Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (Dritter Band)

   
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Silurisches System 303 
Nach BARRANDE (1872) kennt man von Cephalopoden aus dem cambrischen 
System und aus der Primordialzone noch keine Reste. Aber in der zweiten und 
dritten Silurfauna erscheinen die Cephalopoden mit der auffallend grossen Zahl 
von 1622 Arten, zahlreicher selbst als die Brachiopoden. 
Von den Gattungen spielt O7zZAoceras mit gerade gestrecktem langkegelfórmigem, 
gekammertem Geháuse die Hauptrolle und erreicht im Silur schon den Gipfel 
der Entwicklung. Eine kleine Anzahl von Arten setzen die Gattung noch bis 
zum triasischen Kalk der Alpen fort, mit welchem sie zum Erlöschen kommt. 
Auffallend sind im silurischen System vor Allem die riesigen Orthoceratiten in 
den untersilurischen Kalklagern von Schweden und den russischen Ostseeprovinzen. 
(Zweite Silurfauna) Es kommen Gehiduse von 1,5 bis 2 Meter Linge vor, die 
Dicke geht dabei bis zu o,3 Meter. Wahrscheinlich waren auch diese grossen 
Arten schwimmende Thiere, gleich den heutigen Nautilen. | OzZAeceras  begreift 
Orthoceratiten, deren Sipho dick, perlschnurartig gegliedert und in der Mittel- 
region der abgeschlossenen Kammern aufgeblüht ist. Er zeigt im aufgeblähten 
'Theile einen eigenthümlich strahlenfórmigen Bau. Diese Gattung erscheint nur 
untersilurisch vertreten, besonders im Trenton-Kalk von New-York. 
Lituites ist eine ebenfalls nur im Silursystem vertretene Nautileengattung. 
Die älteren Windungen sind spiral gerollt und liegen in gleicher Ebene dicht 
an einander geschlossen. Aber die letzte Windung mit der Wohnkammer des 
Thieres löst sich von der Spirale ab und streckt sich gerade aus. 
Die 5ooo oder 6ooo Arten von Mollusken, die man bis jetzt allein schon 
aus den silurischen Meeresablagerungen kennen gelernt hat, alle zu übersehen 
und nach ihren verwandtschaftlichen Beziehungen abzuwägen, erfordert schon die 
genauesten Specialstudien und ist überhaupt nur wenigen literarisch sehr günstig 
gestellten Paläontologen möglich. 
Wir gehen zu den gegliederten Thieren des silurischen Systems über. 
Der Stamm der Gliederthiere, Articulate (nach BArR und Cuvier) zerfällt nach 
neueren Untersuchungen (E. HACKEL) in zwei in der Jetztwelt wesentlich getrennte 
Stimme, Würmer (Vermes oder Helminthes) und Gliedfiisser oder Arthropoda, 
letztere durch die weiter gehende Gliederung des Korpers und die deutliche 
Gliederung der Beine von ersteren verschieden. (Krebse, Insekten, Spinnen). 
Die Wiirmer spielen unter den Fossilien des silurischen Systems eine uner- 
hebliche Rolle, da man wenig mehr von ihnen als Röhren oder kalkige Gehäuse 
kennt, die über die Organisation des Thieres wenig oder gar keine nähere Aus- 
kunft gewühren. Uebrigens kennt man solche Reste bereits aus dem cambrischen 
System und aus der Primordialzone. 
Die Nereiten und Myrianiten, die in manchen silurischen Schichten eine 
hervorragende Rolle spielen, sind langgestreckte, wurmühnliche Fossilien mit 
zahlreichen seitlichen blattáhnlichen Anhángen, die sich wie lappenfórmige Glied- 
maassen ausnehmen. Man hat sie für Meereswürmer erklürt. Aber der genauere 
Bau dieser Fossilreste ist noch sehr rüthselhaft und lásst keine sichere Deutung 
zu. Von anderer Seite aus werden sie fiir Meeresfucoiden (Chordophyceae) in 
Anspruch genommen. Wir wollen uns und unsere Leser mit der Möglichkeit 
künftiger besserer die Frage entscheidend lösender Funde vertrösten. (Vergl. 
Band IT, pag. 231 und 232). 
Die Entomostraken oder niederen Krebse, Gliederkrebse, Æn/omostraca, sind 
im silurischen System und bereits in der Primordialzone reichlich vertreten. 
Eine Hauptrolle spielen die Blattfüsser oder J"Zy//epeda mit weichen blatt- 
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
	        
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