Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

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kleine aufrechte, pfriemfôrmige Afterblättchen. Am Rande des Blattstiels, etwas 
über dem Ende stehen 2 Drüsen. Die Blüthen an der Spitze der Zweige in auf- 
rechten einfachen Trauben, sind klein, grün, fast immer zu 3 beisammen und 
behaart. Die Kapsel von der Grösse einer Muskatnuss, weich, dreiseitig, sechs- 
furchig, dreifächrig. Die Samen füllen die Fächer aus. — In Ost-Indien, Cochin- 
china und auf den Molukken. 
Croton Pavana, Baum mit glänzenden, grünen unbehaarten Zweigen, ge- 
stielten abwechselnden, eiförmigen, glatten, zugespitzten, gesägten, dreirippigen 
Blättern. Auf jeder Seite des Blattes befindet sich am Rande in der Nähe des 
Blattstiels eine Drüse, die Afterblätter sind borstenförmig. Die Blumentrauben 
stehen an der Spitze der Zweige, die Blumen sind klein. Die Frucht ist drei- 
seitig, kreiselfórmig, eingedrückt, punktirt, borstig, aufgeblasen, so gross wie eine 
Haselnuss, nur kürzer und dicker, blassgrün; die Samen füllen die Fáücher nicht 
aus. — In Ava und im nordwestlichen Bengalen. 
Gebräuchlicher Theil. Der Same beider Arten; er ist von der Grösse 
einer kleinen Bohne, doch mehr gewölbt, 3—8 Millim. lang, 4—5 Millim. breit, 
oval-länglich, an beiden Enden stumpf, auf einer Seite etwas flacher als auf der 
andern; beide sind durch eine wenig vorspringende Naht verbunden. Ebenso 
zeigt sich auf der Mitte der oberen und unteren Hälfte der Schale eine Längs- 
line, die aber kaum vorspringt, und wodurch der Same z. Th. eine stumpf 
4kantige Gestalt erhàit. Farbe schmutzig graubraun, mit dunkleren Flecken, 
z. Th. fast schwarz oder hell brüunlichroth ins Gelbliche, mit schwärzlichen 
Flecken, matt, gleichsam bestäubt oder nur wenig fettschimmernd, Unter der 
dünnen zerbrechlichen Schale liegt der weissliche oder gelbliche ôlige Kern. 
Der Same ist geruchlos, entwickelt aber beim Erwärmen einen scharfen, die 
Augen angreifenden Dunst, der selbst Anschwellen des Gesichts veranlasst. Die 
Schale ist ohne alle Schärfe; der Kern schmeckt anfangs milde ôlig, dann aber 
hôchst scharf kratzend, brennend, sehr lange anhaltend, wirkt heftig purgirend, 
selbst giftig. 
Wesentliche Bestandtheile. Das durch Pressen oder Extraktion mit 
Lôsungsmitteln aus den Samen erhaltene fette Oel, von dem die Kerne etwa 
352 enthalten, gehôrt zu den nicht trocknenden Oelen und ist der Träger der 
Wirksamen Bestandtheile des Samens, weiche als scharfer und als purgirender zu 
unterscheiden sind. Der scharfe Bestandtheil wurde von SCHLIPPE isolirt, Cro- 
tonol genannt, und biidet eine terpenthindicke, gelbe harzige Masse von sehr 
schwachem Geruche, die im hohen Grade hautrôthend, aber nicht purgirend 
Wirkt. Den purgirenden Bestandtheil des Oeles dagegen rein abzuscheiden, ist 
bis jetzt noch nicht gelungen. — Die als Glyceride vorhandenen fixen Fettsäuren 
sind nach ScuurPEÉ Stearinsáure, Palmitinsáure, Myristinsáure, Laurinsáure und 
Elainsáure. Von flüchtigen Sáuren fanden GEUTHER und FRÖHLICH: Tiglinsäure 
(eigenthümlich, krystallinisch), Baldriansäure, Buttersäure und Essigsäure. Was 
BRANDES Crotonin nannte, ist nach WEPPEN fettsaure Magnesia, und nach GEUTHER 
und FRÖHLICH existirt auch dessen Crotonsäure nicht. 
Anwendung.  Ehedem in Substanz, jetzt fast nur noch das daraus ge- 
wonnene fette Oel als Drastikum und Rubefaciens. — Das weissliche leichte 
Holz des Baumes schmeckt nicht minder brennend und beissend und wirkt wie 
der Same. Die Wurzel gebraucht man auf Amboina gegen Wassersucht. 
Geschichtliches. Der Same wurde zuerst von den Arabern angewendet 
und scheint spät nach Europa gekommen zu sein. Das Holz erwähnt schon 
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