Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (Dritter Band)

344 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
selbe bildet, scheinbar feinerdig, derbe Massen und Ausfüllungen oder knollen- bis 
nierenfórmige und kuglige Massen von verschiedener Grósse, selbst kleine oolitisch 
verwachsene, ist aber mikrokrystallisch, indem sehr kleine durch das Mikroskop 
als vierseitig prismatische erkannte Krystüllchen die scheinbar erdigen Massen 
bilden, bei den oolitisch verwachsenen Kugeln auch radialfasrige Bildung gefunden 
wurde. Er ist schneeweiss, graulich- oder gelblichweiss, schimmernd bis matt, 
undurchsichtig, leicht zerreiblich und hat spec. Gew. — 1,6— 1,8, ist mager anzu- 
fühlen, wenig an der Zunge haftend, in Wasser unlóslich, in Salzsäure leicht 
lóslich, giebt im Kolben erhitzt viel Wasser, welches sauer reagirt und entwickelt 
beim Glühen schweflige Sáure, ist v. d. L. unschmelzbar und wird mit Kobalt- 
solution befeuchtet und geglüht blau. Er wurde zuerst für 'Thonerde oder 
Thonerdehydrat gehalten, ist aber wasserhaltige schwefelsaure Thonerde mit 
1 Al50;, 150; und 9 Hy,O, doch ergaben die vielfachen Analysen auch andere 
Mengenverhältnisse, die zum Theil von Beimengungen herrühren mógen. — Ver. 
wandt ist der kleine Kugeln auf Baryt bildende Felsóbanyit von Felsóbanya 
in Ungarn, dessen Kugeln durch sehr kleine rhombische Tafeln gebildet werden. 
Solchen Verbindungen der Thonerde stehen auch verschiedene stalaktitische, 
dichte und erdige Verbindungen des Eisenoxydes zur Seite, wie z. B. der dunkel. 
braune stalaktitische Glockerit 3 H,O-2 Fe,O, + 3 H,O-SO, von Obergrund 
bei Zuckmantel in österr. Schlesien, der auch erdig vorkommt und Vitriolocher 
genannt wurde (so der von Fahlun in Schweden und von Goslar am Harz), der 
gelbe dichte bis nierenfórmige Pastréit 3 H4O-2 Fe,O, + 3(H,0-ÆSO,) von 
Paillières unweit Alais im Gard-Depart. in Frankreich, wozu auch ein gelbes 
derbes, nierenfórmiges und traubiges, mit Karphosiderit (einem wasserhaltigen 
phosphorsaurem Eisenoxyd) verwechseltes Vorkommen in Grönland gehórt, sowie 
der gelbe erdige bis nierenfórmige A patelit 3 (Fe;04-$0,) + 2 (H,O-SO,) in 
Thon bei Auteuil unweit Paris. 
Systematik der Minerale 
von 
Prof. Dr. Kenngott. 
Im Artikel »Arten der Minerale« (Band I, pag. 5o ff) wurde bereits erwühnt, 
dass in der Mineralogie áhnlich wie in der Zoologie und Botanik die einzelnen 
Minerale durch relative Uebereinstimmung in ihren wesentlichen Eigenschaften, 
morphologischen, physikalischen und chemischen, Mineralarten (Species) bilden, 
dass jedoch die Arten nicht nach denselben Grundsätzen, wie in der Zoologie 
und Botanik aufgestellt werden können. Dies liegt wesentlich daran, dass die 
einzelnen Minerale nicht den Individuen des Thier- und Pflanzenreiches ent- 
sprechen, trotz dessen aber die einzelnen Minerale zu dem Begriffe Mineralarten 
(Species) führen, die in den Mineralsystemen gruppirt werden und dass die 
Systematik der Minerale im Allgemeinen auf ähnlichen Grundsätzen: beruht, wie 
die der Thiere und Pflanzen. Dass bei der Aufstellung der Arten, der in Systeme 
zu gruppirenden systematischen Einheiten nicht durchweg von allen Mineralogen 
dieselben einzelnen Minerale in dieselbe Art zusammengestellt werden, ist eine 
sehr natürliche Folge der Grundsátze, nach welchen die einzelnen Arten begrenzt 
und von einander getrennt werden. Es kommt daher oft vor, dass einzelne 
Varietáten einer gewissen Mineralart nach der Ansicht des Einen, nach der An- 
       
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
   
   
     
  
  
  
  
  
   
     
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