Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

   
     
       
     
    
  
    
   
   
      
  
  
  
   
  
   
     
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
    
   
    
   
   
    
  
   
   
   
    
    
     
424 Kopaivabalsam. 
vermuthet, dass LINNÉ unter dem Namen C. officinalis mehrere Arten zusammen. 
geworfen hat. DESFONTAINES bezeichnete die Pflanze der Antillen, Kolumbia’s 
und Venezuela's mit C. Jacquini, und KuNrH und HUMBOLDT beschränkten auf 
letztere den Namen C. officinalis. 
C. pubiflora BENTH. wurde zuerst im englischen Guiana und zwar von SCHOM- 
BURGK gefunden. Man gewinnt von ihr Balsam und sie scheint der C. officinalis 
sehr nahe zu stehen.  BENTHAM hielt sie aber spáter nur für eine Abart von 
C. Martini HEYNE. 
Den Namen C. rigida (mit steifen lederartigen Blättern) gab BENTHAM einer 
Species in den brasilianischen Provinzen Piauhy und Goyaz, einem kleinen Baum, 
von welchem man ebenfalls Balsam gewinnt. 
C. Martii kommt im nördlichen Brasilien und im englischen Guiana 
vor und 
liefert Balsam. 
C. Langsdorfii ist die bekannteste von den brasilianischen Balsam liefernden 
Arten. 
C. guianensis hielt man lange für die Mutterpflanze des aus Cayenne kommen. 
den Balsams; sie wüchst aber auch im nórdlichen Brasilien. 
C. oblongifolia MarT. und C. multipiga HavwE sind ebenfalls brasilianische 
Arten. 
Gebrüuchlichei Theil Der aus diesen (und vielleicht auch noch anderen) 
Arten der Gattung Copaifera fliessende Balsam. Nach KansTENS Beobachtung 
enthalten diese Báume harzführende Günge, welche oft mehr als zollbreit sind 
und die ganze Länge des Stammes durchziehen; die Wände des benachbarten 
Parenchyms würden verflüssigt und dadurch entstehe das Oelharz (der Balsam). 
Nur wenige Reisende haben über die Gewinnung des Balsams Näheres be- 
richet. Bekannt ist bloss, dass man, etwa 60 Centim. vom Boden entfernt, aus 
dem Stamme bis in dessen Mitte hinein ein keilförmiges Stück herausschneidet. 
Die Rinde selbst enthält nämlich keinen Balsam, und erst wenn die Axt beim 
Eindringen in das Holz (welches bis auf 15—20 Centim. weiss, weiter nach innen 
aber mehr oder weniger purpurroth ist) das Centrum (in etwa 3o Centim. Tiefe) 
erreicht hat, erscheint der B. und zwar in Form eines von Hunderten perlartiger 
Blasen erfüllten Stromes. Minutenlang hórt wohl der Strom auf, dann entsteht 
ein gurgelndes Geräusch, der Ausfluss beginnt wieder, und oft kann man binnen 
einer Minute } Liter voll auffangen. Wenn nichts mehr läuft, verstopft man die 
Oeffnung mit Wachs (oder Thon) und wenn man nach einigen Tagen diess ent- 
fernt, erneuert sich der Ausfluss und zwar ebenfalls reichlich. Ein kriftiger 
Baum liefert bis zu 40 Liter. Die Anhäufung des B. in seinen natürlichen Be- 
hältern scheint mitunter so zuzunehmen, dass der Stamm dem Drucke nicht mehr 
widerstehen kann und berstet. Spruce vergleicht das dadurch verursachte Ge- 
räusch mit dem Knalle eines Kanonenschusses *). Die Indianer sammeln den B. 
an den Ufern des Orinoko und seiner oberen Zuflüsse und bringen ihn nach 
der Stadt Bolivar (Angustura). Ein Theil davon gelangt über Trinidad nach 
Europa. Anderweitige reichliche Erndten geschehen an den Ufern der Zuflüsse 
des Kariquiari und Rio Negro und gelangen nach Para, ferner an den nördlichen 
Zuflüssen des Amazonenstromes. Auch Venezuela liefert B., er heisst dort Aceyte, 
während den Namen Balsamo dort das Sassafrasöl führt; die Sorte Marakaibo ist 
ebenfalls eine venezuelische. 
*) Aehnliches berichtet man von den alten Bäumen der Dryobalanops aromatica auf Borneo 
in Folge ihres grossen Gehalts an Kampheröl. 
  
  
  
  
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