Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

92 Bisamkraut. 
pyramidale, schwärzliche, mit steifen Borsten besetzte Kapsel. — In Aegypten, 
Ost- und West-Indien einheimisch. 
Gebräuchlicher Teil. Der Same; er ist linsengross, nierenfôrmig, grau- 
braun, zierlich koncentrisch gestreift, in den Furchen grauschwarz, schliesst einen 
weissen óligen Kern ein, riecht, zumal erwärmt oder in der Hand gerieben, stark 
und angenehm moschusartig, und schmeckt gewürzhaft ölig. Der Riechstoff hat 
seinen Sitz in der Samenschale. 
Wesentliche Bestandteile. Nach BONASTRE in 100: 36 Schleim, 6 Ei- 
weis, 7 fettes Oel, Harz und Aroma. 
Anwendung. Ehemals als stärkendes und reizendes Mittel. Die Araber setzen 
ihn dem Kaffee zu. 
Geschichtliches. ProsPeR ALPIN (+ 1617) und VESLING (+ 1649) scheinen 
die ältesten Schriftsteller zu sein, welche specielle Nachrichten über diese Droge 
und deren Mutterpflanze lieferten. Sie wurde in mehrere deutsche Pharmakopöen 
aufgenommen, und die württembergische bezeichnete sie als Aphrodisiacum. 
Abelmoschus ist zus. aus dem arabischen Zaëb (Same) und eZmosk (der 
Moschus). 
Hibiscus ist zus. aus ’[Bic und isxew (dhnlich sein), d. h. eine Pflanze, deren 
Fruchtkapseln Ahnlichkeit haben mit dem Schnabel des Ibis. 
Hibiscus clatus Sw., ein hoher, auf Kuba und andern westindischen Inseln 
vorkommender Baum, liefert den Bast, womit die Cigarren zusammmengebunden 
werden. 
Bisamkraut. 
(Moschuskraut.) 
Radix und Herba Moschatellinae. 
Adoxa moschatellina L, 
Octandria Tetragynia. — Saxifragaceae. 
Perennierendes Pflánzchen mit 24 Centim. dicker, knolliger, weisser, innen 
hohler Wurzel; 4kantigem, 15 Centim. hohem, einfachem Stengel; gestielten, 
dreizáhligen, doppelt gefiederten Wurzelblättern mit stumpfen Segmenten, gleich 
den wenigen ungeteilten Stengelbláttern glatt, lebhaft grün, unten glinzend. Die 
kleinen gelblichgrünen Blümchen sind am Ende des Stengels zu einem Kópfchen 
vereinigt. Das Endblümchen hat einen zweiteiligen Kelchsaum, eine Krone mit 
fünfteiligem Saum, 10 Staubgefisse und 5 Griffel. Die Früchte sind kleine, 
runde, grüngelbliche Beeren vom Geschmack der Erdbeeren. Die ganze Pflanze 
recht nach Moschus. — 
Gebráuchliche Teile. Wurzel und Kraut. 
Wesentliche Bestandteile? Nicht näher untersucht. 
Anwendung. Obsolet. 
Adoxa von ddofoc (unberühmt, unscheinbar); LiNNÉ spielte damit auf seine 
Gegner an, welche diese Pflanze als Beweis für die Unhaltbarkeit seines Systems 
anführten, weil sie keine Blüten habe; letztere sind aber in der That vorhanden, 
obwohl klein und von der Farbe der Blätter, daher nicht sogleich in die Augen 
fallend. 
      
   
   
   
   
   
   
     
   
  
   
   
    
  
   
   
     
   
    
    
    
  
  
  
   
   
    
    
     
    
    
  
  
  
   
  
   
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