Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

   
  
   
  
  
  
    
   
  
  
    
   
  
  
  
  
  
   
   
  
   
    
   
   
  
  
  
  
   
  
  
    
   
  
   
   
   
  
  
  
  
   
  
   
   
   
     
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Kakao. 365 
weit zurück, denn FERDINAND KORTEZ traf, 27 Jahre nach der Entdeckung dieses 
Erdtheiles, als er 1519 erobernd nach Mexiko vordrang, den Kakao dort im all- 
gemeinen Gebrauche, und schildert in seinem ersten Briefe an Kaiser Karl V die 
Kakaoplantagen, die Samen und ihre Anwendung, so dass also der Kakao als 
Gegenstand der Geschichte der Bromatologie in Europa in dasselbe Jahr wie die 
erste Eroberung Mexiko’s durch Europäer fallt. 
In Mexiko jedoch datirt der Gebrauch des Kakao noch um wenigstens 
tausend Jahre weiter zurück. Die vor den Azteken in Mexiko wohnenden Tolteken 
hatten sich nämlich desselben schon Jahrhunderte lang bedient, als sie 1325 von 
jenen besiegt und unterdrückt wurden. Der Kakao spielte aber eine doppelte 
Rolle bei diesen Altmexikanern, er war náàmlich nicht bloss Nahrungsmittel, sondern 
auch Werthmesser, ihre einzige Münze, in welcher auch die Provinzen der Re- 
gierung ihre Steuern bezahlten, in Folge dessen dieselbe so bedeutende Kakao- 
lager besass, dass KorTrz bei MONTEZUMA ein solches von 24 Millionen Pfund 
antraf. Der Gebrauch der Kakaomünze war aber so eingewurzelt, dass er sich 
theilweise in spätern Jahrhunderten erhielt, und noch von HUMBOLDT in Kostarika 
angetroffen wurde. Unter solchen Verhältnissen war natürlich der Kakaobaum 
eines der vorzüglichsten Kulturgewächse der Azteken, weit allgemeiner als in 
späterer Zeit, wo der Anbau in Mexiko abnahm und in manche andere Theile 
von Amerika überging. Einen bestimmenden Einfluss auf den Habitus des Lebens 
konnte der Kakaobaum indessen nicht haben, da er nicht ohne den Schutz 
anderer, höherer, schattengebender Baumschläge gedeihet. 
Von höherem Werthe war aber der Kakao den Altmexikanern als Nahrungs- 
und Genussmittel. Sein Gebrauch erstreckte sich auf alle Volksklassen; die Zu- 
bereitung wich jedoch von der jetzigen ab. Zucker kannte man damals noch 
nicht und statt dessen bediente man sich hie und da des Honigs. Die gerösteten, 
abgeschälten und gestossenen Bohnen wurden einfach mit Wasser gekocht, von 
den Armen mit Maismehl gemischt, stark gewürzt, im besten Falle mit Vanille, 
und zu einer schäumenden Masse von Honigkonsistenz verarbeitet, welche kalt, 
(nach TORQUEMADA geschah auch die Bereitung kalt, nicht warm, was erst die 
Spanier einführten), am Hofe aus goldenen Gefässen mit goldenen Lóffeln, ver- 
zehrt wurde. Das war das Prüparat, welches die Azteken Chocolat! (von choco 
schiumen und a/Z/ Wasser) nannten, während die Bohne Kakoohatl hiess. 
Dass ein für die Azteken so wichtiger Artikel alsbald die Aufmerksamkeit 
der Spanier auf sich zog, war natürlich. Das günstige Urtheil über die Choko- 
lade, welches sowohl KorTEz wie einer seiner Begleiter, der in einer besondern 
Schrift erklärt, dass dieselbe jede andere Nahrung auf längeren anstrengenden 
Reisen ersetzen könne, verschafften dem Kakao von Anfang an ein gewisses 
Renommé nicht nur im spanischen Amerika, sondern auch in Spanien selbst, wo 
er zum ersten Male 1520, jedoch nur in Form fertiger Kuchen, Eingang fand. 
Doch blieb die Kenntnis über Chokolade wührend des 16. Jahrh. fast ganz auf 
Spanien und dessen Kolonien beschränkt. Die erste dem Verfasser bekannte 
und für jenes Jahrhundert isolirt stehende Notiz darüber ‘ausserhalb Spanien ist 
eine von einem recht kleinen, vermuthlich überhaupt dem ältesten Holzschnitte des 
Baumes begleitete Relation in G. 3eNZONI's La historia del monde nuovo, Venedig 
1665, worin aber ein ganz unvortheilhaftes Urtheil über den Chokoladentrank 
gefüllt wird, welchen B. bei einem lüngern Besuche Amerika's kennen lernte, und 
den er nur dann zu geniessen sich zwingen konnte, wenn der Wein vollständig 
fehlte. Diese ungünstige Meinung theilt von Spaniern Pater AcosTA, der 1584 
  
  
 
	        
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