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825 Tabak.
konstatirte. BARRAL dagegen behauptet, die organische Säure des Tabaks sei
weder Aepfelsäure noch Citronensäure, sondern eigenthümlicher Natur, sie
krystallisire in Blättern u. s. w., und er nennt sie daher Nikotinsäure.
Die Wurzel und der Same des Tabaks sollen nach O. HENRv und Bournox-
CHARLARD ebenfalls Nikotin enthalten. Was den Samen betrifft, so ist diese An-
gabe eine irrige, denn nach der sorgfältigen Untersuchung von BRANDL enthält
derselbe: Fettes Oel, Proteinsubstanz, Harz, Zucker, Gummi, eisengrünende Gerb-
säure, Oxalsäure, aber kein Alkaloid. Dieser Same schmeckt auch gar nicht
tabakähnlich, sondern ganz milde ölig, und kann ohne Schaden lothweise ge-
nossen werden.
Der Tabak gehört zu den aschenreichsten Gewächsen; die trocknen Blätter
hinterlassen beim Verbrennen durchschnittlich 24% Rückstand.
Verwechselung. Mit Nicotiana rustica; ihre Blätter sind eiförmig, stumpf,
gestielt, klebrig, die Kelchabschnitte rundlich stumpf, die Kronen mit sehr kurzer
Röhre und fast glockiger Form, am Schlunde etwas verengt, der Saum ausge-
breitet, gelblichgrün, zugerundet.
Anwendung. Selten als Arzneimittel; im Aufguss innerlich, als Klystier.
Aeusserlich gegen Hautausschläge und Ungeziefer. Sein allgemeiner Gebrauch
und Missbrauch zum Rauchen und Schnupfen ist bekannt. Zu diesem Zwecke
wird der Tabak meist besonders vorbereitet, mit Salzen, gewürzhaften Substanzen
vermengt und einer Art Gährung (Beitze) ausgesetzt, dann weiter zu Karotten
u. S. W. verarbeitet oder gesponnen und geschnitten.
Geschichtliches. Als die Spanier im Jahre 1492 auf Kuba landeten,
fanden sie dort schon den Tabak und die Sitte des Rauchens so verbreitet, dass
die Einwohner den ganzen Tag über sich in Tabaksrauch einhüllten (um die
lästigen Stechfliegen zu verscheuchen!); sie wickelten nümlich die trockenen
Blütter cylinderfórmig zusammen, und zündeten diese Cylinder, welche sie Tabako
nannten, an einem Ende an. Man sieht hier den ersten Ursprung der Cigarren,
und bemerkt auch, dass der Name jener Cylinder auf die Pflanze übertragen
wurde, und das jetzt so.gewóhnliche Wort "Tabak keineswegs von der Insel
Tabago herrührt, wie MONARDES irrig angab. Diese ganze Nachricht rührt von
FERD. CoLON, dem Sohn des CHRISTOPH. COLON (COLUMBUS), her, und sie wird
von mehreren gleichzeitigen Schriftstellern bestätigt. — Die Ureinwohner von
Amerika rauchten übrigens nicht bloss, sondern sie kannten auch schon die Ge-
wohnheit Tabak zu schnupfen und zu kauen, und nicht minder benutzten sie
auch schon die Pflanze als Arzneimittel. Das Schnupfen war zumal Sitte der
Priester, sie schnupften ex o/ficio (wie heutzutage die katholische Geistlichkeit),
betáubten sich auch durch den Rauch und spielten dann die weissagende. Rolle
der delphischen Pythia. Als Medikament liessen die Priester auch Kranke
schnupfen, wie RoMAN PANE erzählt, den man oft irrig als den ersten Entdecker
des Tabaks ausgegeben hat. Das Tabakkauen bemerkten die Spanier im Jahre
I503 bei den Bewohnern des Flusses Rio Belem. Die erste genauere Be-
schreibung der Tabakpflanze gab in einem :525 gedruckten Buche GoNzaLOo
HERNANDEZ ORIEDO VALDEZ; gar nicht unpassend vergleicht er das Gewächs mit
dem Bilsenkraute. ANDREAS THEVET, ein französischer Karmelitermönch, der in
den Jahren 1555 und 1556 in Brasilien war, fand dort ebenfalls schon den Tabak
unter dem Namen Petum verbreitet; er lieferte die erste, aber freilich rohe und
schlechte Abbildung der Pflanze, die er mit einem Buglossum vergleicht; auch
bemerkte er, dass die Brasilianer den Tabak in Palmblätter eingerollt rauchten.
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