570 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie.
welche sich gleichfalls in der Nacht vom 26. zum 27. August in der Nähe des
Krakatau befanden. Die Sundastrasse und die angrenzenden Theile Java's und
Sumatra’s wurden mit Bimstein und Asche überschüttet. Am Morgen des 27.
brachen mächtige Sturzwellen, von den vulkanischen Explosionen erregt, über
die Küsten herein; die stärkste nach der furchtbaren Detonation, mit welcher
ungefáhr um ro Uhr Vormittags der Ausbruch seinen Höhepunkt erreichte. Eine
etwa 3o Meter hohe Woge eilte auf das Land zu, Städte, Dörfer, Wälder ver-
nichtend. Der überaus grosse Verlust an Menschenleben (nach amtlichen Nach-
richten gingen etwa 40000 Personen zu Grunde), dürfte hauptsächlich auf
Rechnung dieser Woge zu stellen sein. Aschenregen, Explosionen, Sturm und
Gewitter dauerten fort, erst am Morgen des 28. August wurde es wieder hell,
doch war der Ausbruch noch nicht vorüber, nur hatte seine Kraft bedeutend
nachgelassen. Von der Insel Krakatau, welche vor dem Ausbruche 33,5 O Kilom.
Fläche hatte, war der gróssere Theil in die Luft geblasen worden, nur 10,5 Lj Kilom.
waren von der alten Insel übrig geblieben, an diese Ruine aber beiderseits
Streifen neuen Landes durch die Aufschüttung von Auswürflingen gebildet worden,
so dass der Gesammtumfang jetzt 15,5 C) Kilom. beträgt. Zwei neue Inseln:
Calmeyers und Steers Eiland, 4 und 3 C1 Kilom. gross, hatten sich gebildet, welche
nur wenige Meter über den Wasserspiegel hervorragten, seither auch wieder von
den Wogen weggespült wurden. Wo früher der nördliche Theil der Insel
Krakatau lag, sind jetzt, Meerestiefen von 200 bis soo Meter, aus deren Mitte
eine einzelne Klippe aufragt (wahrscheinlich ein Gang aus festem Lavagestein,
der bei der Eruption stehen blieb, wáührend die losen Aufschüttungsmassen in
die Luft geblasen wurden). Der Meeresboden in der Umgebung wurde beträchtlich
erhóht. Ungeheuere Massen von Bimstein schwammen auf dem Meer und bildeten
schwimmende Inseln, die mehrere Meter über den Wasserspiegel emporragten. Die
Masse der Auswürflinge wird von VERBEECK auf mindestens 18 Cubikkilom. geschátzt,
wovon etwa 12 in einem Umkreise von 12 Kilom. um den Vulkan niederfielen und
hier eine etwa 20—40o Meter müchtige Lage bildeten. — Der Aschenfall verwüstete
grosse Strecken Landes auf Java; die ganze Nordhálfte des Bezirkes Bantam
wurde in eine mit einer Aschenschicht bedeckte Wüste verwandelt. Die Dunkelheit,
welche der Aschenfall verursachte, machte sich auf einem sehr grossen Areal be-
merkbar, selbst in Batavia musste man Vormittags zwischen 11 und 12 Uhr dieLampen
anzünden. Ungeheuer gross ist der Fláchenraum, über welchen die Detonationen
des Krakatau gehórt wurden. Der Schall verbreitete sich auf eine Entfernung
von etwa 3400 Kilom. — über einen Umkreis der ein Fünfzehntel der Erdober-
fläche betrügt. Die entlegensten Punkte, an welchen die Detonationen wahrge-
nommen wurden, sind Ceylon, die Andamanen, Saigon in Cochinchina, die
Philippinen, die Geelvinkbai auf Neu-Guinea und Perth im südwestlichen Australien.
Die grosse Welle, welche die stárksten Explosionen verursachten, pflanzte sich
durch alle Meere fort. Im gesammten Gebiet des indischen Oceans, auf Ceylon,
Mauritius, in Port Elizabeth, in Siid-Afrika, in Aden am Eingange des rothen
Meeres wurde sie bemerkt, sie bewegte sich über den stillen Ocean gegen
Osten, wo sie an den Küsten Nord-Amerika's brandete (San-Francisko), ja selbst
in das atlantische Meer pflanzte sie sich fort, wo sie an den franzósischen
Küsten und am Isthmus von Panama beobachtet wurde.
Die grossen Explosionen verursachten auch eine gewaltige Wellenbewegung
in der Atmospháre, welche sich fünf bis sechs Tage lang in allen genaueren und
stetigen Barometer-Aufzeichnungen auf der ganzen Erdoberfläche in Gestalt von