Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

Kaffeebaum. 
wobei man aber das Gewächs nur zur Hôhe eines mässigen 1,2—1,8 Meter hohen 
Strauchs gelangen lässt. 
Gebräuchlicher Theil. Die Samen (Bohnen); sie kommen im Handel 
gewôhnlich von dem sie locker umgebenden papierartigen Häutchen befreit vor, 
sind oval, auf einer Seite platt mit einer Längsfurche, auf der anderen gewölbt, 
von verschiedener Länge, die kleinsten (Mokka-Kaffee) 6 Millim. lang und 
4 Millim. breit, die gróssten (westindische Sorten) bis ro Millim. lang und 5 Millim. 
breit, glatt. Farbe verschieden, durchschnittlich hellgelbgrau, bald mehr ins 
Grüne gehend, bald mehr ins Braune. Man benennt sie nach den Ländern, aus 
denen sie kommen, und schätzt den Mokka am höchsten. Der Kaffee hat einen 
schwachen, eigenthümlichen Geruch und süsslichen, etwas herben Geschmack, 
ohne merkliche Bitterkeit. 
Wesentliche Bestandtheile. Von den zahlreichen Analytikern der 
Kaffeebohnen verdienen besonders hervorgehoben zu werden: SCHRADER, SEGUIN, 
PFAFF, BRUGNATELLI, CADET, CHENEVIX, BOUTRON, ROBIQUET, RUNGE, ROCHLEDER, 
PavEN. Danach enthalten die Bohnen durchschnittlich in roo: 1,0 eigenthiim- 
liches fliichtiges Alkaloid (Kaffeein, 1820 von RUNGE entdeckt), 10 Protein- 
substanz, 12 óliges Fett, r5 Zucker, und Gummi, 3—5 eigenthümliche eisen- 
grünende Gerbsäure (Kaffeegerbsäure, Chlorogensäure), 3,5 Mineralstoffe, 
ferner Chinasäure, Spuren ätherischen Oeles. 
Nach PECKOLT findet sich auch in dem Fruchtfleisch und der Samendecke 
etwas Kaffeein. Nach STENHOUSE enthalten die getrockneten Blätter sogar mehr 
Kaffeeïn als die Bohnen, nämlich 1,15—1,254. 
Verunreinigungen und Verfälschungen. Die Kaffeebohne unterscheidet 
sich in ihrem Aeussern so entschieden von anderen Samen, dass sie damit nicht 
verwechselt werden kann. Den geringen Sorten und dem havarirten (d. h. durch 
Stranden von Schiffen mit dem Seewasser in Berührung gekommenen) Kaffee 
sucht man nicht selten durch künstliche Färbung das Ansehn der besseren 
Sorten zu ertheilen, und verfährt dabei auf verschiedene Weise. Eine dieser 
Methoden besteht darin, dass man zu den Bohnen in einem Fasse eine Anzahl 
Bleikugeln giebt und hierauf das Fass eine Zeit lang hin und her rollt, wo- 
durch sich von dem Metalle soviel abreibt und an die Bohnen hängt, als zur 
Färbung erforderlich ist. Das blosse Auge lässt eine derartige Färbung nicht 
leicht erkennen, eine scharfe Lupe eher darauf aufmerksam machen; um aber 
ganz sicher zu gehen, lege man die verdächtigen Bohnen in verdünnte Salpeter- 
säure (1,10 spec. Gew.), giesse nach einstündiger Einwirkung ab, verdünne die- 
selbe noch mit der dreifachen Menge Wasser und setze Schwefelwasserstoff hinzu, 
wodurch das Blei schwarz niedergeschlagen wird. 
Ein anderes Mittel zur Färbung der Kaffeebohnen ist ein grünes Pulver, 
welches aus Berlinerblau, chromsaurem Bleioxyd, Thon und Gyps besteht. 
Man greift also hier zu einem ähnlichen Mittel, dessen sich die Chinesen schon 
seit langer Zeit zur Fürbung des Thees bedienen, nur mit dem Unterschiede, 
dass das Gelb in der zu letzterem Zwecke dienenden Mischung nicht chrom- 
saures Bleioxyd, sondern Kurkuma ist. An dem Thee lassen sich die einzelnen 
Geinengtheile der farbigen Composition (Berlinerblau — mitunter durch Indigo 
vertreten — Kurkuma und Gyps) mit der schwüchsten Vergrósserung eines Mi- 
kroskops, ja selbst mit einer scharfen Lupe sehr deutlich erkennen. — Es fällt 
daher auch nicht schwer, schon allein durch das bewaffnete Auge zu entscheiden, 
ob aff den Kaffeebohnen ein áhnliches Gemisch haftet. Zur genaueren Prüfung 
      
     
  
  
  
  
  
   
   
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
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