Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

452 Kryptokariarinde. 
der portugisische Wundarzt CHRISTOPHORUS DA COSTA in seinem 1578 zu Burgos 
gedruckten Werke über Arzneidrogen; den Samen beschrieb Jon. BaunIN unter 
dem Namen Pinei nuclei Moluccani sive purgatorii; der Ausdruck Grana Tiglii 
von tılos: Durchfall) kommt später vor. Die Pflanzen selbst lernte man erst 
durch RHEEDE und RumpH kennen und letzterer bemerkt, dass die Wundärzte in 
Indien aus dem Samen ein Oel pressen, wovon ein Tropfen in Kanarienwein ge- 
nommen ein gewóhnliches Purgirmittel ausmache. 
Kryptokaryarinde. 
Cortex Cryptocaryae. 
Cryptocarya pretiosa MART. 
(Mespilodaphne pretiosa N. und M.) 
Enneandria Monogynia. — Laureae. 
Baum mit an áltern Aesten aschgrauer und durch viele Lüngs- und Querrisse 
würfelfórmig getheilter Rinde, braunem, angenehm nach Cimmt und Orangeblüthen 
riechendem Baste; abwechselnden kurz gestielten, länglichen, oben und unten zu- 
gespitzten, glatten, glänzenden, fiedernervigen Bláttern, sehr kurzen Blüthenstielen, 
6theiliger Blüthenhülle mit einer kreiselfórmigen Róhre, weiss, drüsig punktirt, 
6—7 Millhim. im Durchmesser, die Abschnitte des Saums eifórmig und stumpf. 
Die 6 àussern Staubgefásse haben 4 übereinandergestellte Fácher; die 3 innern 
sind etwas lánger, und die fast vierseitige Anthere hat auf jeder Seite 4 Ficher. 
Die Staminodien der vierten Ordnung bestehen aus einem dicken Stiele mit einem 
eillanzettlichen Köpfchen. Der Fruchtknoten ist verkehrt eifórmig und in der 
Röhre der Blüthenhülle verborgen; der Griffel sehr kurz, die Narbe verdickt. 
Die junge unreife Frucht ‘ist kugelrund, erbsengross, von der stehenbleibenden 
Bliithenhiille umgeben und von ihren Abschnitten gekrönt, einer kleinen Mispel 
ähnlich; ausgewachsen erscheint sie durch Verlängerung der Röhre und durch 
das Abfallen ihres Saumes birnförmig, und hat dann ganz das Ansehn einer 
Feige. — Im Innern der brasilianischen Provinz Para am Rio negro. 
Gebräuchlicher Theil. Die Rinde; sie bildet etwa 15 Centim. lange, 
21—5 Centim. breite, flache und 2—4 Millim. dicke Stücke, ihre Oberfläche ist 
gewöhnlich noch mit einer Epidermis versehen, ohne Risse, von blassbrauner 
Farbe, doch diese oft durch zarte weissliche Flechtenlager verändert, oder es 
kommen auch kleine runde Warzen auf der Oberfläche vor. Die innere Seite 
ist ziemlich dunkelbraun. Der Bast grob und stark, daher im Bruche sehr dick- 
faserig. Der Längsschnitt zeigt abwechselnde Streifen von heller und dunkler 
Farbe. Geruch angenehm aromatisch, Geschmack aromatisch und etwas scharf, 
Wesentliche Bestandtheile. Nach BUCHNER, ein schweres ätherisches, 
dem Cimmtôle ähnliches Oel. Von sonstigen Bestandtheilen ist nichts angegeben. 
Anwendung. MARTIUS nennt diese Rinde Casca pretiosa (köstliche Rinde), 
um damit anzudeuten, dass sie in Brasilien in hohem Ansehn steht. Bei uns hat 
sie seit ihrem Bekanntwerden (1829) keinen Eingang gefunden. 
Cryptocarya ist zus. aus xpurtos (verborgen) und xapvov (Kern); die Frucht 
steckt in der beerenartigen geschlossenen Róhre der Blüthenhülle. 
Mespilodaphne ist zus. aus Mespilus und dxpvn (Lorbeer); hat Beeren ähnlich 
der Mispel. 
  
       
  
     
   
  
  
  
    
   
   
   
   
   
   
   
    
    
    
     
    
   
     
   
    
    
   
     
  
  
  
  
   
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