Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

586 Nieswurzel. 
ein zweites Alkaloid (Jervin); Lurr und WRIGHT: noch 3 Alkaloide (Rubijervin, 
Veratralbin, Pseudojervin). 
Das eigens untersuchte Rhizom des Veratrum Lobelianum enthält nach 
SCHROFF Veratrin, nach DRAGENDORFF neben Jervin noch ein anderes Alkaloid 
(Veratroidin), und A. TOBIEN fand Jervin und Veratroidin nicht nur im Wurzel- 
stocke, sondern auch in den jungen Blättern.*) 
Verwechselung. Anstatt von den beiden oben genannten Pflanzen wird 
die weisse Nieswurzel auch wohl von Veratrum nigrum, einer im stdlichen 
Deutschland, Ungarn und Sibirien auf hohen Gebirgen vorkommenden Pflanze 
gesammelt. Diese Wurzel ist abgebissen, ebenfalls mit starken Fasern besetzt, 
oben schopfig. Die unteren Blätter verlängern sich in einen Blattstiel, die 
Blumenrispe ist weniger zusammengesetzt, und die Blumen sind dunkelpurpurroth. 
Anwendung. In Pulverform, Aufguss und äusserlich zu Waschungen. 
Macht einen Bestandtheil des Schneeberger Schnupftabaks, der STARKEY'schen 
Pillen und des Läusepulvers aus. Wird in neuerer Zeit fast nur noch von Thier- 
ärzten gebraucht. 
Geschichtliches. Das Veratrum album war schon bei den Alten eine hoch- 
berühmte Arzneipflanze; ob aber ihr 'EXAsgopoc Acuxog unsere Pflanze, ist noch 
fraglich. V. album oder nigrum wurden bisher nirgends in Griechenland ge- 
funden, obwohl SıBTHORP sie beide, letzteres namentlich in Laconiae montibus 
angiebt. 
Nieswurzel, winterliche. 
Radix Hellebori, Aconiti oder Eranthis hiemalis. 
Heileborus hiemalis X. 
(Eranthis hiemalis SALISB.) 
Polyandria Folygynia. — Ranunculeae. 
Perennirende Pflanze, deren Wurzel vielképfige, bräunliche, mit wenigen 
kleinen Fasern besetzte Knollen bildet, aus welchen mehrere langgestielte, schild- 
förmige, 24—5 Centim. breite, vielspaltige, glatte, glänzend grüne Blätter kommen, 
die in schmal-lanzettliche Segmente zerschnitten sind. Noch vor diesen Blättern 
kommen ebenfalls aus der Wurzel die einfachen aufrechten Blumenstiele, eine 
den Blättern ähnliche Hülle tragend, auf der die gelbe, den Ranunkeln ähnliche 
Blume sitzt; sie hat einen 5—8bláttrigen, kronartigen, abfallenden Kelch und 
lang genabelte, kleinere, nektarinfôrmige Blumenblätter, die ungleich zweilippig 
sind, so dass die innere Lippe nur ganz kurz ist. Die zahlreichen Kapseln sind 
langgestielt. — In schattigen Wáldern, zumal der Gebirge im südlichen Europa, 
in der Schweiz, Oesterreich, auch hier und da in Deutschland. 
Gebráuchlicher Theil Die Wurzel; ihre Knollen sind innen mehlich, 
gelblich weiss, mit dünner dunkler Rinde, geruchlos, von scharfem Geschmack. 
Wesentliche Bestandtheile. Nach VAuQueLIN: scharfer krystallinischer 
Stoff (Helleborin), Stirkmehl, Zucker etc. 
Anwendung. Obsolet. 
Eranthis ist zus. aus èap (Frühling) und dvdos (Blüthe); blüht sehr zeitig. 
  
  
*) Veratrum viride, eine in Nord-Amerika officinelle Art, enthiilt nach den überein- 
stimmenden Versuchen von PEPCY, RICHARDSON, WORMLEY und WORTHINGTON nur Veratrin, 
hingegen nach BULLOCK nur Jervin, kein Veratrin; nach LUFF und WRIGHT noch: Cevadin, 
Rubijervin und Pseudojervin. 
     
   
  
   
   
    
    
      
   
   
     
  
  
   
   
   
    
      
  
  
  
  
   
    
    
    
   
  
   
  
  
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