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Die Vulkane, 535
Auch die Gesteine beider Kegel sind durchaus identisch: es sind die leucit-
reichen Gesteine in dem Sommamantel, zwar häufig durch besondere Grösse der
Leucitkrystalle ausgezeichnet, jedoch fehlen diese auch den neueren Laven nicht.
Die ganze Mineralassociation ist aber den Sommagesteinen und den neueren
Laven gemeinsam. (Siehe über Zusammensetzung der vesuvischen Laven Artikel
Gesteine Bd. II. pag. 51).
Von ganz besonderem Interesse und durch den grossen Reichthum an neu-
gebildeten Mineralen ausgezeichnet sind die sogen, Auswürflinge, welche sich in
den alten Tuffschichten des Monte Somma finden. Diese Auswürflinge sind
Bruchstücke älterer Gesteine, welche der Schichtenreihe der Apenninenformation
angehören, durch welche der Schlot des Vulkanes in der Tiefe hindurchsetzt.
Bruchstücke von Kalkstein und Dolomit haben unter der Einwirkung des Magma’s
der Lava zu der Neubildung von kalk- und magnesiahaltigen, meist schön kry-
stallisirten Mineralen Veranlassung gegeben.
Die älteren Tuffe, welche im Kegel der Somma auftreten, sind ebenso zu-
sammengesetzt, wie diejenigen, welche auch als älteste Bildung die Basis des
Vulkanes ausmachen und welche in den phlegrüischen Feldern in grosser Aus-
dehnung und Mächtigkeit sich finden. Es ist ein z. Th. erdiges, lockeres, aus
feinsten Theilchen zusammengesetztes, z. Th. festeres und grobkórnigeres Aggre-
gat kleiner Mineralpartikelchen (dieselben Mineralbestandtheile, welche auch die
feste Lava enthált) mit Bimstein und Glasfetzen untermischt. Die losen Aschen,
welche bei einer Eruption aus dem Krater emporgeschleudert werden, zeigen
ganz dieselbe mineralogische Zusammensetzung wie die Tuffe. In den ältesten
Tuffen haben aber verschiedenartige Zersetzungs- und Umwandlungsvorgänge die
ursprüngliche Beschaffenheit mehr oder weniger verändert. Wie für die heutigen
Aschen, so sind auch für die älteren Tufte die oft in grosser Menge darin vor-
kommenden losen, scharf ausgebildeten Krystalle von Mineralen: Augit, Horn-
blende, Leucit charakteristisch.
Die Asche und Tuffe sind nach ihrer Zusammensetzung nichts anderes als
das fein, durch die explosiven Wirkungen aus dem Kraterschlote zerstäubte
Magma, aus welchem bei regelmässiger und langsamer Erstarrung nach dem
Ausströmen über die äusseren Gehänge des Vulkanes sich die feste Lava bildet.
Diese Aschen und Tuffe werden oft bei einer und derselben Eruption in
kurzer Zeit in ganz ungeheuren Mengen ausgeworfen. Die Aschenschicht, welche
bei der Eruption im Jahre 79 n. Chr. Herculanum und Pompeji bedeckte, hat eine
Máchtigkeit von nahezu 3o Meter.
Die iltesten Tuffe, welche als die Unterlage der vesuvischen Bildungen er-
scheinen, von gelber Farbe (/w//o giallo) erweisen sich durch die in ihnen ent-
haltenen Reste von Meeresconchylien als submarin gebildet. Darüber erscheinen
erst graue Tuffe, welche (/uffo bizio) keinerlei solche Reste mehr führen und
welche dquivalent sind mit jenen der phlegrüschen Gefilde. Die Tuffe, welche
diese Kratere zusammensetzen, sind auch nicht mehr submarin gebildet. Aber der
erste Anfang der vulkanischen Thätigkeit im Gebiete des Vesuv ist unzweifelhaft
durch untermeerische Eruptionen gemacht worden.
Auch die unter dem Einflusse der an die Erdoberfliche entweichenden gas-
formigen Stofte gebildeten Produkte sind am Vesuv besonders mannigfaltig und
gut bekannt.
Unter den Exhalationen und Dimpfen, welche besonders bei den eigent-
lichen Eruptionen eine Rolle spielen, herrscht der Wasserdampf vor allen vor,