Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
  
   
   
  
  
    
  
  
  
   
   
   
  
  
   
   
  
   
  
  
  
   
   
  
  
  
   
   
  
  
  
   
  
  
   
    
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Mutterkorn. 
steht. Unter dem Mikroskope erkennt man in dieser Substanz unzählige eiförmige 
Zellen, wie sie auf den Basidien der Sphacelia wahrzunehmen sind. Die Ab- 
sonderung der Flüssigkeit hält mit der fortschreitenden Ausbildung des Gewebes 
der Sphacelie gleichen Schritt und lässt erst nach, wenn die Entwickelung der 
letzteren ihren Höhepunkt erreicht hat und die Bildung des eigentlichen Mutter- 
korns beginnt; dann schrumpft aber auch das Gewebe der Sphacelie zusammen, 
vertrocknet endlich gänzlich zu einer bräunlichen Masse, krönt nun als sogen. 
Mützchen das fertige Mutterkorn, und fällt später. ganz oder grösstentheils ab. 
Das fertig gebildete Mutterkorn ist aber, wie bereits bemerkt, einer Weiter- 
entwicklung fähig, indem es unter günstigen Umständen, wie 'l'ULASNE zuerst ent- 
deckte, Keulensphärien (C/aviceps) bildet. Mit Mutterkorn der letzten Erndte 
gelang KÜHN die Entwicklung dieser Sphärien immer, aber mit zweijährigen nie- 
mals. Im freien Lande entwickeln sich dieselben zur Zeit der Roggenblüthe des 
nächsten Jahres; selbst Bruchstücke des Mutterkorns sind dazu fähig. Die grösste 
Zahl von Claviceps-Köpfchen, welche K. aus einem Mutterkorn hervortreten sah, 
betrug 33. Die Stiele der Köpfchen sind von ungleicher Länge, an der Basis 
etwas stärkeren Durchmessers, und meist mit weisslichen Fasern bedeckt, im 
Uebrigen glatt und von anfangs bleicher, gelblicher, später röthlicher, endlich 
purpurvioletter Färbung. Die Köpfchen umschliessen die Stiele an ihrem Grunde 
nicht dicht, sondern ringförmig abstehend, sind von sehr verschiedener Grósse 
auch nach ihrer vollständigen Ausbildung, anfangs hell, mehr gelblich, später 
dunkler, röthlich oder violett. Ihre Oberfläche ist uneben, kleinwarzig, durch 
die hervorstehenden Mündungen der an der Basis eiformigen, etwas ausgebauchten 
und nach oben zugespitzten Sporenbehälter, welche in der ganzen Oberfläche des 
Köpfchens enthalten sind. Diese Sporenbehälter sind dicht erfüllt mit langen, 
mehr oder weniger gebogenen, nach unten stark verschmälerten, in der Mitte er- 
weiterten, nach oben gleichmässig wenig verengten Schläuchen. In diesen zarten 
ungefärbten Schläuchen sind die Claviceps-Sporen eingeschlossen; durch Zerreissen 
derselben treten sie nach aussen, gelangen durch Wind und Insekten auf die 
Roggenblüthe und leiten einen neuen Cyclus von Metamorphosen — Bildung von 
Sphacelia, Sclerotium etc. — ein. 
Die Verbreitung des Mutterkorns betreffend, so ist dasselbe keineswegs auf 
den Roggen beschränkt, kommt vielmehr auch auf den übrigen Getreide-Arten 
(Weizen, Gerste, Hafer, Hirse, Mais), dann noch auf einer grossen Anzahl anderer 
Grüser und selbst auf Cyperaceen vor. 
Gebriuchlich. Das auf die beschriebene Weise auf der Roggenpflanze 
entstandene Sclerotium oder Dauer-Mycelium der C/aviceps purpurea Tur. 
(Kentrosporium mitratum WALLR). Es sind 29—36 Millim. lange, 2—4 Millim. 
dicke, etwas gebogene, gegen die Spitze zu verjüngte, stumpfe, etwas biegsame 
und feucht, ein wenig klebrige Gebilde von dunkel graubrauner, ins Violette 
gehender Farbe, innen weisslich oder hell grauróthlich; auf einer oder auf zwei 
Seiten mit einer starken Lüngsfurche versehen und nicht selten rissig. Ihren 
innern Bau anlangend, so glaubte man früher, dass ihre Struktur von den meisten 
Pilzen abweiche, dass die auf dem Querschnitte stumpf 4—6eckigen Zellen an 
die parenchymatischen Gewebe der hóheren Pflanzen erinnerten, und dass in 
deren etwas geschlingeltem Verlaufe auf dem Lingsschnitte höchstens eine Nach- 
bildung des gewóhnlichen Pilzgewebes hervortrete. Es ist jedoch mehrseitig nach- 
gewiesen, dass bei den Pilzen kein polyédrisches Gewebe, wie bei den hóheren 
Pflanzen vorkommt; sie besitzen nur eine Form des Gewebes: das Fadengewebe, 
  
	        
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