Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

76 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
findet er sich derb mit stengliger Absonderung. Er ist bleigrau bis dunkel 
stahlgrau, metallisch glänzend, undurchsichtig, milde, hat H. — 2,0—2,5 und das 
spec. Gew. = 5,56— 5,62. V. d. L. zerknistert er, schmilzt und lässt sich bis auf 
geringen von Beimengungen herrührrenden schlackigen Rückstand verflüchtigen, 
die Kohle gelb und weiss beschlagend. In heisser Chlorwasserstoffsáure wird er 
unter Abscheidung von Chlorblei zerlegt. Er findet sich beispielsweise bei Nert- 
schinsk in Sibirien, in Cornwall in England und in Estremadura in Spanien. 
Zu ihm rechnet man neuerdings das früher als eigene Species Federerz oder 
Plumosit genannte, fein fasrige Krystalle und filzartige Aggregate solcher 
bildende Minera! vom Harz und von Felsóbanya in Ungarn u. a. O., welches 
auch ähnlich ausgebildeten Vorkommnissen des Antimonit gleicht, sich aber leicht 
durch seinen Bleigehalt unterscheiden lásst; sowie den mit dem Federer ver- 
einigten Heteromorphit vom Harz, welcher fein krystallinisch fasrige bis dichte 
Massen bildet und das spec. Gew. — 5,68— 5,72 hat. 
13. Der Plagionit, von dem griechischen Worte »$/agies« schief, benannt 
wegen der klinorhombischen Krystalle, welche er bildet. Dieselben zeigen durch 
die Basisflüchen als dick tafelartige eine vordere klinorhombische Pyramide, deren 
klinodiagonale Endkante nach G. RosE — 120? 49' ist und welche durch ihr Vor- 
herrschen selbst prismatische Krystalle bildet. Neben ihr tritt auch noch die 
vordere Hemipyramide P mit dem Endkantenwinkel — 142? 3' auf, gegenüber 
welcher die zuerst erwähnte als 2P aufgefasst wurde. P stumpft die vorderen 
stumpfen Combinationskanten zwischen oP und 2P ab, welche 1:38? 52' betragen 
und bilden mit den Basisfláchen die Combinationskanten von 154? 20' Neigung. 
Die scharfen Combinationskanten zwischen oP und 2P erscheinen auch durch 
die hintere Hemipyramide P' abgestumpft, deren klinodiagonale Endkanten 
134? 3o0' messen und die Combinationskante zwischen oP und P' beträgt 149°. 
Die so auffallend schief ausgebildeten Krystalle sind klein und in Drusen des 
derben krystallinisch-körnigen aufgewachsen, spalten ziemlich deutlich nach 2P. 
Ausser krystallisirt und derb erscheint er auch in traubigen bis nierenförmigen 
Gestalten. Er ist schwärzlich bleigrau, spróde, hat H. — 2,5 und spec. Gew. 
— 5,4. In der Reihe der angeführten Bleiantimonglanze entspricht er der Formel 
4Pb$:3Sb4S,, zerknistert beim Erhitzen heftig, entwickelt im Glasrohre schweflige 
Säure und Antimonoxyd, schmilzt auf der Kohle sehr leicht, zieht sich in die 
Kohle und hinterlässt ein Bleikorn. Er findet sich bei Wolfsberg am Harz, 
Arnsberg in Westphalen und Goldkronach in Bayern. Den Schluss der Reihe 
bildet: 
14. Der Zinckenit, PbS-Sb,S,, welcher bei Wolfsberg am Harz scheinbar 
hexagonal prismatische Krystalle mit verticaler Streifung bis Furchung bildet, welche 
nach G. RosE als Durchdringungsdrillinge orthorhombiscber Krystalle anzusehen 
sind, die Combination des Prisma ceP (120? 39") mit einem stumpfen Querdoma 
von 150? 36' Endkantenwinkel darstellend. Bei grósserer Zahl der verwachsenen 
Individuen übergehend in polysynthetrische Krystalle und biischlige Gruppen, 
auch derb mit stengliger Absonderung. Er spaltet unvollkommen nach dem 
Prisma ooP und hat unebenen Bruch; ist bleigrau bis dunkel stahlgrau, metallisch 
glinzend, undurchsichtig, ziemlich milde, hat H. = 3,0—3,5 und das spec. Gew. 
— 5,30—5,35. V. d. L. auf Kohle zerknisternd, schmelzbar, Antimondampf ent- 
wickelnd und verflüchtigt sich bis auf geringen von Beimengungen herrührenden 
eisen- und kupferhaltigen Rückstand, die Kohle gelb und weiss beschlagend. In 
heisser Chlorwasserstoffsáure wird er Chlorblei abscheidend zersetzt. 
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