Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

    
  
  
   
  
  
   
   
   
   
   
   
   
  
   
  
    
  
  
  
  
   
  
  
  
    
   
   
   
  
  
   
     
   
  
  
   
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
     
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Gichtrose. 
Gichtrose. 
(Kónigsblume, Pfingstrose.) 
Radix, Flores und Semen Faeoniac. 
Paeonia officinalis 1. 
(Paconia corallina MILL.) 
Polyandria Digynia. — Ranunculeac. 
Perennirende Pflanze mit 30 —6o Centim. hohem, dickem, dstig ausgebreitetem 
Die Blätter sind doppelt dreizählig oder überhaupt unregelmässig zu- 
Stengel. 
von fester Textur, von zahlreichen starken Gefässbündeln 
sammengesetzt, gross, 
durchzogen, schön grün, unten blasser oder graugrün, glatt oder doch nur sparsam, 
zumal dem Laufe der Rippen entlang mit Härchen besetzt. Der Hauptblattstiel 
ist dreitheilig, während die seitlichen Öfters fünf Blättchen tragen. Diese sind 
länglich, oval oder lanzettlich, die beiden unteren sitzend, meist ganz, seltener 
zweilappig; das äusserste ist gestielt. Die Blumenblätter meist tief roth, umge- 
kehrt eifórmig; die Narben purpurfarbig, die wolligen Balgkapseln enthalten in 
zwei Reihen die zuerst korallenrothen, dann glänzend schwarzen Samen. Sehr 
hüufig kommen die Blumen gefüllt vor. — Im südlichen Europa einheimisch, bel 
uns häufige Zierpflanze in Gärten. 
Gebräuchliche Theile. Die Wurzel, Blumen und Samen. 
Die Wurzel, im Herbste zu graben, besteht aus einem finger- bis daumen- 
dicken oder dickern, etwa r2 Centim. langen, oft tief in die Erde gehenden 
mehrkópfigen Stocke, der nach allen Richtungen cylindrisch-spindelfórmige oder 
linglichrunde, 2,5—15 Centim. lange und 12—24 Millim. dicke Knollen treibt, 
die sich in federkieldicke Fäden verschmälern und aneinander hängen. Sie ist 
aussen gelbbraun oder rothbraun, glatt, innen weiss, saftig, fleischig; durch Liegen 
an der Luft wird sie leicht röthlichbraun ins Violette, der Querschnitt der über 
| Millim. dicken festen Rinde ist mehr graulich. Durch Trocknen schrumpft sie 
ein, wird aussen dunkelbraun, zart runzelig, innen graulichweiss, hart und brüchig. 
Sie riecht frisch stark und eigenthümlich widerlich, fast rübenartig, schmeckt un- 
angenehm, anfangs süsslich, dann bitter und etwas scharf. Das gewöhnlich vor- 
genommene Schälen ist unzweckmässig, da die Rinde am wirksamsten ist und 
die inneren Theile vor dem Insecktenfrasse schützt, 
Die Blumenblätter, gewöhnlich von der gefüllten Varietät gesammelt, 
riechen frisch widerlich, der Wurzel ähnlich, doch schwächer, getrocknet nicht 
mehr, schmecken herbe adstringirend süsslich, krautartig und färben den Speichel 
violett. 
Der Same ist oval, fast erbsengross, die harte glatte glänzend schwarze 
Schale ziemlich hart und schliesst einen weissen óligen Kern ein. Frisch riecht 
er ebenfalls widrig, trocken nicht mehr und schmeckt milde ólig, 
Wesentliche Bestandtheile. WicGERs erhielt aus der frischen Wurzel 
durch Destillation mit Wasser ein nach bittern Mandeln riechendes Destillat und 
Spuren eines ebenso riechenden ätherischen Oeles. MORIN fand in der ge- 
trockneten Wurzel: Riechstoff, 149 Stärkmehl, eisenbliuenden Gerbstoff, Zucker, 
oxalsauren Kalk. Die geschälte und getrocknete Herbstwurzel (vollig ausge- 
wachsen) lieferte nach G. JOHANNSON: 14,509. Stárkmehl, 4,45 Zucker, 3,98 Pro- 
teinstoffe. — In der jungen nicht ausgewachsenen ungeschálten getrockneten 
Sommerwurzel von Paeonia peregrina fand K. MANDELIN: 25,659. Stárkmehl; 
4,84 Zucker, 9,60 Proteinstoffe. Es wurde darin auch ein, übrigens leicht zer- 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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