Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

380 Karanna. 
Eine am Orinoko wachsende Icica-Art (I. Karanna Hs. B. KH.) soll 
ebenfalls Karanna liefern. 
Gebráuchlicher Theil. Das aus dem Stamm fliessende Harz; man 
erhält es als mit Rohrblättern umwickelte Stücke, die aussen schwärzlichgrau, 
innen dunkelbraun, ziemlich glänzend, nur in dünnen Fragmenten durchscheinend, 
ziemlich spröde, leicht schmelzbar sind. Der Geruch ist bei gewöhnlicher Tempe- 
ratur schwach, in der Wärme unangenehm balsamisch, der Geschmack bitterlich 
harzig. Hat im Aeussern viel Aehnlichkeit mit dem Guajakharze, lóst sich leicht 
in Weingeist und Aether. 
Wesentliche Bestandtheile. Aetherisches Oel und Harz. Das ätherische 
Oel wurde von DEvILLE näher untersucht und mit dem Terpenthinôl nahezu über- 
einstimmend gefunden. 
Anwendung. Obsolet. 
Wegen Bursera s. d. Artikel Hedwigia. 
Icica und Karanna sind stidamerikanische Namen. 
Ueber eine von obiger Droge abweichende Sorte Karanna machte vor 
mehreren Jahren I. Marscx Mittheilung. Sie war ihm aus Panama unter dem Namen 
Karanna hediende im einer Kalebasse zugekommen, hatte die Konsistenz eines 
weichen Peches, war aber weniger záhe, an der Oberfläche schwärzlich braungriin, 
im Innern schmutzig graubraun mit einem Stich in's Grüne und untermischt mit 
Streifen und Flecken von einer pulverig und braunroth aussehenden Substanz, 
an der Luft rasch dunkler und dabei zuerst leberfarbig, dann dunkelbraungrün 
werdend. Im Innern ist die Masse vóllig undurchsichtig, aber an der Luft wird 
sie zugleich mit ihrer Farbenveründerung in dünnen Schichten durchsichtig, welche 
dann, wenn nahezu oder vóllig trocken geworden, braunroth oder róthlich er- 
scheinen. Der Geruch dieser Harzmasse ist anfünglich etwas dem Ammoniakum, 
aber dann sogleich der Myrrhe in hohem Grade ähnlich, wiewohl etwas kräftiger: 
auch ihr Geschmack ähnelt der Myrrhe, ist jedoch viel gewürzhafter und weniger 
bitter. Beim Kauen zeigt sie ein Knistern zwischen den Zähnen, was von einer 
eigenthümlichen erdigen Substanz herrührt, die man in durchsichtigen Splittern 
auch unter dem Mikroskope erkennen kann. 
Alkohol lóst 759 mit gelbbrauner Farbe auf; das nicht‘ Gelöste besteht 
aus Bruchstücken von Rinden, Bláttern und erdiger Materie. Gummi ist nicht 
dabei. Auch Aether, Chloroform und Terpenthinöl lösen das Harz vollständig, 
Alkalien dasselbe jedoch nur theilweise. 
Aus diesen Verháltnissen folgert MarscH einerseits, dass diese Karanna von 
einer in Panama einheimischen Burseracee stammt, welche noch zu erforschen 
sei, und andererseits dass sie mit keiner der für Karanna vorliegenden Be- 
schreibungen übereinstimmt (welche demnach von lauter untergeschobenen Drogen 
gemacht zu sein scheinen, wenn wir die von M. charakterisirte als die wahre 
und ursprüngliche anerkennen). 
Von der Bursera gummifera (die bisher als die Mutterpflanze der Karanna 
galt) glaubt M. vielmehr einen dem venetianischen Terpenthin ähnlichen sehr kleben- 
den Balsam, welcher in Panama gewonnen wird und dort Cative de Mangle heisst, 
ableiten zu kônnen. 
Schliesslich noch die Notiz, dass unter dem Namen Archipin MARTINY von 
SCHAFFNER in Mexiko ein Gummiharz erhielt, welches von Bursera gummifera 
stammen soll. Es besteht aus wallnussgrossen und grósseren tropfsteinfórmigen 
     
      
    
  
  
   
     
    
    
   
    
  
   
   
   
   
   
   
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
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