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Kreuzdorn. 445
scheiden ist Wir schliessen uns vielmehr dem Ausspruche GEIGER's an, nur die
sark bitter schmeckenden Formen zu sammeln, dagegen die schwach bitteren
oder fast geschmacklosen in jedem Falle zu verwerfen, und wollen nicht unter-
lassen, in Uebereinstimmung damit erlàuternd auch noch das hinzufügen, was
BERG-GARCKE darüber sagen.
»KocH erklärt sich dahin, dass P. amara Jaco. bei welcher die Adern
an den Seitennerven der Kelchflügel nur wenig verzweigt sind, sehr bitter
schmeckt, wogegen P. calcarea, bei der diese Adern netzfórmig anastomosiren,
fast geschmacklos sei. Da aber auch eine geschmacklose Polygala mit wenig
verzweigten Adern an den Seitennerven der Kelchflügel vorkommt, so scheint
mehr als die botanische Verschiedenheit die Beobachtung von EBERMAIER,
dass diese Pflanze, die auf trocknem bergigem Standorte ausnehmend bitter ist,
auf feuchten Wiesen einen grossen Theil ihrer Bitterkeit einbiisse und nur
einen schwachen, erdbeerartigen, etwas widrigen Gechmack besitze, Riicksicht zu
verdienen. Hiermit stimmen auch sehr gut die Angaben von REICHENBACH,
Kunze, BERNHARDI und BESSER überein, dass P. uliginosa und austriaca, Formen
der P. amara, die auf sumpfigem Boden wachsen, in allen ihren Theilen fast ganz
geschmacklos sind, und die Beobachtung DrERBACH's, dass diese Form in einigen
Jahrgángen bitter schmecke, in anderen fast geschmacklos sei. Da also die medi-
cinische Wirksamkeit mehr vom Standorte als von der Form abhängig ist, so
muss die Pflanze von bergigen und trocknen Standorten gesammelt werden, und
ist ohne Rücksicht auf die Form jede schwach bittere oder geschmacklose P. amara
zu verwerfen und nur die stark bitter schmeckenden anzuwenden.«
Anwendung. Meist im Absud, auch als Extrakt, besonders gegen Lungenübel.
Geschichtliches. DrosKkORIDES erwähnt eine Polygala, aber so kurz und
undeutlich, dass es unmôglich ist zu unterscheiden, was er darunter versteht.
SIBTHORP und FrAAS wollen indessen in diesem Ilodvyahov und in der Polygala
des PLiNiUS P. venulosa, erkennen. Auch war in früheren Zeiten keine Art
der jetzigen Gattung P. allgemein officinell, und erst die Einführung der Senega
machte die Aerzte auf die einheimischen Arten aufmerksam. Die wahre P. amara
kommt zuerst bei C. GESNER 1595 vor; er nannte sie Amarella und spricht von
ihren purgirenden Kriften, die er an sich selbst probirt habe.
Polygala ist zus. aus xoAoc (viel) und yada (Milch), weil mehrere Arten die
Sekretion der Milch bei Kühen etc. befördern sollen.
Kreuzdorn.
(Amselbeerdorn, Hirschdorn, Hundebaumholz, Hundsbeere, Purgirwegdorn,
Wachenbeere.)
Cortex und Baccae Rhamni catharticae, Spinae cervinae oder domesticae.
Rhamnus cathartica L.
Pentandria Monogynia. — Rhamneae.
Strauch oder kleiner Baum von 1,5—3 Meter Hôhe, mit glatten, sparrigen
Aesten, die (zumal die älteren) in einen Dorn auslaufen. Die Blätter stehen
büschelweise und gegeneinander über, sind gestielt, oval-rundlich, fein gekerbt;
von zahlreichen Nerven durchzogen, glatt, zuweilen auch unten fein behaart.
Die kleinen gehäuft in den Blattwinkeln stehenden Blumen sind gewöhnlich
zweihäusig, der Kelch und die grünlich gefärbte Krone meist vierspaltig, mit ebenso