Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
Minerale, welche im Wasser löslich sind, wiegt man in einer anderen Flüssig- 
keit, in welcher sie nicht löslich sind und deren spec. Gew. vorher bestimmt wurde, 
wie z. B. in Alkohol oder Terpentinöl und rechnet dann dasselbe auf Wasser um. 
Tropfbarflüssige Minerale werden auch mit dem destillrten Wasser, Gase mit 
der atmosphárischen Luft als Einheit verglichen, kónnen aber auch auf das 
Wasser bezogen werden. 
In früheren Zeiten legte man keinen so grossen Werth auf möglichst 
genaue Bestimmungen, weil man die Wichtigkeit der Beziehungen des 
specifischen Gewichtes zu den anderen Eigenschaften nicht kannte, welche 
sogar auf die Systematik der Minerale einflussreich geworden ist, auch auf 
die Charakteristik der Abtheilungen in Systemen anwendbar ist. Auch in 
technischer Beziehung ist es wichtig, die spec. Gew. der bezüglichen Minerale 
und ihrer Varietäten benützen zu können, wie z. B. bei der Beurtheilung der 
Edelsteine, weshalb schon der Araber ABUL-RiHAN im rr. Jahrhundert das Eigen- 
gewicht der Edelsteine und Metalle auffallend genau bestimmte. Daher sind auch 
Tabellen der spec. Gew. der Minerale von Nutzen, wie die von M. WEBsky, die 
Mineralspecies nach dem für das spec. Gew. derselben angenommenen und gefunde- 
nen Werthen geordnet. Ein Hilfsbuch zur bestimmenden Mineralogie. Breslau 1868. 
Aus solchen Tabellen ersieht man, sowie aus den Angaben über 
das specifische Gewicht überhaupt bei der Beschreibung von Mineralen, dass 
jede Wàgung mit móglichster Genauigkeit vorzunehmen ist, dass aber die 
einzelnen Mineralspecies kein unveránderliches spec. Gew. haben, sondern dass 
dasselbe bei verschiedenen Varietäten einer Species innerhalb gewisser, durch 
die bekannt gewordenen Wägungen bekannten Grenzen schwankt. Die Ursachen 
dieser Schwankungen sind aber durch gewisse Umstände der Ausbildung der 
Varietäten bedingt und es haben darauf besonders die Pigmente verschieden ge- 
färbter Varietäten, sowie diejenigen Wechsel in der Zusammensetzung Einfluss, 
welche durch die stellvertretenden Bestandtheile hervorgerufen werden. Da aber 
auch diese nur bis auf einen gewissen Grad innerhalb der wesentlichen 
chemischen Constitution, für welche die chemische Formel der Ausdruck ist, zu 
den Bestandtheilen der bezüglichen Art gerechnet werden können, so kann auch 
das durch sie bedingte wechselnde spec. Gew. der Art nur bis zu gewissen 
Extremen auf- und absteigen. Es dient daher jederzeit die genaue Bestimmung 
des spec. Gew. zur Controle und muss bei Ueberschreitung der bekannten 
Grenzwerthe zu anderweitiger Untersuchung der fraglichen Minerale Veranlassung 
geben. 
Glanze 
von 
Professor Dr. Kenngott. 
Im Eingange des Artikels »Blenden« (I. pag. 81) wurde bemerkt, dass bei der 
Häufigkeit des Vorkommens von Schwefelverbindungen gegenüber den noch viel 
háufigeren Sauerstoffverbindungen die Blenden als eine besondere Gruppe von 
Schwefelverbindungen mit Metallen von anderen getrennt wurden, insofern sie 
sich wesentlich als solche von unmetallischem und halbmetallischem Aussehen 
unterscheiden. Weit hàufiger sind die Verbindungen des Schwefels mit Metallen, 
welche metallisches Aussehen haben und es wurden bei diesen schon in älterer 
Zeit zwei Gruppen unterschieden, wie die Namen Bleiglanz, Silberglanz, Kupfer- 
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