Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

614 Orange. 
zeitig bekannt geworden sein; auch ist es möglich, dass anfangs Citronen und 
Orangen nicht als verschiedene Arten betrachtet, sondern mit einem uud dem- 
selben Namen belegt wurden, eine Ansicht, die bereits H. CARDANUS, A. Nr. 
BRISSENSIS und J. COMMELYNUS vertheidigten, wonach die so viel besprochenen 
fabelhaften Aepfel der Hesperiden ebenso gut Orangen als Citronen gewesen 
sein können. NICANDER von Colophon, der r5o v. Chr. lebte, Spricht von dem 
medischen Apfel (Citrone), den man auch Neranzion, also Pomeranze nenne, 
denn diese Früchte heissen noch gegenwáürtig Naranjo oder Arancio auf der 
pyrenüischen Halbinsel. Die Stadt Arantia in Peloponnes hat wohl eher ihren 
Namen von den Pomeranzen, als diese von ihr; auch hat man den Namen von 
den Araniern, einer persischen Vólkerschaft, abgeleitet, und nicht minder auf die 
schóne goldgelbe Farbe der Früchte das Wort Aurantium bezogen. Bestimmt 
unterschieden die alten arabischen Aerzte die Citronen von den Orangen. Risso 
hált es für wahrscheinlich, dass man den Arabern die Einführung des Baumes in 
allen jenen Làndern verdanke, wo sie ihre Herrschaft ausdehnten. Gegen das 
11. Jahrh. soll er schon in allen Inseln des mittellindischen Meeres sehr ver- 
breitet gewesen sein. 
Bigaradia ist das franz. Bigaradier, womit man diese Species in Frankreich 
bezeichnet. 
Orange, süsse. 
(Süsse Pomeranze, Apfelsine.) 
Pola, Flores, Poma (immatura u. matura), Cortex u. Oleum Aurantü ; Flores 
Naphae, Oleum Neroli. 
Citrus Aurantium Risso. 
Polyadelphia Polyandria. — Auranticac. 
Stamm an der Basis glatt, weissgrau mit oft dornigen Zweigen. Die Blätter 
sind am Rande leicht gekerbt, glatt, dunkelgrün, oval-länglich zugespitzt, ziemlich 
lang gestielt, und diese Stiele wenig oder gar nicht geflügelt. Die Blumenstiele 
stehen einzeln, und jeder trügt 2 bis 6 stets fruchtbare Blumen. Der Kelch ist 
blassgriin, oval-linglich, die Krone schén weiss, mit griinlichen Driisen besiit, 
Staubfáden 20— 22, gewóhnlich je zu 4 miteinander verbunden. Die Frucht ge- 
wóhnlich kugelrund, apfelfórmig, mit orangefarbiger, glatter, meist sehr dünner 
Schale, der innere Raum in 9—11 Fächer getheilt, und enthält in einer gold- 
gelben bis rothen süssen saftigen Pulpe mehr oder weniger Samen, welche rund- 
lich und an beiden Enden stumpf sind. Es giebt zahlreiche Spielarten. 
Unter dem Namen Citrus Aurantium begreift LiNNÉ sowohl den bitteren als 
auch den süssen Orangenbaum; auch ist es nicht unwahrscheinlich, dass letzterer 
durch Cultur aus dem ersten hervorgegangen ist, und beide also aus Varietüten 
einer und derselben Art stammen. (S. auch am Schlusse: Geschichtliches.) 
Gebräuchliche Theile. \ Hier gilt im Wesentliches alles das, was bei 
Wesentliche Bestandtheile. f der bitteren Orange gesagt worden ist. 
Anwendung. In Deutschland werden die süssen Orangen als Arzneimittel 
wenig beachtet, mehr benutzen sie die Aerzte der südlichen Länder. Frisch ver- 
ordnet man sie als diätetisches Mittel bei Skorbut, Heiserkeit, chronischen Ka- 
tarrhen, Halsschwindsucht etc.; weit häufiger aber werden sie bloss ihres Wohl- 
geschmackes wegen verspeist. 
Geschichtliches. Wenn den Griechen und Römern die bittere Orange 
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
    
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