Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band)

   
530 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
dritten Individuum hinweist. Es kann aber auch der Fall eintreten, dass von dem 
dritten Individuum wieder nur ein kleiner Theil ausgebildet ist und mit diesem 
ein viertes Individuum nach Poo verzwillingt auftritt, welches dann die Lage 
des zweiten in Fig.8 zeigen würde. Auf diese Weise wire dann ein Vierling zu 
sehen. Ja es konnte die oscillatorisch fortgesetzte Zwillingsbildung eine ganze 
Reihe sehr dünner Zwillingslamellen erzeugen. Es können auf diese Weise 
Berührungszwillinge nach P co erscheinen, bei denen parallel der Berührungsfläche 
eine gewisse gerade Zahl höchst feiner Zwillingslamellen eingeschaltet sind, während 
das erste und letzte Individuum annähernd gleich gross sind. Oder es könnte ein dem 
Einzelnkrystalle ähnlicher Krystall erscheinen, in welchem parallel P co, parallel 
der Zwillingsfläche eine ungerade Zahl höchst feiner Zwillingslamellen eingeschaltet, 
das erste und letzte Individuum nahezu gleich gross sind. 
Ein ähnlicher oscillatorischer Wechsel von nach demselben Gesetz verzwillingten 
Individuen zeigt sich z. B. oft an Aragonit, bei dem scheinbar Einzelnkrystalle oder 
scheinbare Zwillinge nach co P vorkommen, wenn zwischen das erste und letzte Indi- 
viduum eine Reihe höchst feiner Zwillingslamellen eingeschaltet sind, welche so fein 
sein können, dass sie nur durch starke Vergrösserung zu unterscheiden sind. Solche 
Erscheinungen zeigen, dass die bezüglichen Substanzen eine grosse Tendenz zur 
Zwillingsbildung haben, was immer von dem Ansatz neuer Krystallmolecule ab- 
hängt, welche als Ausgangspunkt eines neuen Individuum sich in der dem Zwillings- 
gesetz entsprechenden Lage bei dem Wachsthum des Krystalles ansetzen. 
Einen  oscillatorischem Wechsel verzwillingter Individuen zeigen auch 
z. B. die als Plagioklase bezeichneten Feldspathe, bei denen die einander folgen- 
den in der Lage wechselnden Krystalllamellen sich selbst auf den Spaltungs- 
flächen erkennen lassen, wesshalb man die Bezeichnung Zwillingsstreifung der- 
selben eingeführt hat, weil auch hier die Streifung auf einem oscillatorischen 
Wechsel beruht, wie bei der Ausbildung gestreifter Krystallflächen, nur dass bei 
den letzteren ein oscillatorischer Wechsel zweier Combinatüionsgestalten, bei jener 
ein oscillatorischer Wechsel in der Stellung der lamellar ausgebildeten verzwillingten 
Individuen eingetreten ist, die in ihrer Dicke gleich sind oder wechseln, wie dort die 
Flächenelemente der oscillirenden Combinationsgestalten. 
Gegenüber der Zunahme der Zahl nach demselben Gesetze verzwillingter 
(Min. 278.) Individuen, können auch solche Fälle beobachtet werden, dass 
zwei Zwillinge desselben Gesetzes sich nach einem anderen 
Gesetze zu Doppelzwillingen vereinigt zeigen. Solche ge- 
doppelte Zwillingsbildung zeigt sich z. B. bei dem Harmotom 
(s. pag. 515), bei welchem die in Fig. ro dargestellten Gebilde 
früher für Penetrationszwillnge gehalten wurden. Neuerdings 
aber hat man gefunden, dass die für orthorhombische Einzeln- 
krystalle gehaltenen Gebilde, wie oben angegeben wurde, klino- 
rhombische basische Zwillinge sind, welche nach PS zu 
einem Durchdringungs-Doppelzwilling verwachsen sind. In 
ähnlicher Weise sind bei dem Orthoklas basische Berührungs- 
zwillinge nach 2Pœ zu Durchdringungsdoppelzwillingen ver- 
wachsen, oder es finden sich bei dem Albit Berührungszwillinge nach den Längs- 
flichen, welche zu Berührungsdoppelzwillingen nach den Querflächen (dem Karls- 
bader Gesetze des Orthoklas) verwachsen sind und wobei die Doppelzwillinge die 
Längsfläche als Verwachsungsfläche zeigen. 
Aus allen angeführten Erscheinungen der Zwillingsbildung, wobei nur auf die 
  
      
   
  
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
   
  
  
  
  
  
  
  
   
	        
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