Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (Dritter Band)

      
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
Phanerogamen 
von 
Dr. Fr. Rolle. 
Wie der erste Ursprung der Kryptogamen-Welt, wenn wir dafür deutliche 
Fossilfunde beanspruchen, noch in ráthselhaftem Dunkel erscheint und nur nach 
allgemeineren physiologischen Grundsätzen einigermaassen erläutert werden kann, 
so ist auch die Ableitung der Phanerogamen aus einer höheren Vervoll- 
kommnung älterer Kryptogamen wissenschaftlich zur Genüge gerechtfertigt, aber 
nicht nach positiven Fundstücken darzulegen, sondern nur nach mehr oder 
minder hypothetischer Wahrscheinlichkeit einigermaassen zu erläutern. 
Sicher ist, dass die Phanerogamen in der heutigen Gestaltung des Pflanzen- 
reichs als hóhere reichlicher ausgestattete Stufe den Kryptogamen sich an- 
schliessen und dabei die náchsten Glieder auf die hóheren Kryptogamen — die 
ungleicbsporigen Gefáss-Kryptogamen —- einerseits, die niederen nacktsamigen 
Phanerogamen — oder Gymnospermen —- andererseits fallen. Sicher ist auch, 
dass in der von der Geologie dargelegten chronologischen Reihenfolge der be- 
treffenden Funde die Kryptogamen mit meerischen Fucoiden eróffnen, die Phanero- 
gamen mit festlindischen Nadelhólzern, also nacktsamigen Formen erst betrücht- 
lich spáter nachfolgen. Aber in beiden Gebieten, dem systematischen der heute 
lebenden Flora und dem chronologischen der Fossilfunde liegen Lücken vor, 
welche nur hypothetisch zu überbrücken sind und den Scharfsinn des Botanikers 
und des Geologen herausfordern. 
Einerseits erscheinen in der heutigen Lebewelt Kryptogamen und Phanero- 
gamen scharf gesondert und keine Mittelform ist mehr vorhanden, deren Ein- 
reihung in die eine oder die andere Classe noch Schwierigkeiten bereiten 
könnte. Andererseits müssen solche vermittelnde Formen wohl für die älteren 
geologischen Zeiten — schon die silurische und jedenfalls die devonische 
Epoche — vermuthet werden. Aber sie sind unter den damals erhaltenen 
Fossilien nicht vertreten, was mehrere Ursachen haben kann, aber allein schon 
darauf beruhen mag, dass die betreffenden Uebergangsglieder krautartige weiche 
Gewüchse waren, die sich wenig oder nicht zur fossilen Erhaltung eigneten. 
Der älteste Fund von urweltlichen Phanerogamen besteht in Stammstücken von 
Coniferen aus devonischen Schichten, aber diese genügen noch nicht, ein sicheres 
Licht über die Einzelheiten der Umbildung von Kryptogamen in Gymnospermen 
zu gewähren. Namentlich sind immer noch zwei Fälle möglich. Nach den 
heute zu beobachtenden Verhältnissen kann man die Mittelformen in der Lücke 
KEnnGoTT, Min., Geol. u. Pal. III. I 
     
	        
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