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Spigelie.
Gebráuchliche Theile. Die Wurzel und das Kraut.
Die Wurzel besteht aus einem kleinen, kurzen, kaum federkieldicken,
dunkelbraunen Stock, aus dem sehr viele dünne, fadenfórmige, dunkelbraune
Fasern entspringen, hat fast das Ansehen der Serpentaria, riecht stark widerlich
und schmeckt ekelhaft salzig bitterlich.
Das Kraut riecht und schmeckt ähnlich.
Wesentliche Bestandtheile. In der Wurzel nach WACKENRODER: eine
scharf, bitter und widrig schmeckende Substanz, scharfes Harz, Gerbstoff, Fett.
In dem Kraute nach demselben: Gerbstoff, Harz, Wachs etc. Nach L. DUDLEY
enthält die Pflanze ein dem Coniin, Lobeliin und Nicotin ähnlich sich verhaltendes
Alkaloid (Spigelin), das aber von Kaliumquecksilberjodid nicht, wie jene drei,
gelb, sondern weiss präcipitirt wird.
Anwendung. Als Wurmmittel, namentlich die Wurzel.
Geschichtliches. Wurde 1740 von den Aerzten LINNING und GARDEN in
die Materia medica eingeführt. Nach GmirrrTH soll aber nur die frische Wurzel
sich heilkräftig bewähren.
Spigelia ist benannt nach ADR. VAN DER SPIEGEL, geb. 1558 in Brüssel, Arzt
in Máhren, 1616 Professor der Anatomie in Padua, T 1625.
Spigelie, wurmtreibende.
Radix und Herba Spigeliae anthelmiae.
Spigelia anthelmia L.
Pentandria Monogynia. — Spigeliaceae.
Einjährige, 30—45 Centim. hohe Pflanze mit zaseriger, haariger, aussen
schwarzer, innen weisser Wurzel, hohlem Stengel, der oben dicker ist als an der
Wurzel, ganzrandigen lanzettlichen Blättern, von denen die unteren gegenüber-
stehend und gestielt, die oberen zu 4 stehend und sitzend sind. Die Blumen
bilden eine einseitige Aehre, sind klein, blass violett. — In Süd- und Mittel-
Amerika.
Gebräuchliche Theile. Die Wurzel und das Kraut; beide riechen
widerlich, und schmecken widerlich. bitter und scharf.
Wesentliche Bestandtheile. In der Wurzel und im Kraute nach FENEULLE:
ütherisches Oel, Bitterstoff (das Wurmtreibende), Harz, Zucker, Fett, Schleim,
Gallussáure etc. Wahrscheinlich auch dieselbe alkaloidische Substanz wie in der
vorigen Pflanze.
Anwendung. Auf den Antillen als Wurmmittel, in Form des ausgepressten
Saítes der Pflanze oder des Pulvers der Blütter, jedoch vorsichtig und in sehr
kleinen Gaben. Die frische Pflanze ist nàmlich für den Menschen, sowie für
viele Thiere ein geführliches Gift: schon die Ausdünstung derselben kann sehr
nachtheilig werden, auch bedienen sich die Neger oft dieser Pflanze, um aus
Rachsucht Menschen oder Thiere damit zu tódten.
Geschichtliches. Diese Pflanze heisst auf den Antillen beim Volke
Brinvilliers, weil die beriichtigte Giftmischerin Marquise vON BRINVILLIERE, welche
zu der Zeit LupwiG's XIV. lebte, sich derselben zu ihren Verbrechen bedient
haben soll. — Die Engländer nennen sie Worm-grass, und scheinen deren
anthelminthische Eigenschaft von den Eingeborenen kennen gelernt zu haben.
Dr. BRowwE stellte 1748 Versuche damit an, und fand diese Eigenschaft be-
stätigt, nach ihm auch BERGIUS.