Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

      
    
  
  
  
    
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
    
  
  
  
  
  
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482 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
die oberflichlichen Wasser in die Tiefe. In der Cap Colonie sind weite Strecken 
flachen Landes wie in einem Zustande bestündiger Eruptionen, indem zahllose 
kleine maulwurfartige Thiere Erdhaufen an die Oberfläche stossen). 
In anderer Art übt der Biber durch seine Bauten einen umgestaltenden 
Einfluss auf die Erdoberfläche aus: durch dieselben versperrt er den Wasserläufen 
den Weg und staut sie auf, andererseits lenkt er durch selbstgegrabene Canäle 
die Wasser auch in andere Bahnen ab. In grossem Maassstabe ist diese Thätig- 
keit in Canada und in den Rocky Mountains in Nord-Amerika entwickelt. Ganze 
Thalgelände sind hierdurch in Seen und Sumpf umgewandelt. Auch der Bach- 
krebs und die Wasserratten kônnen ähnliche Wirkungen hervorrufen. 
In anderer Weise zerstôrend arbeiten die sogen. Bohrmuscheln, indem sie 
ihre Gehäuse in die Felsenwände der Küsten eingraben, diese auflockern und 
dem Verfall unter dem Angrifte von Feuchtigkeit und Frost zugänglicher machen. 
Absterbende Pflanzen und Thiere. 
Pflanzen und Thiere tragen zu manchmal sehr ausgedehnten geologischen 
Bildungen bei, indem ihre absterbenden Kórper sich übereinanderháufen. Die 
grossartgsten Beispiele dieser Art liefert die Kohlenbildung, von den Torf- 
mooren der Gegenwart bis zu den Anthraciten der ältesten Formationen. Der 
Artikel »Kohlenbildung in den verschiedenen geologischen Epochen« pag. 182 
dieses Bandes giebt darüber ausführliche Auskunft. Keine andere durch Organismen 
vermittelte geologische Bildung kommt dieser an Bedeutung gleich. 
Nur die Abscheidung des kohlensauren Kalkes aus dem Meerwasser durch 
die Thátigkeit von Organismen und die Aufspeicherung ihrer Kalkschaalen ver- 
mag annähernd so mächtige Schichten zu bilden. Auch hier sind zunächst ge- 
wisse Seepflanzen zu nennen, nämlich die Kalkalgen, welche aus dem Meerwasser 
kohlensauren Kalk abzuscheiden vermögen. 
Dahin gehóren die Lithothamnien Zithothamnium nodosum), ferner die zahl- 
reichen als gequirlteSiphoneen bezeichneten Formen wie Cymopolia, Acetabularia u. a. 
Die zu den Nulliporen gehórige Lithothamnie enthält bis 549 kohlensauren Kalk, 
53$ kohlensaure Magnesia mit etwas Phosphor, Thonerde, Eisen und Manganoxyd ?). 
An einigen Küsten bilden diese Kalkalgen ganz betrüchtliche Anháufungen. 
Von der Brandung durcheinander und mit Muschelschaalen und anderem Detritus 
gemengt, werden dieselben durch ein kalkiges Bindemittel, das sich unter dem 
Einflusse der Atmosphürilien aus ihnen selbst bildet, zu festen Gesteinsmassen 
verkittet. 
So wurden auch in früheren geologischen Formationen während der Trias-, 
Jura-, Kreide- und Tertiärperiode mächtige Gesteinsablagerungen gebildet: so die 
Nulliporenkalke im Miocän des Wiener Beckens, Algeriens, sowie der obersten 
Kreide von Paris, die Gyroporellen-Kalke /(Diplopora nach SCHAFFHÄUTL; eine der 
verbreitetesten Arten dieser Gattung ist die .D. annulata mit cylindrisch-röhren- 
fórmigem gegliedertem Geháuse), in der Trias der bayrischen und Tiroler Alpen, 
in Oberschlesien, im Vicentinischen, in der Kreide des Libanon. 
Auch die kleinen kieseligen Pflanzen, die Diatomeen, welche sowohl im 
süssen als auch im Salzwasser gedeihen, bilden durch Uebereinanderlagerung 
ihrer Reste ganze Schichten auf dem Boden von Seen und Meeren. Infusorien- 
erde, Kieselguhr, Tripel sind die losen, erdigen Aggregate, welche fast ganz aus 
  
7) GgirKrE, Geology, pag. 455. 
?) GUMBEL, Bayr. Akad. Wissensch. 1871. XI. 
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