welche diese Struktur- 
charaktere für die Gesteine gewissermaassen austauscht. 
Für ursprüngliche Sedimente mit geschichteter, schiefriger und klastischer 
Struktur bedeutet das Krystallinischwerden, für ursprüngliche krystalline und 
in massiger Erstarrung festgewordene Gesteine das Schiefrigwerden die Meta- 
morphose. Für ein Gestein der letzteren Art tritt mit der Schieferung oft auch 
eine Art von Schichtung ein, dagegen gehen für ursprünglich sedimentáüre, dünn- 
plattig geschichtete und geschieferte Gesteine diese wichtigen, in der Genesis be- 
dingten Charaktere mit dem Krystallinischwerden mehr oder weniger verloren. 
Hieraus lässt sich schon erkennen, dass sich also in den metamorphosirten Ge- 
steinen beiderlei Charaktere vereinigt finden müssen, mag ein Sediment oder ein 
krystallinisches Erstarrungsgestein das ursprüngliche gewesen sein: mehr oder 
weniger krystalline Entwicklung mit mehr oder weniger ausgeprägter Schieferung 
bleibt in beiden Fällen erhalten. 
Daher sind die krystallinischen Schiefer von allen Forschern immer 
als die hauptsächlichsten Träger der metamorphischen Erscheinungen angesehen 
worden und jede Erörterung der Ursachen und der Entwicklung der Meta- 
morphose muss von der Untersuchung des Verhaltens der krystallinischen Schiefer 
ausgehen. 
Bezüglich der petrographischen Beschreibung und der Eintheilung der kry- 
stallinischen Schiefer muss auf den Artikel »Gesteine«, 
Handwoórterbuches, verwiesen werden. 
Betrachtet man das Auftreten der krystallinischen Schiefer in den Gebirgen, 
so lässt sich sehr bald erkennen, dass dieselben mit ganz ähnlicher, wenn auch 
nicht vollkommen gleicher mineralogischer Entwicklung in zwei wesentlich ver- 
schiedenen Arten des Verbandes mit anderen Gesteinen zu erscheinen pflegen, 
In dem einen Falle bilden sie mehr oder weniger breite Zonen, 
zwischen sedimentäre Schichtencomplexe und eruptive, krystallinisch 
gesteine, die letzteren fast regelmässig und allseitig umsäumend, | einschieben. 
Sie haben dann in der Regel nur eine lokale, nicht sehr ausgedehnte Verb 
und sind durch allmähliche Uebergänge mit den sedimentären Schichten ver- 
bunden, so dass die nicht metamorphosirten und die in verschiedenem Grade 
umgewandelten Gesteine in regelmässiger Folge nebeneinander liegen. Dieser 
Umstand, .sowie der fernere, dass sie manchmal die für Sedimente charakteristi- 
schen Versteinerungen enthalten, lässt es ziemlich unzweifelhaft erscheinen, dass 
sie aus diesen letzteren durch Umwandlung hervorgegangen sind. Da die Zone 
der Umwandlungen in diesen Fällen immer an die Contactstellen der krystallini- 
schen Silicatgesteine und der sedimentären Gesteine gebunden ist, so nennt 
man diese Art des Metamorphismus, Contactmetamorphismus oder auch, von 
der meist geringen räumlichen Ausdehnung, lokalen Metamorphismus. 
KenNGoTT, Min,, Geol. u. Pal. II. 
Bd. IL, pag. 52 dieses 
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