Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

762 Seidelbast. 
Die Rinde enthält nach GwELIN und Barm dieselben Bestandtheile wie die 
des gemeinen Seidelbastes. 
Daphne Cneorum L., der rosmarinblátterige Seidelbast, das Steinróschen 
oder der wohlriechende Kellerhals, ist ein nur 7—30 Centim. hoher, niederliegender, 
zierlicher Strauch mit immergrünen, glatten, schmal lanzettlichen Bláttern und am 
Ende der Zweige in Büscheln stehenden hellrothen, selten weissen, sehr 2ngenehm 
riechenden Blumen. — Hie und da in Deutschland (Baden, Bayern, Schwaben), 
der Schweiz, Frankreich, Ungarn u. s. w. auf hohen Gebirgen und Alpen. 
Nicht. näher untersucht. 
Daphne Laureola L., der lorbeerartige Seidelbast, ist ein kleiner aufrechter 
Strauch mit grossen immergrünen, glänzenden, denen des Lorbeers ähnlichen 
Blättern, gelblich-grünen Blumen in überhängenden Trauben und ovalen bläulich 
schwarzen Früchten. — In gebirgigen Gegenden des mittleren Europa. 
Ebenfalls nicht näher untersucht. 
Geschichtliches. Während die alten Griechen und Römer unsern gemeinen 
Seidelbast (Daphne Mezereum), als eine dem südlichen Europa fremde Pflanze, 
nicht kannten, auch D. Cneorum in ihren Schriften nicht vorkommt, so gehörten 
doch einige andere Arten der Gattung Daphne zu ihren ältesten Arzneimitteln, 
Nämlich: D. Gnidium ist die Ovpelaı des DIOSKORIDES und die Casia herba der 
Rómer; deren Früchte waren die berühmten gnidischen Kórner, xoxxot qvtot, bei 
HIPPOKRATES auch bloss xoxxot genannt, welche in Mehl, Honig etc. eingehüllt 
als Purgans gegen mancherlei Krankheiten dienten. — D. alpina deutet SPRENGEL 
auf die Axpvordes des DIOSKORIDES, und Fraas pflichtete ihm bei, wobei nur der 
Umstand hinderlich ist, dass DIOSKORIDES die Friichte schwarz nennt, was eher 
auf D. Gnidium passen würde, wenn sie trocken, noch besser aber auf D. Laureola 
passt, da deren Früchte schon im frischen Zustande schwarz sind. Auch hat be- 
reits CAESALPIN diese Art für des DIOSKORIDES Auqmvordes erklärt. ARCHIGENES von 
Apamea wendete dieselbe bei Wassersucht an, und Rurus von Ephesus benutzte 
die noch grünen Blätter als Brechmittel. — D. oleoides L. ist die Xapauea des 
DIOSKORIDES und das Kwnstpoy des GALEN U. A. — D. Tartonraira ist des 
THEOPHRAST Kvewpos Aevxos, sein Kvewpos jehas aber eine andere Thymelaea: 
Passerina hirsuta, welche zugleich des DioskORIDES zweite Xapoumirtog ist. 
Auf D. Mezereum übergehend, so findet man diese Pflanze zuerst zu Anfang 
des 16. Jahrhunderts bei Hieronymus TRAGUS unter dem Namen Thymelaea oder 
Mezereum germanicum niher beschrieben und abgebildet. Weitere Nachrichten 
darüber bringt PETER UFFENBACH in seiner 1609 erschienenen Flora; sie betreffen 
aber vier Pflanzen, welche als Chamaelea oder Mezereon, Thymelaea, Daphnoides 
und Chamaedaphne unterschieden sind. Diese Arten beschreibt auch die Pharmacopoea 
ulmica von 1676. Seitdem kommt der Seidelbast in allen medicinischen Werken 
vor, doch scheint man nicht immer bloss D. Mezereum darunter zu verstehen, so 
in der Schatzkammer von Jou. Worr aus dem Jahre 1:755, wo die Pflanze als 
Chamaelea germanica, Laureola major, Piper montanum, Leo terrae bezeichnet 
wird. 
Der seltsame Name Kellerhals scheint aus den beiden Worten Ace und 
Hals entstanden zu sein; P. UrrENBACH bemerkt námlich u. a. bei der Thymelaea: 
die Samen pflegen Kehle und Hals nicht wenig zu entzünden, sind daher ohne 
Einhüllen in Mehl und Weinbeeren nicht zu gebrauchen. 
Daphne von duevn (Lorbeer), weil mehrere Species dieser Gattung durch 
ihre Blütter und Früchte dem Lorbeerbaume im Kleinen ähnlich sind. 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
    
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