Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

812 Sternanis. 
zusammengedrückten, fast eifórmigen bauchigen Kapseln, mit etwas nach vorn 
gekrümmter Spitze, die aussen hell nelkenbraun oder rostfarben, runzelig, matt, 
auf der vordern Seite klaffend, innen glatt und glänzend sind, aus einer etwas 
lederartigen Haut und festen Schale bestehend, die einen flachen eifórmigen, 
hell rothbraunen, glánzenden Samen einschliesst mit bráunlich em óligem Kerne, 
Der Sternanis riecht angenehm aromatisch, anisartig, schmeckt süsslich gewrz- 
haft und lieblich. 
Wesentliche Bestandtheile. Nach MEISSNER in 100 Th. der Kapseln; 
5,3 ätherisches Oel, 2,8 fettes Oel, 10,7 rothbraunes Hartharz, 3,2 eisengrünender 
Gerbstoff u. s. w. In 1oo Th. der Samen: 1,8 ither. Oel, 19,2 fettes Oel, kein 
Gerbstoff etc. Das vom Verf. mit aufgeführte Stürkmehl konnte weder in den 
Kapseln, noch im Samen nachgewiesen werden. Das ütherische Oel riecht 
anisertis, jedoch feiner, ist dünnflüssiger, leichter als Wasser und erstarrt erst 
bei 6°. 
Verfälschung. In neuester Zeit ist Sternanis in den Handel gelangt, von 
dem das ätherische Oel schon abdestilirt war. Er kennzeichnet sich leicht 
durch den Mangel an Geruch und Geschmack. Ferner ist in Holland, England, 
Hamburg, Schweden ein Sternanis aufgetaucht, der weniger aromatisch ist, 
cubebenartig riecht, scharf und bitter schmeckt, dessen Carpellen weniger runzelig, 
mit einem spitzigern, etwas gekrümmten Schnabel versehen sind, weit offen stehen 
und hell braungelben Samen enthalten, wührend die Carpellen des echten 
Sternanis fast geschlossen sind und kastanienbraunen Samen enthalten. Fr 
stammt von dem in Japan einheimischen //icium religiosum SEB. und besitzt 
giftige Eigenschaften, weshalb man sich also um so mehr davor zu hüten hat. 
Eine chemische Prüfung dieser Frucht von EvkKMANN ergab in dem geschälten 
Samen 52,2, in dem ungeschälten 30,52 eines blassgelben, nicht trocknenden 
fetten Oeles, welches bei — 7? trübe, bei — 20? butterartig wird, und (mittelst 
Petroleumáther gewonnen) vóllig unschädlich ist. Dagegen steckt nach E. die 
Giftigkeit der Droge in einem eigenthümlichen krystallinischen Kórper (Sikkimin, 
nach Szkkimi, dem japanischen Namen der Frucht, benannt), welcher kein Glykosid 
ist, auch keinen Stickstoff enthält, sich wenig in kaltem Wasser, leichter in 
heissem Wasser, Aether, Chloroform, leicht in Alkohol, Eisessig, nicht in 
Petroleumäther, auch nur wenig in Alkalien löst. (Geschmack?) 
Anwendung. Meist im Aufguss als Thee. Das ätherische Oel, meist 
schon in China bereitet, dient massenhaft zur Liqueurfabrikation. 
Geschichtliches. Den Sternanis brachte zuerst gegen das 16. Jahrhundert 
ein gewisser THomas CANDI von den Philippinen nach London, wo Crusivs 
Exemplare von dem Hofapotheker Huco MORGAN und dem Droguisten Jaxon 
CARET erhielt, sie beschrieb und abbilden liess, aber von dem Baume selbst 
noch keine Kenntniss hatte. Dieser wurde erst später durch PLUKENET, KAEMPFER, 
THUNBERG, LOUREIRO und v. SiEBOLD beschrieben. P. HERRMANN führt ihn in 
seiner Cynosura Materiae medicae unter dem Namen Semen Anisi chinensis auf; 
auch nennt er ihn Anisum stellatum und Foeniculum sinense, sowie Semen 
Badianum. Man bezog ihn früher vorzugsweise aus Russland, wo er mehr als 
Gewürz diente. 
Illicium von Z/cere (anlocken, reizen), in Bezug auf das Aroma der Frucht. 
Badian von badius (braun), in Bezug auf die Farbe der Samen und ihrer 
Kapseln, 
    
   
   
   
   
    
    
     
    
      
          
   
   
     
     
     
     
     
       
         
       
     
    
  
    
           
    
   
    
  
     
      
  
       
    
    
  
  
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