Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

  
616 Osmitopsiskraut. 
es, angeblich zur Erhóhung der Güte des Farbstoffes, mit Urin an, wührend aus 
Jamaika und Ostindien die Waare gleich trocken in den Handel gelangt. 
Der feuchte Orlean ist eine bräunlich rothe teigartige, hôchst widerlich urin- 
artig riechende Masse; der trockene besteht in dunkelrothen Kuchen oder Rollen. 
In Wasser löst sich fast nichts davon auf, Weingeist, Aether, Oele dagegen lösen 
ihn grösstentheils zu einer lebhaft gelbrothen Tinktur, und in Alk 
alien löst er 
sich mit dunkelrother Farbe. 
Wesentlicher Bestandtheil. Eigenthümlicher rother Farbstoff (Bixin, 
Orellin) von Jouw, GIRARDIN, STEIN, ETTI untersucht. Ganz rein ist er ein 
krystallinisches, dunkelrothes Pulver, mit Stich ins Violette ‚und Metallglanz. 
Verfälschu ngen. Dahin kann man kaum das Anfeuchten mit Urin rechnen. 
da es den Farbstoft nicht nur nicht beeinträchtigt, sondern sogar verbessern soll. 
Wohl aber kommen betriigerische Zusitze wie Ocker, Colcothar, Bolus, 
Ziegelmehl vor, welche sich beim Behandeln mit Weingeist sofort durch Ab- 
setzen zu erkennen geben. Gut ausgetrockneter Orlean darf höchstens 10% Asche 
hinterlassen, und diese muss weiss aussehen. Nach SCHRAGE trifft man im Han- 
del Orlean, welcher getrocknet nur zu einem Drittel aus dem in All 
Farbstoffe besteht; die anderen zwei Drittel sind Gummi. 
Anwendung. Ehedem innerlich; er soll abfiihrend wirken. In Amerika 
dient er noch als herzstärkendes Mittel, bei hartnäckigen Ruhren, auch statt Saf- 
ran, den er zumal in Pflastern auch bei uns ersetzen muss. 
Orlean hauptsächlich zum Orangefärben der Wolle und Seid 
Butter, des Käses, der Seife. 
Geschichtliches. Der Name Orlean kommt von Orellana oder Orelhana, 
dem vormaligen Namen des Maranhon oder Amazonenstromes, an dessen Ufern 
kohol lôslichen 
Sonst dient der 
e, zum Färben der 
der Baum häufig wächst. MARrTIvs leitet ihn von FRANCISCO DE ORELLANA, dem 
ersten Beschiffer des Amozonenstromes (1541) ab, der aber seinen Zunamen 
jedenfalls erst von dem alten Namen dieses Stromes erhielt.) — GoNzaLo HERMAN- 
DEZ OviEDO DE VALLES, spanischer Statthalter von Hispaniola und Darien, er- 
wáhnt den Baum schon unter dem Namen Bixa (Biché im Brasilianischen) in 
seiner 1525 edirten Geschichte von Amerika. In den Schriften Piso’s ( 1648) 
kommt der Name Urucu vor, wie er die Droge nennt, aus der man eine Tinktur, 
Orellana genannt, mache. CLUsıus nennt den Baum Bixa Oviedi und C. BAUHIN 
Arbor mexicana fructu castaneae coccifera. Als officinelles Mittel führt SAMUEL 
DALE den Orlean in seiner Pharmakologie unter dem Samen Achiotl Officina- 
rum seu Medicina tingendo apta auf, und spricht von der Anwendung gegen 
Fieberhitze, blutige Durchfälle und als zertheilendes Mittel bei Geschwulsten. 
Osmitopsiskraut. 
Herba Osmitopsidis. 
Osmitopsis asteriscoides Cass. 
Syngenesia Superflua. — Compositac. 
Krautartige Staude mit punktirten Blättern, sitzenden Blüthenköpfchen, ge- 
schlechtslosen Zungenblüthen und kahlen Achenien. Sonst mit Osmites überein- 
stimmend. — In Süd-Afrika. 
*) Dagegen gab jener FRANCISCO dem grossen Strome den 
o 2 J > 
Namen Amazonenstrom, und 
zwar auf ein blosses Gerücht hin, dass in seiner Näl 
1e eine Republik kriegerischer Frauen existire. 
    
   
    
     
     
  
  
   
    
     
    
   
   
  
     
    
   
  
    
    
    
    
   
    
     
   
    
    
   
      
      
	        
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